Eigentlich wollte ich ja die hellblaue Farbe für die Niederlage in Leverkusen und den dann bis Saisonende feststehenden Platz 17 verantwortlich machen. Vielleicht noch den neuen Trainer mit seiner komischen Aufstellung und überhaupt. Aber was soll ich sagen?
Wir haben in der Chemiestadt und beim Champions-League-Aspiranten gewonnen. Sogar verdient. Finde ich deswegen die Farbe gut? Ist Frank Kramer jetzt zusammen mit Samir Arabi mein Held? Nein! Aber das werde ich zu passenderer Gelegenheit als nach diesem Auswärtssieg erneut thematisieren. Jetzt bin ich erst einmal nur froh. Denn ich hatte nicht wirklich mit einer derart starken Leistung gerechnet.
Nach diesem schlimmen Fußballabend gegen Werder Bremen war mir gar nicht wohl, weder im Nachgang des Spiels und schon gar nicht mit Blick auf das Auswärtsspiel am Autobahnkreuz in Leverkusen. Der Pessimist in mir gewann die Oberhand. Ich fühlte förmlich, dass der Bundesliga viel daran gelegen zu sein scheint, uns aus der Liga zu kicken. Wenn es denn wenigstens durch Kicken wäre. Aber die immer noch falsche Rote Karte und ein möglicher Handelfmeter schienen diese Ängste zu schüren.
Und dann spielt die Arminia recht selbstbewusst und hinten so konsequent wie vorne zielstrebig. Als die Gastgeber dann in Minute 85 den Anschlusstreffer nach langer Überprüfung durch die Köln-Deutzer Kelleristen anerkannt bekamen, war klar, dass wir noch verlieren würden. Denn mein Optimismus war nach dem Bremen-Spiel wie ausgelöscht.
Nur noch wenige Minuten waren zu spielen, und irgendwie schossen die Leverkusener überall hin, aber eben nicht ins Tor. Alles, was aufs Tor kam, bereinigte ein unfassbar starker Stefan Ortega. Liebe Luis Enrique und Joachim Löw, wollt ihr einen mitspielenden, starken Keeper? Hier in Ostwestfalen ist er! Für mich, natürlich ganz neutralen Fußballzuschauer, aktuell der stärkste Torhüter weltweit. Und in diesen letzten Minuten hatte ich sogar Freude an Sergio Córdova, der an der linken Eckfahne durch eine Fatmir-Vata-Imitation einen guten Teil der viel zu langen 6 Nachspielminuten herunterlaufen ließ. Großartig.
Wären wir dabei gewesen . . .
Sieg. Freude. 3 Punkte und Nichtabstiegsplatz. Aber der noch nachhallende Pessimismus fand sofort noch die eine schlechte Erbse im 5-Kilo-Tiefkühlbeutel. Denn wir wären mit 4.000 oder gar 5.000 Arminen dort live dabei gewesen. Wir hätten geschrien, gejubelt, wären am Ende fast verzweifelt und hätten dann so sehr gejubelt und unsere Torschützen mit „Watashitachi no gōrusukoarā wa takaku ikirubekidesu!" hochleben lassen. Ich entschuldige mich schon mal für mein holpriges Japanisch. Kazuo Ozaki ist ja auch schon lange weg aus Bielefeld.
Auf jeden Fall hätten wir die 180 Kilometer nach Hause durchgehend gesungen und gefeiert. Mit einem zugekniffenen Auge hätten wir alle ein frisches Trikot mit dem richtigen Blau bereitgelegt für die Schule, die Arbeit oder fürs Homeoffice. Alles wird gut! Wir bleiben drin in der Liga und können nächste Saison vielleicht doch alle und in alle Stadien und vor allem in unser wunderschönes eigenes an der Melanchthonstraße!
Euer Armine von der Süd!