Neue Zahlen zu Straftaten

Kriminalität in NRW geht zurück – doch einige Delikte werden häufiger

Innenminister Reul präsentiert verbesserte Zahlen. Nach Feiern ist dem CDU-Politiker aber nicht zumute. Denn eine Kurve zeigt in NRW weiter nach oben.

NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) zeigt sich trotz leicht verbesserter Zahlen bei der Kriminalitätsstatistik besorgt. | © Henning Kaiser/dpa

Ingo Kalischek
12.03.2025 | 12.03.2025, 19:29

Düsseldorf. Das Land NRW verzeichnet nach zwei Jahren des Anstiegs erstmals wieder einen Rückgang bei den Kriminalitätszahlen. Die Polizei hat im vergangenen Jahr im Bundesland knapp 1,4 Millionen Straftaten erfasst – und somit rund 14.000 Fälle weniger als im Vorjahr. Das ist ein Rückgang um ein Prozent.

„Das tut gut und ist auch für mich hilfreich“, sagte NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) bei der Vorstellung der Zahlen. Der Anstieg der Fallzahlen sei erfolgreich ausgebremst worden. „Aus dem Anstieg ist kein Trend geworden; wir können das als pandemische Nachwehen archivieren.“ Doch Reul warnte zugleich davor, dass die Kriminalitätszahlen „wandelbar“ blieben und auch wieder ansteigen könnten.

Die Ermittlerinnen und Ermittler konnten mit insgesamt 53,5 Prozent mehr als jeden zweiten Fall aufklären. Das entspricht in etwa dem Bestwert aus dem Vorjahr. Doch euphorisch wirkte Reul bei der Vorstellung keineswegs.

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Erneuter Anstieg bei Messertaten in NRW

Weiter nach „oben“ zeigt die Kurve bei Delikten, bei denen das Messer als Tatmittel eingesetzt wurde. 7.300 Taten im Jahr 2024 bedeuten einen Anstieg von 21 Prozent. Insgesamt ermittelte die Polizei in NRW im vergangenen Jahr knapp 475.000 Tatverdächtige – davon waren rund 305.000 Deutsche und 168.000 Nichtdeutsche. Um fast 16 Prozent zugenommen hat die Zahl der Morde und Mordversuche von 154 auf 180. Beim Versuch blieb es in 124 Fällen.

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Mit Blick auf die Gewalttaten sagte Reul, dass die Polizei oft an den Symptomen „herumdoktern“ müsse. „Eigentlich ist Fäuste schwingen ziemlich mittelalterlich.“ Die Opposition ist der Meinung, dass die Zahlen für das Land keinen Anlass bieten, um sich zurückzulehnen. NRW müsse vor allem stärker gegen schwere Gewaltverbrechen und Cybercrime vorgehen.

So sind die Delikte im Bereich Cybercrime im vergangenen Jahr um rund acht Prozent auf knapp 23.000 Fälle gestiegen. Hier lag die Aufklärungsquote nur bei rund 33 Prozent. Die errechnete Schadenssumme betrug mehr als 32 Millionen Euro.

Einen Schwerpunkt legt das Land NRW seit einiger Zeit auf die Bekämpfung von sexuellem Kindesmissbrauch. In 2024 ermittelte die Polizei 9.000 Fälle von Kinderpornografie. Die Ermittler erhielten fast täglich neue Hinweise zu Missbrauchstaten, sagte Reul. „Die Schreibtische der Kollegen sind rappelvoll.“ Es sei für die zuständigen Polizisten eine riesige Belastung, sich das Beweismaterial in Form von Bildern und Videos ansehen zu müssen, sagte Reul. Deshalb sei es gut, dies - wo möglich - durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz zu ersetzen. Das koste aber „richtig viel Geld“, sagt der Minister.