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Taxifahrer brutal erstochen: Bielefelder Polizei sucht Mörder in Hövelhof

Ein Paderborner Taxifahrer wird in Hövelhof erstochen. Der Täter flüchtet erfolgreich. Nach 30 Jahren versucht die Polizei Bielefeld diesen Fall jetzt zu lösen.

Das Taxi, in dem Willi S. umgebracht wurde, wurde inzwischen verschrottet. | © Polizei

Jan Husmann
01.11.2024 | 06.12.2024, 20:59

Hövelhof/Bielefeld. In der Nacht auf den 15. April 1994 fährt Taxifahrer Willi S. (Name geändert) seine letzte Fahrt. Der Disponent aus seiner Taxizentrale beordert ihn in die Paderborner Innenstadt. Dort nimmt er einen oder mehrere Fahrer mit, meldet der Zentrale eine Fahrt nach Hövelhof.

Kurz vor Hövelhof wird mehr als 20-mal auf Willi S. eingestochen. Danach soll der Taxifahrer aus dem Auto geworfen werden. Dieser bleibt allerdings im Gurt hängen und wird fast zwei Kilometer auf der Fluchtfahrt mitgezogen. Eine lange Blutspur ist das Ergebnis, das auch noch Tage später in Hövelhof zu sehen ist.

30 Jahre nach der Tat konnte der Mord noch nicht aufgeklärt werden. Nun kümmert sich die Ermittlungsgruppe Cold Case der Polizei Bielefeld um den Fall. Markus Mertens, Erster Polizeihauptkommissar und Leiter der Ermittlungsgruppe Cold Case, spricht in der neuen Folge von „OstwestFälle", dem True-Crime-Podcast der „Neuen Westfälischen", mit Birgitt Gottwald über den aktuellen Ermittlungsstand.

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Cold Case Taxi-Mord – der Fall im Überblick:

  • In der Nacht auf den 15. April 1994 nimmt Taxifahrer Willi S. eine Fahrt von Paderborn nach Hövelhof an.
  • Kurz vor dem Ziel wird er mit großer Brutalität erstochen.
  • Beim Versuch, die Leiche loszuwerden, bleibt diese im Gurt hängen. Auf der Flucht wird eine fast zwei Kilometer lange Blutspur durch den Ort gezogen.
  • Das Taxi wird an den Fischteichen in Paderborn gefunden. Von dem Täter oder den Tätern fehlt jede Spur.
  • Die Ermittlungsgruppe Cold Case der Polizei Bielefeld versucht, den Fall später zu lösen.

Taxifahrer-Mord in den 1990er-Jahren keine Seltenheit

Willi S. war sich der Gefahr seines Jobs bewusst. Er war ein friedliebender Mensch und hatte bereits überlegt, seine Tätigkeit als Taxifahrer aufzugeben. Immer wieder gab es in den 1990er-Jahren Berichten von Überfällen auf Taxifahrer. Oftmals konnten die Taten nicht aufgeklärt werden. Markus Mertens geht daher davon aus, dass es der Täter nicht auf Willi S. abgesehen hatte. Er hatte nur das Pech, diese Fahrt angenommen zu haben.

Details über den Täter – und ob er alleine gehandelt hat – sind nicht bekannt. „Es ist die Suche nach der Nadel im Heuhaufen", erklärt Mertens im Podcast. Daher hofft er auf Hinweise aus der Bevölkerung. Mitwisserschaft sei inzwischen in den meisten Fällen verjährt. „Vielleicht hat der Täter ja mal gequatscht", sagt er.

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Für die Tat lotste der Täter Willi S. im Hövelhofer Vorort Klausheide in die abgelegene Straße Apelteich. Die Polizei geht davon aus, dass der Täter in der einen sogenannten „Ankerpunkt" hatte – beispielsweise einen Wohnort, Verwandte oder eine Arbeitsstelle – sonst hätte er sich nicht derart gut ausgekannt.

Taxi des Paderborner Unternehmens inzwischen verschrottet

Ein großer Träger von Hinweisen hätte das Taxi sein können, in dem die Tat passiert ist. In den vergangenen 30 Jahren habe sich die DNA-Analyse stark weiterentwickelt, erklärt Mertens. Allerdings sei das Taxi nach den ersten Ermittlungen an das Taxi-Unternehmen zurückgegeben worden. Dieses habe es inzwischen verschrottet. „Wäre die Tat heutzutage passiert, könnte man mit Spuren aus dem Auto den Täter mit großer Sicherheit überführen", sagt Mertens.



Die Asservate und Akten, die von dem Fall noch vorliegen, wurden jetzt neu analysiert. Mit ersten Ergebnissen aus dem Labor wird in den kommenden Wochen gerechnet. Mertens hofft, dass die Spuren einen Treffer in der Fall-Datenbank der vergangenen 25 Jahre ergeben. Der Täter habe mit großer Brutalität gehandelt, was dafür spricht, dass der Mord an Willi S. nicht seine einzige Tat war.

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Das zehnköpfige Team der Ermittlungsgruppe Cold Case untersucht derzeit alle Unterlagen und Spuren des 30 Jahre alten Falls. Dazu hoffen sie auf Hinweise von Zeugen aus der Tatnacht. Hierfür wurde sogar eine Belohnung ausgeschrieben: Bis zu 5.000 Euro für Hinweise, die zu einer Verurteilung führen. „Unser Antrieb ist auch, den Angehörigen einen inneren Abschluss und Ruhe verschaffen zu können", erklärt Mertens.

Wer Hinweise für die Ermittler hat, meldet sich bei der Polizei Bielefeld unter Tel. (0521) 5450.