Cold Case: Wie der Hövelhofer Taximörder nach 30 Jahren überführt werden soll

Hövelhof/Paderborn. Die schreckliche Tat liegt 30 Jahre zurück, die Hoffnung auf Aufklärung ist aber so groß wie lange nicht. Taxifahrer Johannes Heinrich &bdquo;Hansi“ Funke wurde am 15. April 1994 in Hövelhof auf bestialische Weise mit einem Messer ermordet. Sein Tod wirft immer noch viele Fragen auf. Jetzt wird der Fall als &bdquo;cold case“ (engl. kalter Fall) neu aufgerollt. Der &bdquo;Neuen Westfälischen“ verrät Markus Mertens, Leiter der &bdquo;Mordkommission Funke“, wie der Täter doch noch gefasst werden soll. Mit neun weiteren Kollegen, unter ihnen drei pensionierte Kriminaler, hat sich Mertens im Polizeipräsidium Bielefeld alle Akten des Verbrechens vorgenommen: &bdquo;Wir haben sie komplett gelesen. Manche von uns kannten den Fall flüchtig, aber wir haben ganz von vorne begonnen. Das gehört dazu.“ Es ist die Suche nach Widersprüchen, nach Hinweisen, die nicht ausermittelt wurden - nach der Nadel in einem 30 Jahre alten Heuhaufen. Sogar die Orte des Verbrechens hat sich Mertens im Hövelhofer Ortsteil Klausheide nach all den Jahren mehrfach persönlich angeschaut. Er will ein Gefühl für Fahrstrecken und Örtlichkeiten bekommen. Große Hoffnung setzt er vor allem auf die moderne Analyse von DNA-Material und auf mögliche Mitwisser des Mordes. Der jüngste öffentliche Zeugenaufruf aus dem September sei aber noch nicht allzu ergiebig gewesen, heißt es. Ein Taxi ohne Taxischild fällt auf Das Opfer Hansi Funke war damals 43 Jahre alt, ein zweifacher Familienvater aus Borchen. Er nimmt an jedem 15. April gegen 0.15 Uhr in Paderborn einen Fahrgast auf und meldet der Zentrale eine Fahrt nach Hövelhof. Am Rand der Sennegemeinde sticht der Täter in einer abgelegenen Sackgasse dann 26 Mal auf den Taxifahrer ein. Lesen Sie auch: Hoffnung auf DNA-Spuren - Hövelhofer Taximord von 1994 wird neu aufgerollt Die Polizei geht früh davon aus, dass es sich beim Fahrgast um den Mörder handelt. Der Täter tötet für erbärmlich wenig, erbeutet nur die Tageseinnahmen des Opfers. Nach der Tat will er den Toten wohl aus dem Auto schieben. Dabei verheddert sich der Sicherheitsgurt am Körper des Opfers. Funke, wahrscheinlich schon tot, wird vom Auto noch über rund zwei Kilometer die Salvatorstraße und die Klausheider Straße mitgeschleift. Nahe der Klausheider Schule bleibt der Leichnam liegen. Das Auto, ein beiger VW Passat ohne Taxischild, wird wenig später an den Paderborner Fischteichen entdeckt. Ermittlern fehlten noch tiefergehende Analysen Dieser Wagen mit dem Kennzeichen &bdquo;PB T 290“ sowie die Orte von Tat und Flucht bescheren den Ermittlern schon 1994 viele Fundstücke. &bdquo;Damals konnten wir sie aber nicht so tiefgehend analysieren. Beim Blut wurde vor allem die Blutgruppe bestimmt“, sagt Mertens. Heute geht viel mehr. Beim LKA und in externen Laboren werden &bdquo;Spurenträger“, wie Mertens sie nennt, ausgewertet. Für das DNA-Material auf diesen diese Funden steht der Abgleich mit der Datenbank des Bundeskriminalamts an. &bdquo;Die DNA-Analyse steckte damals noch in den Anfängen, man hat eher nach Faserspuren gesucht“, blickt Mertens zurück. Daher bestehe nun begründete Hoffnung auf einen Treffer in der Datenbank. Darin sind Schwerverbrecher der vergangenen 25 Jahre registriert. Das Video-Material der Polizei zum Hövelhofer Taximord Der Täter von Hövelhof, so sieht es der Leiter der Mordkommission, sei ein Mann mit &bdquo;großen Aggressionsproblemen“ gewesen. &bdquo;Er ist mit Brutalität und Körperlichkeit vorgegangen und hat für eine kleine Beute exzessiv auf sein Opfer eingestochen. Sowas macht jemand, dessen Gewalt auch im Alltag auffällig wird, oder auch bei einer anderen Straftat“, sagt der Erste Kriminalhauptkommissar. &bdquo;Bei so einem Menschen stimmt etwas nicht.“ Der Täter kannte sich zwischen Hövelhof und Paderborn aus Und ein anderes Detail grenzt die Tätersuche ebenfalls ein: die Ortskenntnis bei Tatausführung und Flucht. &bdquo;Die Fahrt in die abgelegene Straße Apelteich zeigt, dass sich der Täter dort gut auskannte. Sowas weiß niemand, der nicht aus der Gegend kommt.“ Mertens ist sich sicher, dass der Täter &bdquo;einen Anknüpfungspunkt in der Nähe hatte“. Darauf weise auch die Flucht in Richtung der Paderborner Fischteiche hin. .responsive23-GsZGLbf0uDNQbBaF-map-0917-pbhoe-coldcase-taxi { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-GsZGLbf0uDNQbBaF-map-0917-pbhoe-coldcase-taxi { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-GsZGLbf0uDNQbBaF-map-0917-pbhoe-coldcase-taxi { padding-top: 142.86%; } } 5.000 Euro Belohnung hat die Staatsanwaltschaft Paderborn ausgelobt für Hinweise, die zur Verurteilung des Täters führen. Vielleicht, so hofft die Mordkommission, lockt das Geld Mitwisser an. &bdquo;Möglicherweise hat der Täter ja mal gequatscht. Vielleicht ist ein Eingeweihter nicht mehr mit ihm befreundet und nimmt das Geld jetzt gerne mit“, spekuliert Polizist Mertens. Auch deshalb setzt die MK Funke auf eine öffentlichkeitswirksame Fahndung. Seit rund drei Monaten wird der Hövelhofer Fall von den Cold-Case-Ermittlern wieder bearbeitet. Rund drei Dutzend solch ungeklärter Fälle schlummern in den Bielefelder Archiven. &bdquo;Wir sind die letzte Instanz“, weiß Mertens. Er will den Täter im Mordfall Funke zur Strecke bringen: &bdquo;Wir sind zeitlich nicht limitiert und machen das so lange, bis die letzte Spur abgearbeitet ist.“ Die DNA-Ergebnisse sollen in den kommenden Wochen eintreffen.

Meistgelesen