Hoffnung auf DNA-Spuren: Hövelhofer Taximord von 1994 wird neu aufgerollt

Hövelhof/Paderborn. Dieses Verbrechen liegt 30 Jahre zurück, aber es hat sich ins Gedächtnis vieler Menschen im Kreis Paderborn eingebrannt. Für den Mord an Taxifahrer Josef-Heinrich Funke in Hövelhof benutzen Beobachter von Beginn an den Begriff &bdquo;bestialisch“. Jetzt wird der Fall neu aufgerollt. Der zweifache Familienvater aus Borchen hatte am 15. April 1994 gegen 0.15 Uhr lediglich einen Fahrgast aufnehmen wollen, wie Tausende zuvor in seiner Berufslaufbahn - es wurde sein letzter. In Hövelhof stach der Täter wenig später 26 Mal auf den damals 43-Jährigen Taxifahrer ein. Die Polizei ging früh davon aus, dass es sich beim Fahrgast auch um den Mörder handelte. Trotz aller Brutalität, trotz großer Fahndung, trotz Aufrufs im Fernsehen: Es konnte nie jemand gefasst werden. Jetzt will die Ermittlungsgruppe Cold Cases des Polizeipräsidiums Bielefeld den Fall neu unter die Lupe nehmen. Unter dem Begriff &bdquo;cold case“ (engl. kalter Fall) werden ungeklärte Kriminalfälle zusammengefasst. Hoffnung auf DNA-Auswertung Laut Bielefelder Polizei lässt die Ermittlungsgruppe unter ihrem Leiter Markus Mertens aktuell umfangreiches Spurenmaterial nach neuesten wissenschaftlichen Standards untersuchen. Sie hofft, dass DNA-Material des oder der bislang unbekannten Tatverdächtigen aufgefunden werden kann. Schon vor Jahren hieß es, der Täter könnte sowohl in Hövelhof als auch in Paderborn zuhause (gewesen) sein. Dafür sprächen unter anderem seine ausgezeichneten Ortskenntnisse bei Dunkelheit. Lesen Sie auch: Ermittler im Ruhestand sollen Cold Cases aus OWL lösen &bdquo;Die Täter haben durch ihre Vorgehensweise ein großes Maß an Hemmungslosigkeit und Brutalität offenbart. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass sie auch in den Jahren danach polizeilich in Erscheinung getreten sind und ihr DNA-Profil bereits in die DNA-Analyse-Datei aufgenommen wurde“, hofft Ermittler-Chef Mertens. Im Rahmen eines automatisierten Abgleichs könne dann auch nach über 30 Jahren noch ein Tatnachweis erfolgen. In den Tagen und Wochen nach dem brutalen Raubmord wurden 125 Spuren verfolgt, seinerzeit verliefen alle im Sande. Als Tatwerkzeug ermittelte die Gerichtsmedizin ein mindestens 13 Zentimeter langes, einschneidiges Messer mit 2,5 Zentimeter langer Klinge. Die &bdquo;Neue Westfälische“ schrieb nach dem Mord von einer grausamen Bluttat und einem fürchterlich zugerichteten Leichnam. Darauf bezieht sich heute auch die Ermittlungsgruppe. Mertens sagt: &bdquo;Es hat sich um eine sehr blutige und kontaktreiche Tat gehandelt. Der oder die Täter dürften dabei auch selbst erhebliche, blutige Anhaftungen an den Händen und ihrer Kleidung davongetragen haben. Eine wichtige Frage ist daher nach wie vor, ob möglicherweise einem Zeugen kurz nach der Tat jemand, vielleicht sogar im sozialen Nahfeld, mit derartigen Verunreinigungen aufgefallen ist? Vielleicht haben der oder die Täter aber auch über die Jahre ihr Schweigen gebrochen und mit anderen Personen über die Tat gesprochen. Wir stehen für alle Hinweise zur Verfügung.“ Flucht in Richtung Paderborner Fischteiche Auch 30 Jahre nach der Mordnacht setzen die Ermittler ihre Hoffnung auf Augenzeugen: &bdquo;Bitte melden sie sich mit allen Informationen bei uns und überlassen uns deren Bewertung, denn auch der noch so gering empfundene Anhaltspunkt kann uns zur Aufklärung dieses Falls verhelfen“, erläuter der Beamte. Dem Taxifahrer war es noch gelungen, den Notrufknopf im Auto zu drücken, sodass Geräusche aus dem Innenraum in die Zentrale übertragen wurden. Auf diese Weise wurde später bekannt, dass der Motor nach der Übernahme durch den oder die Täter längere Zeit hoch drehte oder aufheulte. Zudem will ein Zeuge das Taxi unweit des späteren Abstellorts an den Paderborner Fischteichen im Gegenverkehr mit Standlicht beobachtet haben. Der Fahrer habe Mühe gehabt, es auf seiner Spur zu halten, sodass der Zeuge ihm ausweichen musste. Möglicherweise ein Indiz dafür, dass die Flüchtenden nicht nur großen Stress hatten, sondern auch noch nicht in der Lage waren, ein Auto ordnungsgemäß zu fahren. .responsive23-GsZGLbf0uDNQbBaF-map-0917-pbhoe-coldcase-taxi { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-GsZGLbf0uDNQbBaF-map-0917-pbhoe-coldcase-taxi { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-GsZGLbf0uDNQbBaF-map-0917-pbhoe-coldcase-taxi { padding-top: 142.86%; } } Im Jahr 1994 war Ralf Ostermann Leiter der Mordkommission. Er sagte damals zur &bdquo;NW“: ,,Viel spricht dafür, daß es sich bei dem Täter um einen Deutschen handelt.“ Entsprechende Schlüsse zog die Polizei früh er aus der Stimme, die das Taxi ursprünglich bestellte. Es gab sogar eine vage Beschreibung: groß und kräftig, dunkle Haare, trug eine Lederjacke. Tageseinnahmen des Taxifahrers sind die Beute Bekannt wurde, dass der Anruf aus einer Telefonzelle am Neuhäuser Tor in Paderborn kam. Als Treffpunkt wurde die damals 30 Meter entfernt liegende Gaststätte &bdquo;Stulle“ vereinbart. Gegen 0.15 Uhr teilte der Taxifahrer seiner Zentrale noch mit, dass die Fahrt nach Hövelhof führen werde. In der Sennegemeinde erfolgte im Bereich Klausheide in der Nähe des Apelteichs der Angriff, davon sind die Ermittler früh überzeugt. Der Täter erbeutete die Geldbörse seines Opfers mit den Tageseinnahmen. Danach wurde der Tote aus dem Auto geschoben und das Taxi flüchtete. Dabei kam es offenbar zu einer weiteren grausamen Szenerie. So ist der Sicherheitsgurt des Taxifahrers nicht gelöst, als dieser aus dem Auto geschubst wurde - und er wird vom Fahrzeug noch über hunderte Meter die Salvatorstraße und die Klausheider Straße über eine größere Distanz mitgeschleift. Auf der Klausheider Straße bleibt der Leichnam liegen. Noch Tage danach war für jedermann sichtbar eine breite Blutspur zu sehen. Die Täter sollen im Anschluss mit dem Taxi (ein beiger Passat-Kombi PB-T 290) über Staumühle und die Panzerringstraße in Richtung Paderborn geflüchtet sein. Der Wagen wurde um 0.58 Uhr auf einem Parkplatz an den Fischteichen aufgefunden. Lesen Sie auch: &bdquo;Frauke Liebs“ bis &bdquo;Nelli Graf“: Was mit Cold Cases aus OWL passiert Für Hinweise, die zur Ermittlung und zur Verurteilung des Täters oder Täter führen oder zur Beschaffung von Beweismitteln, hat die Staatsanwaltschaft Paderborn eine Belohnung in Höhe von 5.000 Euro ausgesetzt. Hinweise nimmt die Ermittlungsgruppe Cold Cases in Bielefeld unter Tel. 0521 5450 entgegen. True Crime in OWL – mit Podcast Tauchen Sie ein in die spektakulärsten Kriminalfälle und schwersten Kapitalverbrechen aus Bielefeld, Gütersloh, Herford, Paderborn, Höxter, Detmold und Minden – mit unserem Podcast &bdquo;OstwestFälle” oder beim Lesen unserer Hintergrundgeschichten. Alle Fälle und Hintergrundgeschichten finden Sie zum Hören oder Lesen hier auf unserer Themenseite.

Meistgelesen