Vorübergehende Schließung

Nach Bielefeld: Nächste Uni-Bibliothek in NRW prüft Tausende Bücher auf Arsen

Das „Schweinfurter Grün“ macht Sorgen. Der Farbstoff kann Arsen enthalten und wurde zur Färbung alter Bücher benutzt. Nun nehmen immer mehr Unis Bestände aus den Regalen. Zu Recht?

Auch an der Uni Bielefeld wurden zur zur Überprüfung Tausende Bücher gesperrt. | © Friso Gentsch

07.03.2024 | 07.03.2024, 11:57

Düsseldorf (dpa). Weil einzelne Bücher aus dem 19. Jahrhundert mit giftigem Arsen belastet sein könnten, schließt die Universität Düsseldorf mehrere Tage für die Überprüfung von 15.000 Büchern. Auch andere Einrichtungen haben zuletzt historische Bestände aus den Regalen genommen, zum Beispiel die Unibibliothek in Bielefeld.

Es wird befürchtet, die alten Bücher könnten Arsenverbindungen enthalten, die damals in grünen Farbstoffen benutzt wurden, wie aus einer Mitteilung der Heinrich Heine Universität von Mittwoch hervorgeht.

Ende Februar war die Universität Bielefeld einen ähnlichen Schritt gegangen. Dort wurden sogar 60.000 Bände gesperrt. Man nehme das Thema sehr ernst, hieß es.

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Ähnliches war kurz darauf aus den Universitätsbibliotheken in Siegen und denen der Uni Duisburg-Essen zu hören. Auch außerhalb Nordrhein-Westfalens entschieden sich Bibliotheken dazu, alte Bücher zu prüfen, wie etwa in Saarbrücken und Kaiserslautern.

„Schweinfurter Grün“ im Fokus des Gift-Verdacht

Hintergrund sind neue wissenschaftliche Erkenntnisse zu insbesondere grünen Farbstoffen, die im 19. Jahrhundert mitunter verwendet wurden und die Arsenverbindungen enthalten könnten. Arsen ist giftig und krebserregend. Vor allem das intensiv leuchtende „Schweinfurter Grün“ steht im Fokus, ein Pigment, das zur Färbung etwa von Einbänden oder Buchschnitten benutzt wurde.

Auch der Deutsche Bibliotheksverband hat sich in einer Handreichung mit den „potenziell gesundheitsschädigenden Pigmentbestandteilen“ in historischen Beständen befasst. Wie problematisch die Bücher mit gefärbten Seiten oder Einbänden für ihre Nutzer seien und wie man damit umgehe, müsse jede Einrichtung individuell beurteilen: „Ob Umlagerung und Separierung von potenziell betroffenen Bänden oder ganzen Bestandsgruppen sinnvoll sind, ist eine individuelle Entscheidung der Einrichtung“, heißt es in der Handreichung von Dezember 2023.

Nicht jedes grün gefärbte alte Buch enthalte Arsen - gleichzeitig könnten auch andere Farbstoffe belastet sein. Es bleibe Aufwand, Nutzen und Risiko einer Umlagerung abzuwägen. So sei unklar, in welcher Konzentration die arsenbelasteten Pigmente überhaupt abgegeben würden. Mehrere Forschungsprojekte, unter anderem in Köln und Bonn sowie in Kiel, erforschten demnach aktuell die möglichen Gefahren und entwickelten Umgangsweisen, etwa Schnelltestverfahren.

Schließung in Düsseldorf für einige Tage

In Düsseldorf haben sich die Fachleute entschieden: Dort werden vom 18. bis 22. März die Zentralbibliothek und einige Fachbibliotheken komplett geschlossen. Die Schließung sei notwendig, damit die potenziell belasteten Bücher zügig und geschützt aus dem frei zugänglichen Bereich entfernt werden könnten.

Solange die Bücher im Regal stehen, stellen sie nach Auskunft der Düsseldorfer Uni-Bibliothek keine Gefahr dar, bei Berührung der grünen Bestandteile sei aber zumindest eine theoretische Gefährdung möglich. Es handele sich daher um „eine reine - allerdings erforderliche - Vorsichtsmaßnahme“ zum Gesundheitsschutz.

Die entfernten Bücher sollen dann gesichtet und für eine nachfolgende Testung eingelagert werden. Die Uni-Bibliothek rechnet mit einer niedrigen vierstelligen Zahl tatsächlich mit Arsen versetzter Bücher. Während unbedenklich eingestufte Bücher nach den Tests schnellstmöglich wieder nutzbar gemacht werden sollen, müsse über den Umgang mit belasteten Bänden - etwa in Form besonderer Schutzvorkehrungen - noch beraten werden.