OWL Crime - mit Podcast

Der Hammermord von Hiddenhausen: Dieter L. tötete aus finanzieller Not

Inge R. wird im August 2012 in ihrer Pension brutal mit einem Hammer ermordet. Der Täter ist ein ehemaliger Gast. In der aktuellen Podcastfolge geht es um einen Raubmord, der eine ganze Gemeinde erschütterte. 

Ermittler und Beamte der Spurensicherung untersuchen die Pension in Hiddenhausen. | © Frank-Michael Kiel-Steinkamp

Jenny Westhues
14.12.2023 | 16.01.2024, 17:25

Hiddenhausen. Am 2. August 2012 kommt Dieter R. gegen Mittag zurück in seine Pension, die er gemeinsam mit seiner Frau Inge führt. Dort findet er seine blutüberströmte Frau auf dem Boden liegen, erschlagen mit einem Hammer. Die Ermittler nehmen schnell einen Hauptverdächtigen ins Visier. Im Prozess gegen den ehemaligen Gast Dieter L. zählt jedes Indiz. Hat er zur Vertuschung eines Einbruchs Inge R. ermordet?

Der Hammermord von Hiddenhausen - alle Fakten im Überblick

  • Inge R. wird im August 2012 in ihrer Pension in Hiddenhausen brutal mit einem Hammer erschlagen.
  • Der Täter, Dieter L., ist ein ehemaliger Gast der Pension. Er war in finanzieller Not und hatte Mietschulden bei dem Ehepaar.
  • Dieter L. versuchte den Tresor der Pension aufzubrechen, als Inge R. ihn überraschte und sofort erkannte. Er schlug mehrfach mit einem Hammer auf die 72-Jährige ein und ergriff die Flucht. Vor Gericht beteuert der 44-Jährige seine Unschuld und präsentiert Alternativversionen der Tat. Sein Blut am Tresor, ein fehlendes Alibi und weitere belastende Indizien überführen ihn.
  • Im Februar 2013 wird Dieter L. zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt.

 Gegen 12.30 Uhr am 2. August 2012 kommt Dieter R. von seinen Besorgungen wieder nach Hause. Das Zuhause ist eine kleine Pension an der Birkenstraße in der kleinen Gemeinde Hiddenhausen, die er gemeinsam mit seiner Frau Inge führt.

Als er in das Büro tritt, sieht er seine Frau blutüberströmt auf dem Boden liegen. Steine liegen verteilt im Raum, offensichtlich wurde der Wandtresor versucht zu öffnen.

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Die alarmierten Einsatzkräfte können Inge R. nicht mehr helfen. Sie stirbt noch am Tatort an den schweren Kopfverletzungen, die ihr mit einem Hammer zugefügt wurden. Die kleine Gemeinde im Kreis Herford steht unter Schock.

Eine Frau, die in der Nachbarschaft der Pension wohnte, sagte damals: „Als ich davon hörte, war ich so geschockt, dass ich nicht zur Arbeit gehen konnte." In der aktuellen Podcastfolge erzählt NW-Redakteur Meiko Haselhorst auch von den Ängsten der Menschen, die sie in den Tagen nach der unfassbaren Tat umgetrieben haben.

Die kleine Gemeinde Hiddenhausen steht unter Schock. Anwohner legten Blumen und Kerzen nieder. - © Frank-Michael Kiel-Steinkamp
Die kleine Gemeinde Hiddenhausen steht unter Schock. Anwohner legten Blumen und Kerzen nieder. | © Frank-Michael Kiel-Steinkamp

Festnahme nach nur einem Tag

Schnell nimmt die Polizei die Ermittlungen auf und befragt Zeugen. Einer der befragten Zeugen ist Dieter L., der wenige Wochen zuvor Gast in der Pension war. Schon nach kurzer Zeit werden die Ermittler misstrauisch: Dieter L. hatte finanzielle Probleme, kein Alibi zur Tatzeit und Mietschulden in der Pension des Ehepaares. Nur einen Tag nach der Tat nehmen die Beamten ihn fest.

Die Ermittlungen beginnen unmittelbar. Nur einen Tag nach der Tat erfolgt die Festnahme von Dieter L. - © Frank-Michael Kiel-Steinkamp
Die Ermittlungen beginnen unmittelbar. Nur einen Tag nach der Tat erfolgt die Festnahme von Dieter L. | © Frank-Michael Kiel-Steinkamp

Nach seiner Festnahme verweigert er bis zum Prozessbeginn im November 2012 zunächst die Aussage. Die Anklage der Staatsanwaltschaft Bielefeld lautet Mord und Einbruch. Erst im Laufe des Prozesses spricht er über seine Biografie und leugnet die Vorwürfe. „Er sah und sieht sich in seinem Leben fast immer als Opfer", charakterisiert Meiko Haselhorst den Täter im Ostwestfälle-Podcast.

Wenige Wochen zuvor zog Dieter L. in eine Mietwohnung, die der Familie von Inge R. gehörte und in der Nähe der Pension lag. Der 44-jährige Berufskraftfahrer lebte getrennt von Frau und Kindern, hatte unter anderem finanzielle Probleme und mehrere Vorstrafen.

Die Indizien sind erdrückend

Im Prozess werden die Hinweise und Indizien gegen Dieter L. erdrückend. Zunächst fanden die Ermittler am Tresor eine Blutspur, die zu Dieter L. gehörte.

Auch die Auswertung seiner Handydaten ergab, dass er sich zum Tatzeitpunkt im Bereich der Pension aufhielt. Ebenso hatte L. vor der Tat drei Testanrufe getätigt, um zu prüfen, ob er unbemerkt einbrechen und den Tresor öffnen könne, ohne dem Ehepaar zu begegnen.

Erst nachdem Dieter L. von diesen und weiteren Ermittlungsergebnissen erfahren hatte, hatte er eingeräumt, am Tatort gewesen zu sein, dort aber nur die bereits in ihrem Blut liegende Inge R. vorgefunden zu haben.

Zuvor hatte L. noch behauptet, bereits auf dem Weg zu seiner Freundin gewesen zu sein. Als er das Opfer vorgefunden habe, habe er Panik bekommen und sei geflüchtet, „weil er mit der Sache nichts zutun haben wolle", gibt er vor Gericht preis.

Dieter L. und sein Verteidiger Torsten Giesecke vor dem Landgericht Bielefeld. - © HERFORD
Dieter L. und sein Verteidiger Torsten Giesecke vor dem Landgericht Bielefeld. | © HERFORD

Lebenslange Haft für Dieter L.

Das Gericht schenkt Dieter L. wenig Glauben und verurteilt ihn am 31. Januar 2013 wegen Mordes in Tateinheit mit Wohnungseinbruch und Diebstahl zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe. Laut Urteil habe sich der 44-Jährige wegen finanzieller Not, Zutritt zur Pension verschafft. Er kannte die Pension und die Gewohnheiten des Ehepaares R. und drang über die Terrassentür ins Haus ein.

Während er sich am Tresor zu schaffen machte, verletzte er sich am Arm und hinterließ eine Blutspur. Als Dieter L. dann von Pensionsbesitzerin Inge R. überrascht wurde, habe er ihr mit einem Hammer zehn wuchtige Schläge auf den Kopf versetzt und sei geflüchtet. Seine Revision wird abgelehnt, seit neun Jahren sitzt Dieter L. nun im Gefängnis.

In einem Podcast, Jahre nach dem Mord, spricht die Enkelin des Opfers darüber, dass ihre Oma eine sehr liebenswürdige und herzensgute Frau gewesen sei und sie weiterhin jeden Tag an diese grausame Tat denken müsse. „Als ich das hörte, ging es mir sehr nah", sagt Meiko Haselhorst.