Fünf Dinge, die eine Apothekerin nicht machen würde

Paderborn. In Fällen lebensgefährlicher Erkrankungen und akuter Notfälle sind Apotheker für die Vergabe von Medikamenten und anderen Mitteln ebenso Ansprechpartner wie bei kleinen Wehwehchen sowie bei Fragen rund um die Vorsorge. Doch die Einnahme von Arzneimitteln und anderen Stoffen birgt Risiken, weshalb Beratung wichtig ist. Die Paderborner Apothekerin Katja Kesselmeier kennt die Tücken und verrät im Gespräch mit dieser Zeitung fünf Dinge, die sie zum Schutz ihrer Gesundheit nicht machen würde. 1. Ohne Reiseapotheke verreisen &bdquo;Arzneimittel für häufig auftretende Probleme wie Kopfschmerzen, Magen-Darm-Beschwerden, Infekte und kleine Verletzungen sollte man immer dabei haben“, rät Kesselmeier, die zwei Apotheken in Paderborn betreibt. Besonders wichtig sei diese Ausstattung im Urlaub. &bdquo;Vor einer Reise sollte man sich mit den wahrscheinlichen Risiken auseinandersetzen, damit man im Notfall auf das passende Mittel zurückgreifen kann, um den Urlaub schnell wieder genießen zu können.“ Aus Gesprächen mit Patienten weiß Kesselmeier, dass bei Fernreisen häufig Magen-Darm-Probleme auftreten. &bdquo;Ungewohnte Speisen, Gewürze und Zubereitungsformen können zu Beschwerden führen, die sich mit Selbstmedikation aber in der Regel in den Griff bekommen lassen.“ Zu Problemen führt nach Angaben der Apothekerin häufig auch fehlender Sonnenschutz. &bdquo;Sonnencreme sollte man täglich verwenden, doch im Urlaub ist der Schutz besonders wichtig, weil man der Sonne länger ausgesetzt ist.“ Jeder Sonnenbrand schade der Haut und könne zu Folgeschäden führen. &bdquo;Eine Patientin schlief in der Sonne ein und erlitt so starke Verbrennungen am Bein, dass sie im Krankenhaus behandelt werden musste.“ 2. Arzneimittel im Bad oder auf der Fensterbank lagern &bdquo;Medikamente müssen vor Sonnenlicht sowie hohen Temperaturen und Luftfeuchtigkeit geschützt werden, weil diese Einflüsse die Wirksamkeit beeinträchtigen können“, erklärt Kesselmeier. &bdquo;Das Badezimmer ist in der Regel der wärmste Raum in einer Wohnung, der sich schnell über 25 Grad Celsius aufheizen kann.“ Kesselmeier empfiehlt, Medikamente in Schubladen oder Schränken im Schlafzimmer aufzubewahren, weil das meist der kälteste Raum in einer Wohnung ist. &bdquo;Fensterbänke sind wegen der Sonneneinstrahlung in keinem Raum geeignet.“ Außerdem sollten Tabletten laut Kesselmeier nicht aus den Verpackungen gedrückt und an der Luft gelagert werden. &bdquo;Die luftdichte Aufbewahrung in Wochenboxen ist aber ok.“ 3. Nahrungsergänzungsmittel im Supermarkt kaufen &bdquo;Nahrungsergänzungsmittel fallen nicht unter das Arzneimittelgesetz, weil sie zu den Lebensmitteln zählen. Deshalb gelten für sie deutlich weniger strenge Vorgaben als für Medikamente“, erklärt Kesselmeier. Trotzdem seien die Mittel nicht harmlos, weil sie bei falscher Anwendung die Gesundheit beeinträchtigen und zu Wechselwirkungen mit Arzneimitteln führen können. &bdquo;Eingenommen werden sollten Nahrungsergänzungsmittel nur nach einer individuellen Beratung, wenn Bedarf besteht. Doch diese Beratung kann im Supermarkt nicht geleistet werden.“ Aufgrund der weniger strengen Vorgaben dürfen die Angaben zu Inhaltsstoffen laut der Apothekerin stark abweichen. &bdquo;Zudem werden oft Stoffe verwendet, die der Körper gar nicht oder nur bedingt aufnehmen kann.“ Die Nahrungsergänzungsmittel, die in Apotheken verkauft werden, fallen laut Kesselmeier ebenfalls nicht unter das Arzneimittelgesetz. &bdquo;Allerdings beziehen Apotheker von Herstellern, die in pharmazeutischer Qualität herstellen.“ 4. Fiebersäfte zuhause herstellen &bdquo;Als Folge des massiven Medikamentenmangels im vergangenen Winter geben sich Eltern im Internet Tipps für Alternativen zu nicht lieferbaren Fiebersäften“, erklärt Kesselmeier. &bdquo;Die Verzweiflung kann ich gut verstehen, doch zuhause fehlen die Möglichkeiten und das Wissen für die sichere Herstellung von Fiebersäften und anderen Arzneimitteln.“ Es bestehe deshalb die große Gefahr von Überdosierung und Verunreinigung. &bdquo;Das ist gefährlich.“ Deshalb rät die Apothekerin dringend davon ab, Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Paracetamol zu zermörsern und aufzugießen. Nach der Rücksprache mit Ärzten können Apotheker laut Kesselmeier Alternativen für fehlende Medikamente ausgeben oder Arzneimittel selber herstellen. &bdquo;Wir hoffen zudem sehr, dass es in diesem Winter nicht erneut zu so großen Problemen kommen wird, doch die Ursachen für die Mängel wurden politisch leider noch nicht gelöst.“ 5. Für eine Gesichtscreme nachts den Apotheken-Notdienst aufsuchen &bdquo;Bundesweit sind Apotheker und ihre Teams 24 Stunden am Tag an sieben Tagen pro Woche für Patienten da, um in akuten Notfällen auch nachts sowie an Wochenenden und Feiertagen zu helfen“, erklärt Kesselmeier. Die Apothekerin übernimmt gerne Notdienste, um Patienten bei akuten Infekten, Schmerzen, Verbrennungen oder anderen Beschwerden schnell zu helfen. &bdquo;Doch es gibt auch Menschen, die nachts um zwei Uhr klingeln, weil sie eine Gesichtscreme oder Zahnpasta kaufen möchten.“ Dafür sei das Notdienst-System der Apotheken jedoch nicht gedacht. &bdquo;Man sollte sich zuhause die Frage stellen, ob man wirklich nicht mehr bis zum nächsten Morgen warten kann.“

Meistgelesen