Löhner Apotheker warnt vor Lieferengpässen bei Medikamenten

Löhne. Deutschland ist nach Angaben des Apothekerverbands erneut schlecht auf den Winter vorbereitet: Mehr als 500 Medikamente gelten demnach als schwer verfügbar. Apotheker Florian Zumloh erklärt, welche Arzneimittel in Löhne besonders knapp sind. &bdquo;Die Lage ist nicht mehr ganz so angespannt wie vor zwei Jahren. Aber es gibt immer mal wieder Schwierigkeiten“, sagt der Inhaber der Aesculap-Apotheke. &bdquo;Mal ist das eine Medikament knapp, dann wieder ein anderes“. Der Präsident der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände, Thomas Preis, sieht die Versorgung mit einigen Arzneimitteln in Gefahr. &bdquo;Aktuell sind Asthma-Sprays mit dem Wirkstoff Salbutamol, der die Bronchien erweitert und Atorvastatin zur Senkung von Cholesterin schwer verfügbar“, sagt Zumloh. &bdquo;Im Bereich der Antibiotika, die lange schwer verfügbar waren, hat sich die Lage hingegen etwas beruhigt“. Für Fieber- und Erkältungsmittel sowie Hustensäfte sei &bdquo;die Versorgung sichergestellt“, so Preis. Global verteilte Probleme für Apotheken Die Probleme liegen entlang der gesamten Wertschöpfungskette, von der Herstellung, über die global verteilte Produktion bis hin zur Lieferung. Als Grund für Engpässe nennt der Verbandspräsident die Abhängigkeit von Produktionsstätten außerhalb Europas. &bdquo;Deutschland war früher die Apotheke der Welt, jetzt steht die Apotheke der Welt in China oder Indien. Und wenn dort Werke Produktionsprobleme haben, dann schlägt sich das sofort in der Versorgung in Europa und in Deutschland nieder“, erklärt Preis. Ein weiteres Problem ist Zumloh zufolge der Online-Versandhandel. Die Zahl der Vor-Ort Apotheken ist in den letzten Jahren stark zurückgegangen. Patienten haben damit bald keine andere Wahl als ihre Medikamente online zu bestellen. Die Online-Konkurrenz ist aber wiederum eine Ursache für die Finanzierungsschwierigkeiten der Apotheken. Online-Versandhandel sollte verboten sein Die beiden großen Online-Versand-Händler sind DocMorris und die Shop-Apotheke, die häufig auch verschreibungspflichtige Medikamente rabattieren. &bdquo;Die Online-Rabatte sind eigentlich verboten. Aber das wird nicht geahndet“, so Zumloh. Die Aktionen vermittelten zudem einen falschen Ansatz. &bdquo;Je mehr ich kaufe, desto mehr werde ich dafür belohnt. Das ist nicht im Sinne der Gesundheit“. Der Online-Versand berge nicht nur für die Apotheken, sondern auch für Patienten zahlreiche Gefahren. DocMorris und Co. &bdquo;übernehmen keine Notdienste, erstellen keine Rezepturen und bieten keine Beratung“, sagt der Experte. Zu den Gefahren zählen gefälschte oder verunreinigte Medikamente, eine falsche Einnahme und Überdosierung. Viele Länder machen es anders, auch innerhalb der EU. &bdquo;In drei Viertel der Länder gilt ein Verbot für den Versand verschreibungspflichtiger Arzneimittel. Das sollte es in Deutschland auch geben“, fordert Florian Zumloh. Lesen Sie auch: Apotheker aus Bünde will Online-Versandhandel von Medikamenten stoppen Strukturelle Veränderung statt kurzfristige Maßnahmen Das Grundproblem bestehe in der fehlenden finanziellen Unterstützung. &bdquo;Insgesamt sollte mehr Geld in die Gesundheit fließen.“ Um das Problem kurzfristig zu lösen, könne die Zuzahlung bei Medikamenten erhöht werden, was wiederum zulasten des Verbrauchers fällt. &bdquo;Ich sehe da anderes Potenzial“, meint Zumloh. &bdquo;Nicht die Einnahmen, sondern die Ausgaben sind das Problem.“ Im Gesundheitssystem könne an einigen Stellen Geld eingespart und in die Medikamentenherstellung investiert werden. Ein Lösungsansatz sei die Senkung der Mehrwertsteuer auf Arzneimittel, die in Deutschland bei 19 Prozent liegt. &bdquo;Das ist für Luxusprodukte. Medikamente sind aber kein Luxus, sondern absolute Notwendigkeit“. In anderen EU-Ländern ist die Mehrwertsteuer deutlich niedriger, in den Niederlanden liegt sie bei nur neun Prozent. Ein weiterer Ansatz für Sparmaßnahmen sind die Krankenkassen. In Deutschland existieren 94 verschiedene gesetzliche Krankenkassen. &bdquo;Brauchen wir die?“, fragt Zumloh. Bei der Reduzierung der Zahl könnte eine hohe Summe an Verwaltungskosten eingespart werden. &bdquo;Aber diese Diskussionen sind uralt. Diese Entscheidungen hätten schon vor Jahrzehnten getroffen werden müssen.“ Der Blick in die Zukunft bleibt skeptisch Das oberste Ziel sollte sein, die Produktion nach Europa holen, um sich unabhängig von globalen Lieferanten zu machen. &bdquo;Auch um für Krisen gewappnet und nicht so vulnerabel zu sein“, sagt der Apotheker. Die Politik solle Anreize für Medikamentenhersteller schaffen, in Europa zu bleiben. &bdquo;Aus meiner Sicht wäre es wichtig, dass verschreibungspflichtige Arzneimittel innerhalb der EU für den Versandhandel verboten werden“, sagt Zumloh. Ob dies in Zukunft umgesetzt werden, sei aber fragwürdig. &bdquo;Ein wirklicher Strukturwandel ist wünschenswert, aber schwierig.“ Florian Zumloh wünscht sich, dass der Thematik mehr Aufmerksamkeit gewidmet wird sowohl individuell als auch politisch. &bdquo;Die Gesundheit ist ein hohes Gut und sollte auch als solches anerkannt und geschätzt werden.“ Auch interessant: Löhner Ärzte und Apotheken über das E-Rezept: Es kostet Zeit und Nerven

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