Fünf Dinge, die ein Unfallchirurg nicht machen würde

Bielefeld. Wer Unfallopfer behandelt, kennt die Gefahren des Alltags. Ärzte wie Unfallchirurg Thomas Vordemvenne wissen, wie schwerwiegend die Folgen von Unfällen im Verkehr, in der Freizeit oder im Haushalt sein können. Die Erfahrung lehrt den Direktor der Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie im evangelischen Klinikum Bethel (EvKB) aber auch, wie sich zumindest das Risiko für Unfälle verringern lässt. Fünf Dinge, die Vordemvenne zum Schutz seiner Gesundheit nicht machen würde, verrät er im Gespräch mit dieser Zeitung. 1. Unvorbereitet vom Zehn-Meter-Turm springen &bdquo;Sprünge aus so großer Höhe sind gefährlich, wenn man nicht weiß, wie man sicher ins Wasser eintaucht“, erklärt Vordemvenne. &bdquo;Dann drohen schwere Verletzungen, weil das Wasser wie Beton wirkt.“ So wie bei einer zehnjährigen Patientin, die nach einem unvorbereiteten Sprung mit einer schweren Wirbelsäulenverletzung ins EvKB eingeliefert werden musste. &bdquo;Das war ihr erster Sprung, doch Kinder und Jugendliche unterschätzen Gefahren oft.“ Gefahren bergen laut Vordemvenne auch Sprünge auf Trampolinen. &bdquo;Bei keinem anderen Freizeitsportgerät kommt es zu so vielen Verletzungen.“ Bei Kindern führen Stürze vor allem zu Ellbogenverletzungen und Knochenbrüchen. &bdquo;Für Erwachsene ist die Nutzung gefährlicher, weil sie schwerer sind und ihnen oft die nötige Koordination und Stabilität für sichere Landungen fehlt.“ So verletzte sich ein 35-jähriger Patient so schwer am Knie, dass der Unterschenkel nicht mehr durchblutet wurde. 2. Beim Konsum von Alkohol überschätzen &bdquo;Die Folgen von Alkohol- und Drogenkonsum sind ein gewaltiges Problem“, sagt Vordemvenne. Immer wieder behandelt der Unfallchirurg Menschen, die unter Alkohol- oder Drogeneinfluss schwere Verletzungen erleiden – bis hin zu Querschnittlähmungen. &bdquo;Das sind oft junge Menschen. Ein Patient hat auf einer Party eine Tür mit einem Fenster verwechselt und ist aus dem dritten Stock gestürzt. Ein anderer ist mit dem Kopf zuerst in einen Gartenteich gesprungen.“ Hinzu komme die Gefahr, dass Menschen im Rausch andere verletzen: &bdquo;Im Verkehr oder bei Gewaltausbrüchen.“ 3. Instabile Leitern nutzen &bdquo;Auf Leitern besteht ein hohes Unfallrisiko“, erklärt Vordemvenne. Häufig behandelt der Unfallchirurg ältere Patienten, die Dachrinnen säubern, Kirschen ernten oder Bäumen stutzen wollten und dabei gestürzt sind. &bdquo;Weil sie kaputte Leitern nutzen, nicht auf einen sicheren Stand achten oder sich an einen morschen Ast lehnen.“ Durch Stürze dieser Art können schwere Verletzungen entstehen, auch Querschnittlähmungen. 4. Sorglos Cuttermesser nutzen &bdquo;Cuttermesser sind extrem scharf, weshalb man sich bei der Nutzung konzentrieren sollte“, rät Vordemvenne. Regelmäßig behandelt der Unfallchirurg Patienten mit schweren Handverletzungen. &bdquo;Oft sind eine oder mehrere Beugesehnen der Finger durchtrennt.“ Laut Vordemvenne sind vor allem Senioren von solchen Verletzungen betroffen. &bdquo;Sie erzählen dann, dass sie damit diverse Dinge auf- und abschneiden und dabei völlig vergessen, dass sie ein scharfes Werkzeug in der Hand halten.“ 5. Im Alter zu schnell E-Bike fahren &bdquo;Wir behandeln immer häufiger Senioren mit schweren Verletzungen nach E-Bike-Unfällen, weil sie sich überschätzen“, erklärt Vordemvenne. Im Alter nehmen Beweglichkeit, Reaktionsfähigkeit, Kraft und Aufmerksamkeit ab, und an diese Entwicklung sollte man sein Fahrverhalten anpassen. Das sei vor allem für die Nutzung von E-Bikes wichtig, weil sie schwerer als normale Fahrräder sind und zum schnellen Fahren verführen. &bdquo;Doch viele Nutzer sind mit Geschwindigkeiten unterwegs, die sie mit einem normalen Fahrrad niemals erreichen würden und auch nicht kontrollieren können.“ Bei aller Warnung ist Vordemvenne auch wichtig zu sagen, dass man sein persönliches Risiko für Unfälle zwar verringern, jedoch nie alle vermeiden kann. &bdquo;Unfälle passieren auch, weil Dinge geschehen, auf die man keinen Einfluss hat. Und manchmal hat man einfach großes Pech.“ Vordemvenne denkt dabei an einen Patienten, der bei einem filmreifen Unfall als Radfahrer auf einer Brücke angefahren wurde, die über eine Autobahn führt. Der Radfahrer stürzte dabei über das Brückengeländer und wurde auf der Autobahn noch einmal überrollt. &bdquo;Den Unfall hat der Patient trotz dieser schicksalhaften Verkettung überlebt."

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