Unfälle mit E-Bikes und E-Scootern in Paderborn: Was Notfallmedizinern bei Verletzten auffällt

Paderborn. Sie sind beliebt und finden immer weitere Verbreitung: E-Bikes, Pedelecs und auch E-Scooter. Doch steigende Fahrzeug- und Nutzerzahlen bedeuten auch mehr Unfälle mit den elektrounterstützten Gefährten. Paderborner Unfallmediziner erläutern die häufigsten Verletzungsmuster und weisen auf Unterschiede zwischen den Verkehrsmitteln hin. In der Regel würden Patienten nach Unfällen, insbesondere Stürzen, mit Brüchen im Bereich der Arme oder Beine ins Krankenhaus gebracht, erklärt Lutz Mahlke, Chefarzt der Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und Sporttraumatologie an der Paderborner St.-Vincenz-Klinik auf NW-Anfrage. Bei Scooter-Unfällen seien vor allem Hand- und Ellenbogengelenk sowie Sprunggelenk betroffen, teilweise der Kniebereich. Bei Radfahrern, auch mit E-Bikes oder Pedelecs, kämen noch Schulterverletzungen hinzu, erklärt Mahlke. Letzteres Verletzungsmuster ergebe sich durch das &bdquo;über den Lenker gehen“ von Radfahrern, während es bei den Scootern durch die kleinen Räder eher zu Stürzen auf rutschigem Untergrund, Schlaglöcher oder &bdquo;verreißen“ des Lenkers komme. Statistik aus 2024: Zahl der Verletzten durch E-Scooter-Unfälle in NRW steigt deutlich Unterschiede bei Kopfverletzungen durch Helme Ähnliches schildern auch Kai Klössing, Facharzt für Chirurgie, Klinische Akut- und Notfallmedizin sowie Thorsten Dahm, Facharzt für Innere Medizin, Notfallmedizin und Leitender Notarzt des Kreises Paderborn vom Brüderkrankenhaus aus der täglichen Praxis. Auch zu Schädel-Hirn-Traumata, also Kopfverletzungen, könne es bei Unfällen mit den genannten Verkehrsmitteln kommen, &bdquo;glücklicherweise meist nur zu ’einfachen’ Gehirnerschütterungen und Schürfungen“, fasst Mahlke zusammen. Doch es gibt auch schwere Fälle. Mahlke und seine Fachkollegen weisen auf Unterschiede hin, die sich aus den Nutzern und dem Nutzungsverhalten der Fahrzeuge ergeben. In der Regel würden E-Scooter-Fahrende seltener einen Helm tragen, wenn seien es Eigentümer der Gefährte, die es im Paderborner Stadtgebiet zahlreich von Leihanbietern gibt. Deutlich häufiger habe man es deshalb mit Schädel-Hirn-Traumata zu tun, so Mahlke. Im Vergleich zu Fahrradfahrern seien Scooter-Fahrer häufiger männlich, jünger und hätten häufiger unter Alkoholeinfluss gestanden. E-Scooter würden häufig nach Feiern genutzt, doch &bdquo;Alkohol- und Drogeneinfluss erhöhen die Unfallgefahr deutlich“, sagen Klössing und Dahm vom Brüderkrankenhaus. Auch die Mitnahme einer zweiten Person steigere das Risiko für schwere Verletzungen. Studie zu Unfällen: Oft nachts und am Wochenende: Unfälle mit E-Scootern Ältere Personen öfter in E-Bike-Unfälle verwickelt E-Bike-Unfälle hingegen beträfen vorwiegend ältere Patienten, führen Klössing und Dahm aus. &bdquo;Viele von ihnen sind zuvor lange nicht mehr Fahrrad gefahren und nutzen die elektrische Unterstützung, um wieder mobil zu sein.“ Neben altersbedingt verlangsamten Reaktionen sorge auch die Tatsache, dass ein E-Bike rund zehn Kilogramm schwerer ist als ein herkömmliches Fahrrad, öfter für schwerwiegendere Unfälle. Außerdem könnten seitliche Stürze aus dem Stand zu schwereren Verletzungen wie Becken- oder Schenkelhalsfrakturen führen. Wenn E-Bike- oder E-Scooter-Fahrende in Unfälle mit Kraftfahrzeugen verwickelt sind, wirkt sich das auf die körperlichen Folgen aus. &bdquo;Auffällig ist, dass die Verletzungen umso schwerer sind, wenn ein Zusammenprall mit einem Pkw zum Beispiel beim Abbiegen erfolgt. Diese Verletzungen nehmen auch in unserer Wahrnehmung zu“, schildert Vincenz-Mediziner Mahlke. Knochenbrüche seien in der Regel gut behandelbar, &bdquo;Kopfverletzungen nicht immer“, betont Lutz Mahlke. In Deutschland besteht keine Helmpflicht für Rad- und Scooterfahrer. Eine solche wird aber immer wieder in die Diskussion gebracht. Zuletzt machte der Berufsverband Rettungsdienst einen Vorstoß, dass für Pedelecs eine Helmpflicht eingeführt werden sollte. Begründet wird dies mit der Motorunterstützung, mit der Geschwindigkeiten von bis zu 25 km/h möglich sind. Mehr zum Thema: Viele Unfälle mit Pedelecs: Verband will Helmpflicht .responsive23-aMrtXwhowQpCJSfb-bar-vertical-verunglueckte-e-scooter-fahrer { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-aMrtXwhowQpCJSfb-bar-vertical-verunglueckte-e-scooter-fahrer { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-aMrtXwhowQpCJSfb-bar-vertical-verunglueckte-e-scooter-fahrer { padding-top: 142.86%; } } Auch ohne Pflicht: Helme bei Radfahrern mehr verbreitet &bdquo;Wir merken, dass beim Radfahren mittlerweile sehr häufig der Helm getragen wird und die Verletzungen glimpflich ablaufen. Und das bei meist höherer Geschwindigkeit als mit dem E-Scooter“, berichtet Mahlke aus der Krankenhauspraxis. Dagegen habe man es bei verunfallten E-Scooter-Fahrenden deutlich häufiger mit Schädel-Hirn-Traumata zu tun. Der Unfallchirurg empfiehlt allen Zweiradfahrern, einen Helm zu tragen. Diese könnten schwere Kopfverletzungen vermeiden und womöglich das Leben retten. Im Sommer kämen etwa zwischen 8 und 15 Patienten wöchentlich in die Vincenz-Notaufnahme, die mit einem E-Bike, Pedelec oder E-Scooter verunfallt seien. Davon würden aber höchstens zwei stationär aufgenommen, denn in der Regel reiche eine ambulante Versorgung der Verletzungen aus. Verkehrsbilanz 2024 im Kreis Paderborn: Weniger Unfälle, aber mehr Tote und Verletzte Unfälle mit E-Scootern und E-Bikes werden in Trauma-Register erfasst Seit 2020 würden die schweren Verletzungen bei Scooter- oder E-Bike-Unfällen im Trauma-Register der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie erfasst. &bdquo;Von 2020 bis 2023 waren dies bundesweit immerhin 538“, nennt Mahlke Eckpunkte. Mehr als die Hälfte der Unfälle ereignete sich nachts und 83 Prozent der Verunfallten erlitten eine schwere Kopf- oder Gesichtsverletzung. Das heißt nicht, dass leichtere Fälle nicht auch zu stationären Krankenhausaufenthalten führen könnten, sie werden nur nicht im Trauma-Register geführt.

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