Der Kampf eines Bielefelders zurück ins Leben beginnt im Schockraum von Gilead1

Bielefeld. Ein tödlicher Unfall am 1. Oktober 2024 hat Pascal Rambow (40) zwei Jahre nach seinem fast tödlichen Unfall fast an der gleichen Stelle schwer mitgenommen. &bdquo;Die Bilder von damals sind alle wieder da“, sagt der Bielefelder, der damals schwerstverletzt am Lenkrad eingeklemmt wurde. Wie berichtet, hatte er die jüngsten schweren Unfälle auf der kleinen Bechterdisser Straße zum Anlass genommen, an dieser Stelle mehr Sicherheit einzufordern. Das Amt für Verkehr und die Polizei hatten zwei Wochen nach dem tödlichen Unfall, bei dem ein 46-jähriger Autofahrer aus Lemgo starb, bereits eingelenkt und nach einem Ortstermin wegen der Straßenschäden auf dem Teilstück &bdquo;Tempo 70“ in Auftrag gegeben. Für Pascal Rambow ist der Kampf zurück ins Leben, aber auch zwei Jahre nach der fast tödlichen Kollision mit einem Baum am Straßenrand am 27. Juli 2022 noch nicht beendet. Bis heute ist er krankgeschrieben, seitdem hat er eine Gehbehinderung. Doch damit könne er ganz gut leben. Verletzungen verhindern Durchblutung des Bielefelders &bdquo;Es hätte viel schlimmer kommen können“, sagt er und dankt immer wieder seinen Rettern und den Ärzten im Krankenhaus. Sein linkes Bein stand kurz davor, amputiert zu werden. Es hing, so formuliert es der Heeper, nur noch an der Haut zusammen. Diese massiven Verletzungen und Brüche verhinderten damals die Durchblutung des Beines. Schnelle und professionelle Hilfe waren nötig. Lesen Sie dazu: Bielefelder Unfallopfer warnt vor tödlicher Gefahr auf dieser Straße Und genau die war zum Glück für Pascal Rambow und seinen Bruder, der auf dem Beifahrersitz ebenfalls lebensgefährlich verletzt wurde, schnell im Einsatz. Zunächst lösten Retter der Freiwilligen Feuerwehr Ubbedissen, die als Erstes am Unfallort eintrafen, nach der Befreiung des Fahrers aus dem Autowrack kurzfristig das Problem mit der Durchblutung. Trotzdem bestand ohne eine Notoperation im Krankenhaus weiterhin akute Lebensgefahr. Schockraum ist wie ein Boxenstopp in der Formel 1 Was ist das eigentlich – eine Notoperation? Der Kampf um das Leben des Patienten beginnt in der Regel im Schockraum, erklärt Dr. Jens Lohmaier, Leitender Oberarzt der Unfallchirurgie und Orthopädie am Evangelischen Klinikum Bethel (EvKB). Er hatte damals Pascal Rambow mit einem &bdquo;Poly-Trauma“ auf dem OP-Tisch, nachdem er vom Rettungsdienst angekündigt war. Ein etwa zehnköpfiges Klinik-Team habe in dem Schockraum von Gilead I bereits vor seiner Ankunft erwartet. Den Schockraum vergleicht Lohmaier mit einem Boxenstop bei der Formel 1: &bdquo;Wir machen sofort einen CT-Ganzkörperscan und legen einen Prioritäten-Plan an.“ Dabei laufe eine Uhr mit. Alles müsse sehr schnell gehen. &bdquo;Jeder weiß, was er zu tun hat.“ News direkt aufs Smartphone: Hier finden Sie den kostenlosen Whatsapp-Kanal der NW Bielefeld Dann geht es mit dem Patienten schon weiter in den OP. Nach dem Motto &bdquo;treat first, what kills“ (engl.: behandle zuerst die Verletzungen, die tödlich sind), gehen die Ärzte vor. &bdquo;Die Anästhesisten seien für Narkose, Beatmung und den Blutverlust zuständig, bei inneren Blutungen kommt noch ein Bauchchirurg dazu, wir Unfallchirurgen kümmern uns um Extremitäten und Becken.“ Chirurg zieht mit voller Kraft am gebrochenen Bein Auch wenn es oft um Leben oder Tod gehe, für die Ärzte der Unfallaufnahme ist vieles davon Routine. 150 Polytraumata bekommt Gilead pro Jahr ins Haus. Das Vorgehen sei dabei standardisiert. Der Leitende Oberarzt sah die Durchblutungsstörung in dem Bein, das &bdquo;sehr kaputt“ war. &bdquo;Ich musste einmal mit voller Kraft das Bein gerade ziehen, dann kam die Durchblutung zum Glück wieder.“ In diesem Fall sei auch ein Gefäßchirurg dabei gewesen, letztlich um den Verlust des Beines zu vermeiden. Pascal Rambow ist dem Klinik-Team heute unheimlich dankbar. Er weiß, dass seine Ärzte trotz aller Umstände immer den Anspruch hatten, sein Bein zu retten. &bdquo;Auch wenn nicht klar war, ob das gelingen kann“, sagt der 40-Jährige zwei Jahre nach dem Unfall. Und auch der Experte aus der Klinik weiß, dass es knapp war: &bdquo;Die Beine waren wirklich sehr anspruchsvoll.“ Rambow spricht heute, wenn er über seine Beine spricht, von einem medizinischen Kunstwerk. Mehrere OPs waren nötig, an der Hüfte, an den Beinen, am Sprunggelenk. Bei Knochenbrüchen in dieser Vielzahl wird übrigens nicht mehr mit Gips gearbeitet. Sogenannte Fixateure sind dann das Mittel der Wahl – quasi ein externes Stahlgerüst, das durch die Haut innen die Knochen in der nötigen Position hält. Später, wenn die Verletzungen abgeschwollen sind, wird dieses Gerüst dann durch Nägel, Bleche und Schrauben ersetzt, die dann für die nächste Zeit für den Zusammenhalt der Knochen sorgen. Lesen Sie auch: Krankentransporter rast in Bielefeld in den Straßengraben – Fahrer schwer verletzt Zahlreiche OPs, einige Rückschläge und ein wichtiges Ziel Nach zweieinhalb Monaten und zahlreichen Operationen in der Klinik kann der Patient endlich nach Hause. Doch damit ist sein Weg noch lange nicht vorbei: Er sitzt im Rollstuhl, seine Wohnung ist dafür nicht ausgelegt. Später kommt es in seinem zertrümmerten Sprunggelenk zu einer Wundheilungsstörung. Ein Teil der Implantate muss ausgetauscht werden. Wieder wird operiert. Inzwischen geht der Heeper ohne Gehhilfen. Aber die OPs gehen weiter. &bdquo;Jetzt kommen nach und nach die Implantat-Entfernungen“, sagt Lohmaier. Rambow hat wirklich viel Metall in seinem Körper. Er habe den Patienten aber trotz aller Rückschläge als positiv erlebt: &bdquo;Er ist ein Stehaufmännchen. Das hat mich beeindruckt.“ Er habe ihm von Anfang an gesagt: &bdquo;Das wird ein steiniger Weg.“ In dieser Phase sei es wichtig, Ziele für den Patienten zu formulieren. Rambow sagte er: &bdquo;Wir wollen, dass sie in sechs Monaten ohne Krücken laufen.“ Solche Ziele helfen, sagt der Unfallchirurg, aus den Tiefs herauszukommen, die es bei einem solch langen Genesungsprozess geben könne. Bielefelder hat den &bdquo;Weg zurück“ noch nicht geschafft Für den Leitenden Oberarzt ist gerade bei solchen Patienten die Nachbehandlung sehr wichtig. &bdquo;Wir bitten sie möglichst immer wieder zur Kontrolle. Auch um selbst für die Zukunft immer besser zu werden.“ Dabei sei oft auch erkennbar, ob der Patient vielleicht zu viel oder zu wenig Physiotherapie mache. Für ihn als Arzt sei die Begleitung einer solchen Patientengeschichte das Schöne an seinem Beruf. Wenn man sehe, wie sich die Dinge Stück für Stück verbessern. Heute könne Pascal Rambow wieder fast problemlos laufen. Das nächste Ziel sei die Rückkehr in den Beruf. Der 40-Jährige kämpft deshalb weiter: &bdquo;Ich hätte damals nicht gedacht, dass es mal wieder so wird wie jetzt“, sagt er rückblickend und dankt dem Ärzte-Team und dem Leitenden Oberarzt, der ihn quasi ständig begleitet hat. Das motiviere ihn sehr, immer weiterzukämpfen. Noch sei der Weg zurück nicht vollständig geschafft.

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