Kliniken wegen Corona vor Überlastung - was jetzt passieren muss

Bielefeld/Herford. Ein Inzidenzwert auf Rekordhoch und kontinuierlich mehr Covid-Patienten in den Kliniken versetzen derzeit die Intensivstationen in Alarmbereitschaft. Einig sind sich alle Intensivmediziner: Aktuelle Inzidenzen dürfen nicht verglichen werden mit denen vom Vorjahr, weil es damals noch gar keine Impfquote gab. Zwei Faktoren gefährden diesen Vorteil aber entscheidend. "Wir haben nicht mehr dieselbe Zahl einsetzbarer Pflegekräfte wie noch im vergangenen Jahr", sagt Bernd Bachmann-Mennenga, Direktor des Universitätsinstituts für Anästhesiologie, Intensiv- und Notfallmedizin in den Mühlenkreiskliniken. &bdquo;Und wir haben keine einheitlichen Regelungen und Strategien, um diese Welle schnellstmöglich in den Griff zu kriegen. Das ist eine besorgniserregende Mischung. Und es fehlen einheitliche Regelungen, um dem entgegenzuwirken. Man muss den Eindruck gewinnen: Deutschland ist schlecht vorbereitet für diese Welle." Als &bdquo;dramatischen Entwicklung" fasst Sprecher Christian Busse die Situation auf den Covid-Stationen zusammen. &bdquo;Die Patienten-Zahlen gehen stetig nach oben und sie gehen steil nach oben." Aktuell liegen 43 Erkrankte auf Station, zehn davon auf der Intensivstation, sechs müssen invasiv beatmet werden. &bdquo;Das ist eine hohe Quote." OP-Betrieb komplett eingestellt Schon jetzt müssen in den Mühlenkreiskliniken Operationen und Untersuchungen verschoben, Patienten verlegt werden. Im Rahdener Krankenhaus ist der OP-Betrieb komplett eingestellt worden, da das Personal bei der Versorgung von Covid-Patienten im Klinikum Minden benötigt wird. &bdquo;Diese Situation hatten wir im November vor einem Jahr nicht", so Busse. &bdquo;Damals war die Lage entspannter als jetzt." So weit ist es im Evangelischen Krankenhaus Bethel noch nicht. &bdquo;Noch ist die Lage kompensierbar", sagt Sebastian Rehberg, Direktor der Klinik für Anästhesiologie, Intensiv- und Notfallmedizin. &bdquo;Aber wir werden die Auswirkungen dieser hohen Inzidenzen auch erst in anderthalb bis zwei Wochen in den Krankenhäusern und auf den Intensivstationen sehen." >>> Kommentar: Wir brauchen jetzt Disziplin Sorge macht dem Notfallmediziner vor allem eins: &bdquo;Die Voraussetzungen für diese vierte Welle sind ganz andere, das ist ein Problem." Anders als im vergangenen Jahr laufe die Situation diesmal nicht unter Ausnahmezustand. Heißt: Es werden keine Betten freigehalten, die Pflegeuntergrenzen sind nicht ausgesetzt, es gibt keinen Rettungsschirm der Regierung. &bdquo;Es werden alle Patienten versorgt", sagt Rehberg. &bdquo;Aber die Kliniken sind diesmal finanziell auf sich gestellt." In seinen Augen fehlen klare Regeln, die auch den Kliniken Handlungssicherheit geben können. "Starke Belastung nicht mehr zu verhindern" Worauf genau wir zusteuern, berechnet derzeit ein Team aus Epidemiologen, Modellierern und Intensivmedizinern am Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie in Bremen. Genaue Zahlen werden demnächst veröffentlicht, klar ist laut Leiter Hajo Zeeb schon jetzt: &bdquo;Die Überlastung der Krankenhäuser ist noch zu verhindern, eine starke Belastung aber nicht mehr, dafür haben wir zu viele Zeitverzüge bei den Maßnahmen." In Schach halten lässt sich die Welle in den Augen des Experten nur noch durch offensives Erst- und Booster-Impfen. &bdquo;Zudem muss klar sein, dass der überwiegende Teil der Kontakte und Ansteckungen im privaten Bereich abläuft, der für die Umsetzung von 2G nicht zugänglich ist. Es wird also aus epidemiologischer Sicht darum gehen, auch die Kontakte im privaten Bereich wieder einzuschränken, zumindest was größere Feiern, Reisen usw. angeht, und natürlich auf Masken in belebten Innenräumen möglichst nicht zu verzichten." Dieser Ansicht ist auch Marco Kauling, Notfallmediziner und Leiter des Krisenstabes im Herforder Klinikum. &bdquo;Wir alle kennen die Maßnahmen, die es braucht, um diese Pandemie in Schach zu halten. Wichtig ist, dass wir uns wieder diszipliniert daran halten – auch, wenn sie unpopulär geworden sind. Die Krankenhäuser sind ja nicht die einzige Säule, die es stabil zu halten gilt, wichtig sind auch die Schulen oder mögliche Besuche von Angehörigen in den Pflegeheimen. Das darf nicht gefährdet werden." Seine Kollegen aus anderen Häusern äußern weitere klare Forderungen: &bdquo;Wir brauchen deutlich offensivere Kampagnen für das Impfen", sagt Bachmann Mennenga. &bdquo;Das hatten wir unverständlicherweise in Deutschland nie, aber es ist klar: Es muss noch viel aktiver mit den Impfmythen aufgeräumt werden." Klar ist: Schnell muss das alles gehen. Denn angesichts der hohen 7-Tage-Inzidenz befürchten Mediziner eine Verdopplung der Corona-Patienten auf Intensivstationen. !function(){"use strict";window.addEventListener("message",(function(e){if(void 0!==e.data["datawrapper-height"]){var t=document.querySelectorAll("iframe");for(var a in e.data["datawrapper-height"])for(var r=0;r

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