Zwei Hauptgründe für den Trend

Immer mehr Privatleute zeigen Parksünder an

Mit dem Smartphone kann inzwischen jeder zur Politesse werden. In einer Stadt in OWL ist die Zunahme der Anzeigen besonders drastisch.

Alltägliches Ärgernis: Ein parkendes Auto blockiert den Radstreifen. | © picture alliance/dpa

19.04.2021 | 19.04.2021, 13:54

Düsseldorf/Köln/Bielefeld (dpa). Eine wachsende Zahl von Parksünden wird in Nordrhein-Westfalens großen Städten von Privatleuten gemeldet. Im vergangenen Jahr ist vielerorts die Zahl der Fremdanzeigen bei Verkehrsverstößen abermals gestiegen.

Die meisten Fremdanzeigen hatte 2020 dabei wohl das Ordnungsamt Köln zu bearbeiten: Dort gingen 42.247 Anzeigen von Privatleuten wegen Verkehrsverstößen ein - eine Steigerung um gut 15 Prozent im Vergleich zu 2019. Aber auch aus den anderen großen Städten in NRW berichten die Behörden von zuletzt mancherorts deutlich gestiegenen Zahlen, wie eine Umfrage ergab.

Die Ordnungsämter nennen zwei Hauptgründe für die seit mehreren Jahren zu beobachtende Entwicklung zu immer mehr Anzeigen, die nicht von den Ordnungsbehörden, sondern von anderen Verkehrsteilnehmern gemeldet werden: Einerseits setzten sich Radfahrer oder Fußgänger bei immer knapper werdendem Parkraum immer häufiger gegen Fehlverhalten von Autofahrern durch, hieß es mehrfach. "Generell ist festzustellen,
dass rücksichtsloses Verhalten immer weniger toleriert wird. Viele Menschen möchten, so der Eindruck im Ordnungsamt, nicht mehr akzeptieren, wenn 'Mal eben' falsch geparkt wird", erklärte ein Düsseldorfer Stadtsprecher.

Anzeige ohne viel Aufwand

Andererseits sei es durch weite Verbreitung von Smartphones und leichten digitalen Meldemöglichkeiten wie Apps oder Portalen der Städte sehr leicht geworden, Falschparker zu anzeigen. "Damit wird ein Parkverstoß, über den man sich ärgert, sofort ohne viel Aufwand mit dem Handy fotografiert und abgeschickt und das wird auch fleißig genutzt", erklärte ein Sprecher der Stadt Bochum.

30.339 Verfahren gegen Verkehrssünder wurden 2020 in Düsseldorf auf Anzeigen von Bürgern hin eingeleitet - das macht damit einen Anteil von 6,9 Prozent aller registrierten Verkehrsverstöße aus. Auch hier ist die Tendenz leicht steigend (Vorjahr: 29.683 Fälle, 6,5 Prozent Anteil). Hauptärgernis aus Bürgersicht sei dabei das Parken auf Geh- und Radwegen.

Verdoppelung der Zahlen in Bielefeld

Bielefeld berichtet von knapp 3.000 Privatanzeigen zumeist gegen Parksünder - das entspricht sogar einer Verdoppelung zum Vorjahr, als die Pressestelle 1.400 solcher Drittanzeigen gezählt hatte.

In Dortmund wurden 2020 mit 11.223 etwas mehr Verkehrsverstöße von Bürgern angezeigt als im Vorjahr. In Essen gab es 2020 etwa 9.000 Drittanzeigen gegen Parksünder - im Jahr zuvor war es mehr als ein Drittel weniger. In Bochum stieg die Zahl der Privatanzeigen ebenfalls deutlich von etwas über 3.000 im Jahr 2019 gemeldeten Verstößen auf knapp 4.000 in 2020.

Auch in Bonn ist die Zahl der Fremdanzeigen gegen Falschparker leicht auf 8.550 gestiegen (2019: 8.328), in Wuppertal wurden mit knapp 4.000 Privatanzeigen gegen Parkverstöße etwa ein knappes Viertel mehr erfasst als im Vorjahr.

In der Fahrradstadt Münster lag die Zahl der Fremdanzeigen mit knapp 2.200 eingeleiteten Verfahren 2020 um knapp 200 Fälle über Vorjahresniveau.