So wirkt sich das Winterwetter auf Schulen und Kitas aus

Bielefeld. Klirrende Kälte und Schneemassen, die Postkästen einen prächtigen weißen Hut aufsetzen: Tief "Tristan" hat auch in Ostwestfalen-Lippe für einen kräftigen Wintereinbruch gesorgt - mit Folgen für die Betreuung in Kitas und Schulen. Vor Ort gibt es in den Einrichtungen in der Pandemie nur ein eingeschränktes Angebot. Das haben einige Träger nun ausgesetzt. So wurde die Notbetreuung für Kinder, die zu Hause nicht am Distanzunterricht teilnehmen können, am Montag zum Beispiel an den Bielefelder Schulen vorübergehend beendet. Für Dienstag kündigte die kreisfreie Stadt an, dass neben städtischen Schulen auch die von der Stadt getragenen Kitas geschlossen bleiben. Straßen, Zuwege auf dem Gelände und zum Teil auch die Notausgänge hätten "nicht oder nicht ausreichend geräumt werden" können, heißt es auf der Stadtseite. "Am Sonntag waren wir noch der Auffassung, dass der Kita-Betrieb – der Weg in die Einrichtungen ist schließlich grundsätzlich kürzer – aufrechterhalten bleiben kann", sagt Pressesprecher Daniel Steinmeier. "Doch durch den weiterhin anhaltenden Schneefall hat sich die Situation verändert." Die Sicherheit könne nicht gewährleistet werden. "Not der Eltern, nicht unnötig vergrößern" Auch die Stadt Gütersloh verweist auf die "Sicherheit und Unversehrtheit" von Schülern, Kindern und Eltern und lässt Kitas und Schulen auch am Dienstag geschlossen. Grund sei die "aktuelle und prognostizierte Wetterlage" weiterhin mit Minusgraden und Eisbildung. Am Montag geschlossen waren auch die Kitas des Deutschen Roten Kreuzes im Bünder Land. Geöffnet hatten hingegen die Einrichtungen des Evangelischen Kirchenkreises Herford. Auch Detlef Müller, Geschäftsführer von 157 katholischen Kindertagesstätten in OWL, hielt die Betreuung in seinen Einrichtungen aufrecht. Dabei richtete sich das Angebot nach dem Bedarf. Die Leitungen hätten am Sonntagabend noch mit Eltern besprochen, inwiefern die Betreuung in der Kita "zwingend nötig ist". Müller: "Mir ging es vor allem um Eltern, die berufsbedingt keine Rücksicht nehmen können auf das Wetter." Eltern also, die nicht von zu Hause aus arbeiten können und auf Betreuung für ihre Kinder angewiesen sind. "Mir war wichtig, die Not dieser Eltern nicht unnötig zu vergrößern." Kritik von verschiedenen Seiten Für eine Mutter aus Bielefeld, die lieber anonym bleiben möchte, ist die Notbetreuung in der Schule "der letzte Anker." Homeoffice sei nicht möglich. Stattdessen habe sie Urlaub nehmen müssen. "Wir hoffen, dass sich das Wetter bald entzerrt, sonst wird es schwierig." Darauf wartet auch die Bielefelderin Stefanie Rump, deren Tochter normalerweise in die Notbetreuung geht. "Wir kriegen es irgendwie hin", sagt Rump. "Aber ideal ist es nicht. Wegen des Wetters hätten wir unsere Tochter heute ohnehin nicht bringen können, aber wer weiß, wie lange das jetzt so weitergeht, weil es ja kalt bleiben soll." Andere wiederum kritisieren, dass ihre Einrichtung weiterhin geöffnet ist. Bei den aktuellen Wetterverhältnissen sei das ein großes Problem, sagt die Leiterin einer nicht-städtischen Kita im Kreis Paderborn. Denn viele Mitarbeiter seien eingeschneit und könnten schlichtweg nicht zur Arbeit kommen, ohne sich in Gefahr zu begeben. Ihrem Eindruck nach herrsche das Gefühl vor: Wir sind schon beim Coronathema Kanonenfutter, jetzt sind wir auch die einzigen, die bei der Wetterlage den Kopf hinhalten müssen. "Mancherorts haben es nicht alle Mitarbeitende in die Einrichtung geschafft", berichtet Manuel Vicky Sieker, Referatsleiterin für Kitas im Evangelischen Kirchenkreis Herford. Allerdings seien auch in weiten Teilen der Einrichtungen weniger Kinder vor Ort. Das bestätigt Detlef Müller. Der größte Teil der Eltern habe die Kinder nicht in die Kitas gebracht, so der Geschäftsführer. Um die Gefahr bei der Anfahrt kleinzuhalten, hätten die Kitaleitungen den Dienstplan angepasst: Mitarbeiter mit längerer Anfahrt nahmen Urlaub oder Überstundenfrei. Dass Betreuungsangebote derzeit ausgesetzt werden, hält Maike Finnern, Landesvorsitzende der Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW), für nachvollziehbar. "Die Wetterlage sorgt für unsichere Verkehrsverhältnisse und der ÖPNV ist in großen Teilen ausgesetzt. Das trifft sowohl den Weg zur Arbeit als auch die Eltern, die ihre Kinder zur Kita oder in die Notbetreuung bringen möchten", so Finnern. "Selbstverständlich führt diese extreme Wettersituation für alle noch einmal zu besonderen Härten und Herausforderungen."

Meistgelesen