Wie sich die Pandemie auf Bestattungen auswirkt

Bielefeld. &bdquo;Coronabedingt findet die Beisetzung im engsten Familienkreis statt." So lautet aktuell ein unscheinbarer aber wichtiger Zusatz von vielen Traueranzeigen in der Zeitung. War die Beisetzung im engsten Familienkreis vor der Pandemie eher die Ausnahme, ist sie nun der Standard. Zwar sind laut Paragraf 13 Coronaschutzverordnung des Landes NRW Beerdigungen weiterhin ausdrücklich erlaubt. Die Situation werde aber zunehmend schwierig, sagt Andreas Niehaus, Bielefelder Bezirksvorsitzender des Bestatterverbandes NRW. Grund dafür ist unter anderem, dass sich die Beratung der Angehörigen vor einer Beerdigung anders gestaltet als noch vor der Pandemie. Denn Niehaus versucht, so lange wie möglich, persönliche Beratungen anzubieten. Das bedeutet aber auch, dass die Gespräche mit viel Abstand und Mund-Nasen-Schutz stattfinden. Das geht einher mit mehrmaligem Lüften und der Desinfektion sämtlicher Türklinken, sobald die Besucher das Bestattungshaus wieder verlassen haben. Hinzu kommen Hygienekonzepte in den Kapellen und auf den Friedhöfen, die von der Stadt, den Bestattern und den Kirchengemeinden ausgearbeitet wurden. "Wichtig, würdevollen Abschied zu ermöglichen" Bei den Bestattungen selbst muss die Trauergemeinde, etwa in der Kapelle, Abstand halten, und auf den Händedruck oder die Umarmung verzichten. Die Hygienekonzepte schreiben vor, wie viele Menschen sich pro Quadratmeter in der Kapelle aufhalten dürfen. &bdquo;Es ist uns wichtig, einen würdevollen Abschied zu ermöglichen", sagt Niehaus. Der Abschied am geöffneten Sarg sei weiterhin möglich. Anders sieht das bei der Bestattung von Toten aus, die an oder mit dem Virus verstorben sind. Ein Video auf der Internetseite des Bundesverbands Deutscher Bestatter verdeutlicht den enormen Aufwand. Das Bestatterpersonal benötigt unter anderem FFP3-Mundschutz, wasserabweisende Schutzkittel und Einmalhandschuhe. Zudem wird der Verstorbene in einen Leichensack gehüllt, bevor der Leichnam in einen desinfizierten Sarg gelegt wird. Dort wird der Body Bag noch einmal desinfiziert und als infektiös gekennzeichnet, ehe der Sarg geschlossen wird. &bdquo;Die größte Einschränkung ist aber, dass es keinen Abschied der Trauergemeinde am offenen Sarg geben darf", sagt Niehaus. &bdquo;Da müssen andere Rituale gefunden werden." Zehn Prozent Corona-Tote Während Niehaus während der ersten Welle im Frühjahr nicht einen Corona-Toten bestatten musste, ist der Anteil nun im Herbst und Winter auf zehn Prozent angewachsen. Sowohl bei den Angehörigen als auch bei den Bestattern sei dies ein &bdquo;hochemotionaler Moment", sagt Niehaus. Zwar haben Angehörige von Covid-19-Patienten in den Kliniken in OWL die Möglichkeit, sich zu verabschieden. Allerdings nicht unmittelbar vor dem Tod und unter Umständen auch nur in begrenzter Personenanzahl. &bdquo;Wir haben in den vergangenen sechs Wochen eine höhere Belastung gespürt", sagt Niehaus. Gleichwohl schaffen er und seine Kollegen das gleiche Pensum täglich, auch, weil durch die reduzierten Trauerfeiern Reserven frei würden. Vor allem im Hinblick auf die Angehörigen der Verstorbenen macht sich Niehaus Sorgen. &bdquo;Wir müssen darauf achten, dass uns die Bestattungskultur nicht verloren geht."Die Bestatter wirken dem entgegen, indem etwa die Beerdigung als Livestream im Internet verfolgt werden kann. So können mehr als die im Schnitt 30 Anwesenden an der Trauerfeier teilnehmen. Ein Vorortsein ersetze das freilich aber nicht. &bdquo;Man merkt in der Krise, dass es den Menschen wichtig ist, Abschied zu nehmen." Eine mitunter sehr belastende Situation für die Angehörigen. Denn, so Niehaus: &bdquo;Trauerfeiern können, anders als Geburtstage, nicht wiederholt werden."

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