Herforder Autohaus-Chefin wagt beruflichen Neustart als Bestatterin

Herford. Seit mehr als zehn Jahren hat Annette Langner das von ihrem Vater 1977 gegründete gleichnamige Autohaus an der Salzufler Straße 66 geführt. Jetzt hat sich die 53-Jährige für einen ungewöhnlichen beruflichen Neustart entschieden: Mit einem gut besuchten Tag der offenen Tür eröffnete sie am vergangenen Samstag offiziell ihr neues Bestattungshaus &bdquo;Seelenflug Bestattungen“.Dafür hat sie eine ehemalige Ausstellungshalle des Autohauses umbauen lassen. Neben einem Raum für Trauerfeiern befinden sich hier auch zwei Abschiedsräume sowie ein Empfangsraum, in dem Urnen und Särge ausgestellt sind. Einer der Särge ist pinkfarben, ein Zeichen, dass Annette Langner auch neuen Formen des Abschieds offen gegenübersteht und nicht unbedingt alles so machen möchte, &bdquo;wie man es schon immer gemacht hat“. Bestattungshaus Seelenflug eröffnet: Trauerbegleitung neu gedacht Mit dem Bestattungshaus geht die Herforderin einer Herzensaufgabe nach, wie sie selbst sagt. In dieser Hinsicht geprägt haben sie vor allem der frühe Tod ihres Großvaters, der mit nur 67 Jahren völlig unerwartet starb, und der Tod ihrer Mutter. Diese verlor nach einem zehnjährigen Leidensweg mit 56 Jahren den Kampf gegen den Krebs und starb im Jahr 2003. Lesen Sie auch: Trauerbegleitung: Wenn das Trauern Zeit braucht Diese Erfahrungen hätten ihr Herz und ihr Leben tief geprägt, sagt sie. Sie habe damals gespürt, wie schwer es der Gesellschaft falle, mit dem Tod umzugehen, wie sehr er häufig tabuisiert werde und wie oft ein liebevoller, offener Raum für Trauer fehle. Der Tod ist da, der Umgang damit ist wichtig“, betont Langner. Langners Trauerbegleitung: Familie im Mittelpunkt der Beerdigung Auch während ihrer Arbeit im Autohaus seit 1991 beschäftigte Langner das Thema Sterben und Tod. Immer wieder habe sie im privaten Umfeld Menschen begleitet und dabei gespürt, wie wichtig es ist, in solchen Momenten nicht allein zu sein. Sie begann mit Ausbildungsmodulen für Quereinsteiger beim Bestatterverband und lernte dort unter anderem die hygienische Versorgung und rechtliche Aspekte der Arbeit als Bestatter. Im Hospizverein Herford, in dem sie Mitglied ist, absolvierte sie zudem die Ausbildung zur Sterbebegleiterin. &bdquo;Dort habe ich ganz tolle Seminare gehabt und viel Input bekommen.“ Ganz aktuell hat sie einen Ausbildungsplatz zur Trauerbegleiterin an der Hospiz-Akademie Gütersloh. Großen Wert legt die 53-Jährige darauf, dass die Angehörigen einer verstorbenen Person sie bei ihrer Arbeit bei jedem Schritt begleiten oder Aufgaben selbst übernehmen dürfen, inklusive der Versorgung der verstorbenen Person. &bdquo;Ich habe damals auch zusammen mit meinem Vater meine Mutter für die Beerdigung angezogen“, erinnert sich Langner. Auch interessant: Wo Eltern von Sternenkindern im Kreis Herford Hilfe finden .responsive23-yU7uR06uS9RHiXWA-bar-vertical-abgeschlossene-ausbildung { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-yU7uR06uS9RHiXWA-bar-vertical-abgeschlossene-ausbildung { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-yU7uR06uS9RHiXWA-bar-vertical-abgeschlossene-ausbildung { padding-top: 142.86%; } } Persönliche Trauer prägt Beerdigungsrituale in Herford Noch nicht lange her ist der Tod ihres Vaters, der im Dezember vergangenen Jahres im Alter von 81 Jahren starb. &bdquo;Ich habe ihn zuvor mit meinen beiden Kindern zweieinhalb Tage lang im Sterbeprozess begleitet und wir haben ihn dann zu dritt überführt, denn einen Bestattungswagen hatte ich schon. Mit einem Abstecher durch seine Werkstatt. Auch die Trauerfeier haben wir selber organisiert“, sagt die Herforderin. &bdquo;Beerdigt wurde mein Vater in seinem Mitsubishi-Kittel, der sein liebstes Kleidungsstück war. Bei der Trauerfeier haben wir seine alten Songs von James Last gespielt, die Musik hat er geliebt. Nicht die Trauer, sondern die Dankbarkeit und die positive Erinnerung an ihn hat im Vordergrund gestanden. Das hatte er sich so gewünscht.“ Wie eine Beerdigung und eine Trauerfeier letztlich ablaufen, liege jedoch ganz in der Hand der Angehörigen. &bdquo;Es wird alles so von mir gestaltet, wie es gewünscht wird. Auch traditionell ganz in Schwarz.“ Ebenso wichtig sei es, dass die Angehörigen sich alle Zeit der Welt nehmen können, um in Ruhe Abschied zu nehmen. Dafür stehen in den beiden Abschiedsräumen eigene Zugänge zur Verfügung. Ein Abschiednehmen, egal wann, ist somit immer möglich. &bdquo;Wir legen Wert auf bestmögliche Unterstützung der Hinterbliebenen im Trauerprozess.“ Seelenflug-Name inspiriert durch Eichendorff-Gedicht Finanzielle Gründe seien nicht der Grund für ihre Umorientierung gewesen, sagt Annette Langner. &bdquo;Dann hätte ich nicht soviel in den Umbau investiert und auch weiterhin nur das Autohaus weiterführen können. Ich wollte das genauso haben.“ Ganz aus dem Autohaus zurückgezogen hat sich die 53-Jährige nicht. So bleibt sie im Hintergrund weiterhin in der Geschäftsführung, ein erfahrenes Team werde die Geschäfte weiterführen. &bdquo;Der Mechatroniker Pierre Ringeisen übernimmt die Leitung der Werkstatt, die Automobilkauffrau Lydia Moosmayer die kaufmännische Leitung und den Verkauf, wir werden einen sanften Übergang schaffen“, erklärt Annette Langner. Das Autohaus sei der Lebenstraum ihres Vaters gewesen. &bdquo;Darum wollte ich nicht alles verkaufen.“ Doch woher stammt eigentlich der Name &bdquo;Seelenflug“? Der Name sei von dem Gedicht &bdquo;Mondnacht“ von Joseph von Eichendorff inspiriert. Und meine Seele spannteweit ihre Flügel aus,flog durch die stillen Lande,als flöge sie nach Haus. Dieses Bild beschreibe, was sie in ihrer Arbeit begleiten möchte, erklärt Annette Langner. &bdquo;Den letzten Flug nach Hause – behütet, würdevoll und getragen von Liebe.“ 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford

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