Immer mehr Menschen in Paderborn planen ihre eigene Beerdigung

Paderborn. Wie möchte ich einmal bestattet werden? Diese Frage hat sich der ein oder die andere mit Sicherheit schon einmal gestellt und für sich persönlich beantwortet. Immer mehr Menschen gehen mit ihren Vorstellungen und Wünschen aber auch ganz bewusst offen um. Sie erzählen Familie und Freunden davon, wie ihr Abschied aussehen soll, oder treffen sogar konkrete Entscheidungen in einer Bestattungsvorsorge. &bdquo;Es wird aktuell einfacher, über den Tod und den Abschied zu sprechen“, sagt Sebastian Voss. Er ist Kreisverbandsvorsitzender der Bestatter im Hochstift und beobachtet seit ein paar Jahren, dass immer mehr Menschen bei ihm oder seinen Bestatter-Kollegen zu Lebzeiten mit einer Bestattungsvorsorge alles regeln. Sich frühzeitig mit dem Thema Tod und Sterben auseinanderzusetzen sei kein düsteres Hobby, vielmehr ein Zeichen von Lebensklugheit, sind auch Kerstin Beyermann und Sonja Puls vom ambulanten Hospizdienst der Caritas Büren überzeugt. &bdquo;Wer sich mit den Themen Tod und Sterben innerlich auseinandergesetzt hat, kann eher Raum für das schaffen, was wirklich zählt: Abschied nehmen, Erinnern, Fühlen“, erklärt Puls. Auch für Angehörige sei das wichtig, sagt Beyermann: &bdquo;Die frühzeitige Auseinandersetzung stärkt die Resilienz und hilft, Trauer zu verstehen und zu verarbeiten.“ Was eine Bestattungsvorsorge alles regeln kann &bdquo;Viele haben schon konkrete Vorstellungen, wie die Beerdigung aussehen soll“, sagt Sebastian Voss. Im Grunde könne mit einer Bestattungsvorsorge alles vorab festgelegt werden – von der Auswahl des Sargs oder der Urne über die Grabstätte bis hin zur Musik, die bei der Trauerfeier gespielt werden soll. Auch spezielle Wünsche können so geregelt werden. &bdquo;Eine Kundin hat beispielsweise festgelegt, dass sie in Australien im Wasser beigesetzt werden möchte“, erzählt der Bestatter aus Paderborn. Ändern sich Vorstellungen im Laufe der Zeit, seien Anpassungen selbstverständlich auch jederzeit möglich. Zur Bestattungsvorsorge gehört aber nicht nur die Planung der Bestattung. Auch die Finanzierung der Beerdigung im Vorfeld sei ein wichtiger Faktor. &bdquo;Damit möchten viele ihre Familie auch ein Stück weit entlasten“, weiß der Bestatter. Im Durchschnitt koste eine Beerdigung etwa zwischen 5.500 und 7.000 Euro – je nach Wünschen und Auswahl von Blumenschmuck bis Trauerkaffee. Eine anonyme Beisetzung, also ohne Trauergäste, mit der günstigsten Sargversion und ohne Extras liege bei etwa 2.600 bis 2.800 Euro. Passend zum Thema: Auf den Paderborner Friedhöfen gelten neue Regelungen Ein weiteres Thema, das in den vergangenen Jahren immer öfter auch in der Bestattungsvorsorge geregelt werde, sei die Abmeldung von jeglichen Verträgen und aus den Sozialen Netzwerken. &bdquo;Wenn wir mal überlegen, wo wir heutzutage überall angemeldet sind, kommt da schon einiges zusammen“, sagt Voss. Egal ob Facebook, Streamingdienste oder der Stromanbieter: Im Sterbefall hätten Angehörige so eine Liste, wo der Tote überall abgemeldet werden soll. Anteil der religiösen Beisetzungen in Paderborn sinkt Wer seine Beerdigung schon im Vorfeld regelt und vorsorgt, sei ganz unterschiedlich. &bdquo;Man kann nicht mehr pauschal sagen, welche Altersgruppe vor uns sitzt“, so Voss. Grundsätzlich ist die Vorsorge zu jedem Zeitpunkt im Leben möglich. &bdquo;Unsere Kunden sind Mitte 30 und älter“, verrät der Bestatter. Und einen weiteren Trend beobachtet Voss: &bdquo;Der Anteil an religiösen Beisetzungen nimmt ab.“ Alternative Bestattungsformen und Abschiedsfeiern werden immer beliebter. So gebe es in der Region immer mehr Möglichkeiten, sich nicht auf dem klassischen Friedhof bestatten zu lassen. Der Friedwald in Borchen, der Waldfriedhof in Lichtenau oder der Bestattungswald in Paderborn-Wewer sind solche Beispiele. Auch dort gibt es die Option, sich bei Führungen schon vor dem Tod einen Baum, unter dem man bestattet werden möchte, auszusuchen – also vorzusorgen. Passend dazu: Gemeinsam begraben – Weweraner bleiben Nachbarn über den Tod hinaus Trauerredner rät von zu viel Planung vor dem Tod ab Doch wie viel Vorsorge ist überhaupt gut und wo sollte die Grenze sein? Das muss wohl jeder für sich selbst ausmachen. Im Grunde kann bereits alles von der Traueranzeige über den Sargschmuck bis zur Zeremonie vor dem Tod festgelegt werden. Das sieht Martin Fryburg, der seit knapp 20 Jahren als Trauerredner in Paderborn aktiv ist, jedoch kritisch und merkt an: &bdquo;Die Beerdigungszeremonie ist für die Lebenden.“ Er rät dazu, bei der Planung vorab auch die Angehörigen mit ins Boot zu holen. &bdquo;Nur 10 bis 15 Prozent machen sich im Vorhinein Gedanken“, schätzt Fryburg. Die Trauerrede und Zeremonie werde meist noch nicht vor dem Tod festgelegt, beobachtet er – auch wenn das in Einzelfällen natürlich schon mal vorkomme. &bdquo;Ich habe einzelne Personen, die haben ihre Rede mit mir schon fertig geschrieben“, erklärt der Trauerredner. &bdquo;Eine Beerdigung ist wie ein emotionales Minenfeld“, so Fryburg. Aus seiner Sicht ist es wichtig, dass auch die Hinterbliebenen etwas planen können und den Abschied so gestalten können, wie es für sie gut ist. Das könne dann ganz unterschiedlich aussehen und sollte offen angesprochen werden. &bdquo;Einmal sollten alle gelbe Gummistiefel tragen“, gibt er ein Beispiel. Die Verstorbene und ihr Mann hatten sich in den Matschschuhen beim Hundespaziergang kennengelernt. Bei einer anderen Beerdigung seien alle in rot-weiß gekleidet gewesen; &bdquo;der Mann war Fan des 1. FC Köln“. Und auch ein Spalier von Motorradfahrern mit ihren Maschinen habe er schon erlebt. &bdquo;Das Persönliche muss dabei sein“, rät der Trauerredner. 📲 News direkt aufs Smartphone? Hier gehts zum kostenlosen Whatsapp-Kanal der NW Paderborn

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