Wenn der Tod zu teuer ist: Immer mehr Sozialbestattungen in Höxter

Höxter. Wer einen lieben Menschen verliert, muss neben der Trauer auch viel Organisation bewältigen. Ein Grab muss ausgesucht, ein Termin gemacht, eine Traueranzeige erstellt werden. Welche Musik soll gespielt werden? Welche Blumen werden gewählt? Urne oder Sarg – und wenn ja, welches Modell? Entscheidungen, die in der Regel mit Liebe und Sorgfalt getroffen werden. Koste es, was es wolle. Der oder die Angehörige soll schließlich eine Bestattung erhalten, wie er oder sie sie sich gewünscht hätte. Laut Allianz-Versicherung zahlen Bundesbürger durchschnittlich 4.660 Euro für eine Urnenbestattung und 5.410 Euro für eine Erdbestattung im Sarg. In den Beträgen enthalten sind jeweils Bestatterkosten, Friedhofsgebühren und Grabmalkosten. Hinzu kommen können weitere Ausgaben, wenn zum Beispiel eine Trauerhalle gebucht oder ein Trauerschmaus veranstaltet wird. So oder so: Viel Geld. Für manch einen zu viel. Es ist gesetzlich geregelt, wer für die Kosten einer Bestattung aufkommen muss. An allererster Stelle wären das Ehegatten, gefolgt von Lebenspartnern, den volljährigen Kindern, den Eltern, volljährigen Geschwistern, den Großeltern und schließlich volljährigen Enkelkindern. Das sind aber nicht zwangsläufig diejenigen, die bezahlen müssen. Regelt beispielsweise ein Testament, dass andere den Verstorbenen beerben, würden diese zur Kasse gebeten. &bdquo;Verschämte Altersarmut“ bei Senioren fällt auf Wenn die Hinterbliebenen eine Bestattung allerdings nicht bezahlen können, dann hilft das Sozialamt. Bei der Stadt Höxter ist beispielsweise Leiterin Monika Mönnekes zuständig. Wie sie der &bdquo;NW“ bereits in der Vergangenheit berichtete, falle es vielen Menschen schwer, sich an die Behörden zu wenden. Häufig handele es sich um Senioren – &bdquo;verschämte Altersarmut“. Zu Unrecht. &bdquo;Die Angehörigen bitten nicht um Hilfe, wenn sie sich an uns wenden, sie sind keine Bittsteller, sondern sie setzen ihren Anspruch durch“, machte Mönnekes deutlich. Lesen Sie auch: Warburger Gemeindereferentin erklärt: Warum der Mensch Trost braucht Wer eine Bestattung nicht bezahlen kann, kann also eine &bdquo;Bestattungskostenübernahme“ beantragen. Derjenige muss seine Einnahmen wie Lohn, Kindergeld oder Rente sowie die Ausgaben, etwa Mietkosten, offenlegen. Diese Zahlen stellt das Amt gegenüber und entscheidet auf dieser Basis, ob es die Kosten übernimmt. Geschieht das, handelt es sich um eine sogenannte Sozialbestattung. Das klingt nach Sparmaßnahme. &bdquo;Eine Sozialbestattung wird einfach ausgerichtet, um die Kosten überschaubar zu halten“, erläutert der Bundesverband Deutscher Bestatter. &bdquo;Deswegen fällt zum Beispiel die Auswahl des Sarges und des Blumenschmuckes vergleichsweise bescheiden aus. Jedoch muss eine würdevolle und nicht ärmlich wirkende Bestattung des Verstorbenen gewährleistet bleiben.“ Und so werden auch Kosten rund um die Bestattung übernommen, die bei ganz nüchterner Betrachtung wohl nicht zwingend notwendig sind. Wie ein Trauerredner, ein Organist oder Blumen. Warum Höxteraner in Diemelstadt bestattet werden Und wenn ein Verstorbener keine Angehörigen hatte? Dann kommt das Ordnungsamt ins Spiel – übrigens richtet sich die Zuständigkeit eines Amtes nach dem Sterbeort. &bdquo;Hier in Höxter haben wir ja das Krankenhaus, da haben wir sicher ein paar mehr solcher Fälle als andere Kommunen“, sagt Marcus Winkler, Leiter des Ordnungsamts. 2023 waren es übrigens 23 (2021: 14), Tendenz steigend. Wenn seine Abteilung hinzugezogen wird, dann meist, weil keine Angehörigen eines Toten bekannt sind. Winkler und seine Kolleginnen und Kollegen recherchieren selbst. Einwohnermelde- oder Standesämter helfen da zwar. Viel Zeit haben die Mitarbeitenden des Ordnungsamts jedoch nicht. &bdquo;Man hat nur zehn Tage“, sagt Winkler. Dann müsse ein Mensch bestattet sein. Ist bis zum Ablauf dieser Frist kein Angehöriger gefunden, beauftragt das Ordnungsamt Höxter das Krematorium in Diemelstadt mit der Feuerbestattung. Die Urne wiederum könne dann noch eine Zeit lang beim Bestatter bleiben, ehe sie begraben werden müsse. Kann auch dann niemand gefunden werden, werde die Urne in Diemelstadt anonym bestattet. &bdquo;Wir müssen die kostengünstigste Variante wählen“, erklärt Winkler. Für diesen Zweck gibt es einen eigenen Ansatz im Haushalt. &bdquo;Letztlich wird das also aus Steuergeld finanziert.“ Manchmal verweigern sich Angehörige ihrer Pflicht Dasselbe Prozedere – Einäscherung und anonyme Bestattung in Diemelstadt – geschieht auch, wenn es zwar Angehörige gibt, diese sich aber weigern, ihrer Pflicht nachzukommen. Warum könnten sie das tun? &bdquo;Häufig hört man, dass es sehr lange keinen Kontakt zum Verstorbenen gab“, berichtet Winkler. Allerdings bekommen die am Ende eine Rechnung vom Ordnungsamt. Anders sehe es aus, wenn der Verstorbene eine Sterbeversicherung oder ein Sparbuch hatte. Sind dann Wünsche bekannt – etwa eine Erdbestattung –, dann erfüllt das Ordnungsamt dem Menschen diesen letzten Wunsch.

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