Mehr Unfälle, aber weniger Verkehrstote in NRW

Düsseldorf/Bielefeld. Eigentlich könnte NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) sich zufrieden zurücklehnen. Die Zahl der Verkehrstoten in NRW ist um 32 zurückgegangen und liegt mit 458 so niedrig wie noch nie seit 1953, als erstmals eine Unfallstatistik erhoben wurde. Doch Reul bleibt besorgt. Denn die Ursache der meisten tödlichen Unfälle ist &bdquo;nicht Pech oder Schicksal, sondern Gedankenlosigkeit und Leichtsinn". So war in 97 Todesfällen zu schnelles Fahren die Unfallursache, 31 Opfer waren nicht angeschnallt, als sie starben, 39 Menschen kamen ums Leben, weil Alkohol oder Drogen im Spiel waren. Vor allem auf die Drogenfahrten haben der Innenminister und seine Polizei ein Augenmerk gelegt. 2019 wurden knapp 14.000 Menschen in NRW mit zu viel Alkohol am Steuer erwischt – ein Plus von 3,5 Prozent gegenüber 2018. Mehr Unfälle mit Drogen am Steuer Noch deutlicher ist der Anstieg bei den Drogen. Die Polizei stellte in 19.271 Fällen fest, dass Menschen unter Drogeneinfluss am Steuer saßen, fast sieben Prozent mehr als 2018 und rund 58 Prozent mehr als im Jahr 2015. &bdquo;Der Umgang mancher Autofahrer mit Drogen ist leichtsinnig, hochgefährlich und strafbar", sagte Reul. Besonders hoch ist der Anteil von Alkohol und Drogen bei den Unfällen mit E-Scootern. Die Fahrgeräte sind erst seit Juni 2019 erlaubt, doch registrierte die Polizei in NRW in den sieben Monaten des vergangenen Jahres bereits 223 Unfälle. 341 Personen waren daran beteiligt, 235 davon wurden verletzt. Bei 56 Unfällen – das entspricht einem Anteil von rund 25 Prozent – spielten Alkohol und Drogen eine Rolle. Trotz gestiegener Unfallzahlen (679.273 in 2019, das sind 2,7 Prozent mehr als im Vorjahr) ist die Zahl der Verletzten um 2,4 Prozent zurückgegangen. Die gestiegene Zahl an Unfällen führte die Polizei auf die Verkehrsbelastung zurück. Seit 2017 seien in NRW 280.000 Pkw hinzugekommen. Das sind die Zahlen für OWL Viele der Trends aus dem Land finden sich auch in den Unfallstatistiken für OWL. In einigen Kreisen gab es jedoch auch Besonderheiten. In Bielefeld stieg die Zahl der Unfälle unwesentlich auf 9.912 (0,6 Prozent mehr). Das Positive: Die Zahl der Verunglückten (1.292) sank auf den niedrigsten Stand seit 2015. Trotzdem verloren acht Menschen in Bielefeld ihr Leben – das waren drei mehr als noch 2018. Bedenklich ist nach Angaben von Polizeipräsidentin Katharina Giere der Trend bei den Senioren: &bdquo;Hier erhöhte sich die Zahl der Unfallopfer um 24,7 Prozent." Einen Grund dafür sieht die Polizei in der Zunahme der Pedelec-Unfälle. Seit 2017 steigen die Unfallzahlen mit Pedelecs um mindestens 50 Prozent. Auch im Kreis Gütersloh gab es einen Anstieg bei den Pedelec-Unfällen – um fast 41 Prozent auf 138. Zwei dieser Fahrer starben. Hingegen ging die Zahl der verunglückten Fahrradfahrer (ohne Pedelecs) leicht, um 2,3 Prozent, zurück auf 483. Insgesamt gibt es im Kreis Gütersloh mit 11.755 Verkehrsunfällen einen neuen Höchststand. Der Anstieg lag mit 4,36 Prozent über dem Landesdurchschnitt. Die Anzahl der Schwerverletzten ist um rund 16 Prozent gestiegen. 15 Menschen sind bei Verkehrsunfällen gestorben. Mit 7.573 Unfällen wurde im Kreis Herford ein Anstieg von 4,1 Prozent registriert. Das liegt über dem Landesschnitt. Dennoch verringerte sich die Zahl der bei Unfällen verletzten Personen ebenso wie die Unfallzahl bei den Fußgängern, wo ein Rückgang um 35 Prozent zu verzeichnen war. Die Zahl der tödlich Verletzten blieb mit fünf Personen konstant. Im Kreis Paderborn ging die Zahl der Unfälle mit Verletzten um fast 10 Prozent zurück (1.044). Allerdings starben entgegen dem Landestrend deutlich mehr Menschen. 17 Verkehrstote sind 5 mehr als im Vorjahr und fast doppelt so viele wie 2017 (9). Die Zahl der verletzten Kinder hat 2019 zugenommen (141), während die Polizei weniger Schwerverletzte (315) und Radfahrunfälle (461) verzeichnete. Insgesamt weist die Bilanz 10.286 Verkehrsunfälle aus. Auf 8.766 und damit um 7,6 Prozent ist die Zahl der Verkehrsunfälle im Kreis Minden-Lübbecke gesunken. Sieben Menschen kamen 2019 im Mühlenkreis dabei ums Leben. In der Langzeitstatistik für Minden-Lübbecke ist das der zweitniedrigste Stand seit 20 Jahren. Insgesamt gingen die Unfälle mit Personenschäden um 13 Prozent zurück. Die Verkehrsunfallstatistik 2019 für Lippe hat Licht und Schatten. Acht Menschen verloren ihr Leben, darunter zwei Jugendliche, die bei zwei Unfällen auf der B 1 innerhalb weniger Wochen ums Leben kamen. Kein Kind verunglückte im vergangenen Jahr tödlich im Straßenverkehr. Insgesamt krachte es 9.574 Mal auf lippischen Straßen, das sind 343 Unfälle mehr als 2018. Personen kamen bei 932 (Vorjahr 1.044) Unfällen zu Schaden. Und auch hier steigt die Zahl der Pedelec-Unfälle. 238 waren es 2018, ein Jahr später 263. Im Kreis Höxter hat sich die Zahl der Unfälle um 3,8 Prozent auf 4.611 erhöht, allerdings ist die Zahl der Verletzten um 7,1 Prozent auf 552 gesunken. 169 von ihnen erlitten schwere Verletzungen. Fünf Menschen starben bei Unfällen auf den Straßen, drei mehr als im Jahr zuvor. Größte Problemgruppe bei den Verursachern mit 468 Unfällen sind die jungen Erwachsenen im Alter von 18 bis 24 Jahren. Auf den Autobahnen in OWL registrierte die Polizei einen geringen Anstieg von 2.336 auf 2.351. Die Zahl der Verunglückten sank von 444 auf 426 – ein Minus von 4,1 Prozent. Zehn Menschen starben auf den Autobahnen, drei der tödlichen Unfälle ereigneten sich auf der A 2, sechs auf der A 33. Die überraschend hohe Zahl an Unfalltoten auf der A 33 ist laut Polizeipräsidentin Giere auf Unfälle im Baustellenbereich zurückzuführen. Um den Kampf gegen die Hauptunfallursachen Abstand und Geschwindigkeit weiter zu intensivieren, hofft die Autobahnpolizei in Kürze auf den Einsatz eines mobilen Anhänger-Blitzers.

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