Düsseldorf/Köln. Die Zahl der Beschuldigten in dem Missbrauchsfall, der seinen Ausgang mit Ermittlungen in Bergisch Gladbach nahm, steigt immer weiter. Inzwischen ermitteln die Behörden gegen insgesamt 56 Beschuldigte, davon haben 24 einen Wohnsitz in Nordrhein-Westfalen. Die Zahlen gehen aus einem neuen Bericht von Justizminister Peter Biesenbach (CDU) an den Rechtsausschuss des Landtags hervor.
Die Zahl der schwer sexuell missbrauchten Kinder beträgt nach den aktuellen Erkenntnissen der Ermittler 21. Diese Zahl könne aber "aufgrund der Dynamik der Ermittlungen" weiter steigen. Wie dem Bericht weiter zu entnehmen ist, dauern die Vernehmungen von Beschuldigten, Zeugen und missbrauchten Kindern ebenso an wie die Sichtung der sichergestellten Dateien.
Die Ermittlungen in Deutschland waren im vergangenen Jahr durch Hinweise aus Kanada an das Bundeskriminalamt ins Rollen gekommen. Die Spuren hatten zunächst nach Bergisch Gladbach geführt. Im Oktober wurde für NRW der gesamte Ermittlungskomplex an die Kölner Polizei übergeben. Dort wurde für die Ermittlungen eine "Besondere Aufbauorganisation" gebildet, in der zeitweise bis zu 300 Beamte zusammenarbeiteten. Zurzeit arbeiten nach Angaben des Kölner Polizeipräsidiums "noch bis zu 161 Bedienstete in dem Ermittlungskomplex". In den Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft Köln - sie ist im wesentlichen für die Verfahren gegen Beschuldigte aus NRW zuständig - befinden sich zurzeit sieben Tatverdächtige in Haft.
Teilweise sind die Täter die Väter
Inzwischen ist klar, dass Polizei und Staatsanwaltschaft einem großen Pädophilen-Netzwerk auf die Spur gekommen ist. Um immer neue Videos mit Kinderpornografie bereitstellen zu können, sind offenbar immer wieder Kinder vor laufender Kamera missbraucht worden. Teilweise missbrauchten Väter ihre eigenen Kinder.
Der neue Biesenbach-Bericht bestätigt noch einmal, dass zwar Verwandte eines Beschuldigten aus Bergisch-Gladbach Parzellen oder Wohnwagen auf dem Campingplatz in Lügde besessen haben (dort ist es jahrelang zu sexueller Gewalt gegen Kinder gekommen, die Haupttäter sind inzwischen verurteilt), dass diese Verwandten - ein Großvater, eine Cousine und ein Cousin - nach dem derzeitigen Erkenntnisstand der Ermittler aber nicht an den Straftaten auf dem Campingplatz beteiligt gewesen seien.