Pädokriminellen-Netzwerk Bergisch-Gladbach

Täter sollen Missbrauchstreffen in Privathäusern veranstaltet haben

Ein Polizist vor dem Wohnhaus eines Verdächtigen. | © picture alliance/dpa

01.02.2020 | 01.02.2020, 17:08

Bergisch Fladbach. Im Missbrauchsfall Bergisch-Gladbach werden immer grausigere Details bekannt. Offenbar haben die Täter sich regelrecht zu "Missbrauchstreffen" verabredet, bei denen sie sich ihre Kinder gegenseitig "ausgeliehen" haben. Das berichtet der Kölner Stadtanzeiger unter Berufung auf die Polizei. Die Ermittlungsgruppe (EG) "Berg" habe Hinweise darauf, dass die Täter in Privathäusern Zusammenkünfte organisiert hätten, um sich gegenseitig an ihren Kindern zu vergehen.

Weiteren Ermittlungen zufolge sollen manche Sexualstraftäter ihre Opfer regelrecht so erzogen haben, dass die Jungen und Mädchen den Missbrauch vom Babyalter an als normal empfinden mussten. Es sei erschreckend, dass diese Erwachsenen die Gedanken der Kinder manipulierten, um sie zu missbrauchen, sagte Polizeisprecher Wolfgang Baldes der Zeitung. Die Jungen und Mädchen hätten das Unrecht gar nicht erfassen können. "Andere Kinder gucken zu Hause Sandmännchen", so Baldes, einige der Opfer hingegen seien mit Pornos konfrontiert worden.

Inzwischen 56 Beschuldigte

Die Ermittlungen der "EG Berg" nahmen ihren Anfang im Oktober 2019 in Bergisch Gladbach. Die Zahl der identifizierten Täter und Opfer steigt seitdem stetig an, inzwischen sind laut dem Blatt bundesweit 56 Beschuldigte und 21 minderjährige Opfer bekannt. Der Fall gilt laut Landeskriminalamt inzwischen als vermutlich größer als der im lippischen Lügde. Zwischen den Fällen sehen die Behörden  allerdings bisher keinen Zusammenhang.

Laut der Zeitung setzt die Polizei erstmals bei Ermittlungen gegen Kindesmissbrauch in Deutschland auch Anthropologen ein. Die Wissenschaftler, die sich mit dem Menschen und seiner Evolution beschäftigen, helfen der Polizei Köln dabei, anhand von Körpermerkmalen auf Fotos und Filmen Täter zu identifizieren und Tatzusammenhänge herzustellen. Außerdem haben die Ermittler in mindestens zwei Fällen bereits auf die sogenannte Schulfahndung gesetzt. Um zwei mutmaßlich noch andauernde Fälle von Kindesmissbrauch zu stoppen, stellte die Polizei in zwei Bundesländern Lehrern in Frage kommender Schulen Fotos der Opfer zur Verfügung. Allerdings verlief der Fahndungsversuch erfolglos.