Bielefeld. Die Drehtür setzt sich in Bewegung und gewährt zwei Männern und einer Frau mit Kopftuch den Zutritt zum Krankenhaus-Foyer. Einer der Männer ist bereits älter, dürr, er sitzt im Rollstuhl und schaut misstrauisch. Der andere Mann – vielleicht sein Sohn – blickt sich suchend um, doch scheint nicht fündig zu werden. „Menschen, die Hilfe benötigen, erkennt man am Blick", sagt Angelika Lütger fast zeitgleich zu dem Geschehen hinter ihr. Sie ist Grüne Dame und hilft jeden Dienstag kranken und hilfebedürftigen Patienten im Klinikum Bielefeld.
Ein besonderes Jubiläum
„Wir sind 23 Grüne Damen, ein Grüner Herr und teilen uns auf die Wochentage Montag bis Donnerstag auf", erklärt Ingrid Gerstenberger, die seit 2004 die Einsatzleitung von Sigrid Krätschmar übernommen hat, die seit 1986 das Amt inne hatte. Vor 33 Jahren hatte Professor Jörg Herrmann dieses Konzept aus Düsseldorf mit nach Bielefeld gebracht. Dieser Tage feiert die Organisation der Ehrenamtlichen bundesweit ihr 50-jähriges Bestehen.
Weisen den richtigen Weg
Während in Bonn der Festgottesdienst stattfindet, stehen in Bielefeld sieben Grüne Damen den Patienten im Krankenhaus in Bielefeld-Mitte mit Rat, Tat und einem offenen Ohr zur Seite, gut zu erkennen an ihren lindgrünen Kitteln. Lütger erklärt den im Foyer gestrandeten Gästen den Weg, der Mann im Rollstuhl soll zur Unfall-Chirurgie. „Den Gang hier geradeaus weitergehen", sagt sie. „Hinter den Fahrstühlen rechts abbiegen und dann die erste Tür links." Die Richtungsangaben verdeutlicht sie mit Handzeichen. Der Mann lächelt erleichtert, nickt kurz. Er schnappt sich die Griffe des Rollstuhls und schon sind die drei auf dem richtigen Weg.
Gründe Damen, keine "grünen Tanten"
Unterdessen ist Ingrid Gerstenberger auf dem Weg zu den Patienten, die sich bereits auf der Station befinden. Bevor sie in das Zimmer 215 tritt, nimmt sie einen Spritzer Desinfektionsmittel und verreibt ihn in den Händen. Hygiene ist wichtig, dazu haben die Grünen Damen ein Seminar besucht.
Im Bett liegt eine ältere Dame, die auf ihre OP wartet. Doch ihr hoher Blutdruck lässt das noch nicht zu – zu gefährlich. Für sie hat Gerstenberger aufmunternde Worte. Die Dame erzählt, dass sie die Arbeit der Grünen Damen bereits durch eine Nachbarin kennengelernt habe. „Der Bekanntheitsgrad nimmt zu", sagt Gerstenberger. Manch einer habe sie bereits mit der „grünen Tante" verwechselt. „Mit der Handwaschpaste habe ich aber nichts zu tun", sagt sie und lacht.
Patienten brauchen ein offenes Ohr
Die Grünen Damen des Krankenhauses Mitte und ihr einziger Herr bekommen während ihrer ehrenamtlichen Arbeit eine Menge Geschichten zu hören. Hoffnung, Verzweiflung, Angst, Freude – in einem Krankenhaus liegen Freude und Leid bisweilen gerade einmal ein Nachbarbett voneinander entfernt.
Und viele Patienten sind froh, sich einmal einer neutralen Person mitzuteilen. „Die eigene Familie kennt die Geschichten ja schon, hat sie sich schon so oft angehört", sagt Anna Brechmann in der Teambesprechung. Die Grünen Damen helfen weiter, schauen nicht weg und geben Mut.
Manche Geschichten gehen sehr nah
Doch wie gehen die Gründen Damen und Herren damit um, wenn sie besonders berührende Geschichten erfahren haben? „Für uns ist es auch wichtig, manches aufzuarbeiten", sagt Gerstenberger. Dazu nutzen sie ihr gemeinsames Mittagessen. Geht ihnen ein Schicksals-Schlag richtig nah, können sie sich auch an die Krankenhaus-Seelsorge Barbara Fischer wenden.
INFORMATION