65-jähriger Mindener ist ältester „Bufdi“ an den Mühlenkreiskliniken

Minden. Abrupt stoppt eine Patientin mitten im geschäftigen Treiben auf der Südmagistrale ab. &bdquo;Wir kennen uns doch!“, sagt sie und schaut ihrem Gegenüber erst ins Gesicht und mustert dann genauer sein grünes Namensschild. Die Frau ist sichtlich überrascht, ihrem Bekannten hier im JWK über den Weg zu laufen – vor allem in Dienstkleidung. So reagieren die Menschen öfter, sagt Klaus Dirting und lächelt. Er absolviert gerade einen Bundesfreiwilligendienst – und ist mit seinen 65 Jahren der älteste &bdquo;Bufdi“ an den Mühlenkreiskliniken. Was viele nicht wissen: Für einen Bundesfreiwilligendienst gibt es bundesweit keine Altersbeschränkung nach oben. Auch ältere Menschen und Rentner können ihn absolvieren. Davon hat auch Klaus Dirting eher zufällig erfahren. Zu dem Zeitpunkt hatte er seine berufliche Laufbahn eigentlich schon abgeschlossen. Aber die Möglichkeit, am Johannes-Wesling-Klinikum Bufdi zu werden, interessierte den Mindener. Er bewarb sich gezielt für eine Station, wo jeder Tag eine Herausforderung ist – die Onkologie. Auf Station C18 werden Krebserkrankungen behandelt, unter anderem mit Chemo- und Strahlentherapie. Lesen Sie auch: Dieser 87-Jährige aus dem Kreis Minden-Lübbecke läuft jeden Tag 6.000 Schritte .responsive23-KPVASDXfEDY3NwTY-bar-horizontal-sterbefaelle-durch-krebs { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-KPVASDXfEDY3NwTY-bar-horizontal-sterbefaelle-durch-krebs { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-KPVASDXfEDY3NwTY-bar-horizontal-sterbefaelle-durch-krebs { padding-top: 142.86%; } } MKK-&bdquo;Bufdi“ hat offenes Ohr für Patienten Gefühle wie Angst, Hilflosigkeit und Verzweiflung sind hier allgegenwärtig. Krebs ist eine Diagnose, die den Menschen gefühlt den Boden unter den Füßen wegreißt. Manchmal gibt es Chancen auf Genesung, manchmal nicht. Weil Klaus Dirting mehr Zeit hat als Ärzte oder Pflegekräfte, hat er zwischendurch gerne ein offenes Ohr. &bdquo;Zuhören kann ich“, sagt er. Viele Patienten freuen sich, einen Menschen mit Lebenserfahrung vor sich zu haben, der ihnen Gesellschaft leistet. Das gilt besonders für die Isolierstation. Dort liegen Krebspatienten, deren Immunsystem so geschwächt ist, dass sie vor Infektionen geschützt werden müssen. Dort liegen sie ganz alleine und sind entsprechend dankbar für eine kleine Abwechslung. Der Tod gehört hier zum Arbeitsalltag. Da ist Einfühlungsvermögen wichtig: &bdquo;Im letzten Stadium wollen die Patienten nicht zugetextet werden und sind in sich gekehrt“, ist die Erfahrung von Klaus Dirting. Andere hingegen diskutieren mit ihm lebhaft das Weltgeschehen. Eine Patientin habe sich im Krankenbett richtig aufgeregt, nachdem Donald Trump im November 2024 die US-Präsidentenwahl gewonnen hat. Manchmal bleiben Interessen bis zum Schluss – wie Fußball. Weitere besondere Geschichte: Zwischen Alkohol und Belästigung: Blama-Alltag eines Lübbecker Security-Manns 65-jähriger Mindener empfiehlt Bundesfreiwilligendienst Die Patienten auf der Onkologie sind zwischen 20 und 90 Jahre alt. Besonders, wenn ein junger Mensch stirbt, macht das Klaus Dirting zu schaffen. &bdquo;Man nimmt schon etwas mit nach Hause“, sagt er, &bdquo;die schönen wie die traurigen Erlebnisse.“ Dass man manche Schicksale nicht einfach so abschütteln kann, das sei ihm von vornherein klar gewesen. Und dass das Leben endlich ist. Insgesamt empfindet er die Arbeit auf der Onkologie als enorm sinnstiftend und empfiehlt den Bundesfreiwilligendienst daher gerne weiter – für junge Menschen und für ältere. &bdquo;Ich bin dankbar für dieses Jahr.“ Viel Respekt zollt der 65-Jährige den Pflegefachkräften. An manchen Tagen passiert alles auf einmal. &bdquo;Dann laufen sie von einem Zimmer ins andere. Da muss jeder Handgriff sitzen.“ Das können sich Menschen außerhalb des Systems Klinikum oft gar nicht vorstellen. Aufgaben als &bdquo;Bufdi“ im Krankenhaus sind vielfältig Ihnen empfiehlt Klaus Dirting den Film &bdquo;Heldin“ (2025): Darin erlebt die Hauptperson, dass sich die harte Realität des Jobs in einem Krankenhaus nicht immer mit den Idealvorstellungen in Einklang bringen lässt. &bdquo;Das ist hier manchmal auch so.“ Für lange Gespräche oder stille Momente bleibt ihnen an solchen Tagen keine Zeit. Sie sind froh über die Unterstützung. Man spürt im Gespräch, wie hoch die gegenseitige Wertschätzung ist. Klaus Dirting ist Frühaufsteher. Darum macht ihm der Dienstbeginn zum Schichtwechsel um 5.40 Uhr nichts aus. Er zieht dann seinen blauen Kasack über, so heißt das Oberteil mit V-Ausschnitt, das speziell für Pflege- und Medizinberufe im Einsatz ist. In der Tasche hat er die Patientenliste bei sich. Seine Aufgaben sind vielfältig: Kaffee und Tee vorbereiten fürs Frühstück, Betten beziehen, Vitalzeichen kontrollieren, Patienten lagern, waschen und zur Toilette begleiten. Der 65-Jährige ist groß, breitschultrig und ziemlich fit – gute Voraussetzungen für den auch körperlich anstrengenden Job. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Minden-Lübbecke Soziales Jahr für Rentner? &bdquo;Freiwillig sollte freiwillig bleiben“ Er kannte den Alltag rund ums Krankenhaus übrigens schon vor seinem Bundesfreiwilligendienst. 30 Jahre hat er als Gärtner an den beiden früheren Standorten des Klinikums gearbeitet. Er war im Betriebssport aktiv und hat darüber auch Ärzte und Pflegekräfte kennengelernt. Der Pflegebereich habe ihn schon länger interessiert, sagt er. Als selbstständiger Senioren-Assistent sammelte er Erfahrungen, seit 2024 ist er offiziell in Rente. Auch im Anschluss an sein Bufdi-Jahr möchte er sich weiter ehrenamtlich engagieren, vielleicht im Hospiz-Dienst. Engagiert für die Gesellschaft, für Menschen, Tiere und Umwelt: Der Bundesfreiwilligendienst eignet sich für alle, die nach der Schule oder dem Studium praktisch tätig sein wollen. Aber auch an diejenigen, die sich nach ihrer beruflichen Laufbahn einbringen und ihre Erfahrungen weitergeben möchten. Wer Interesse hat, kann sich auf der Seite bundesfreiwilligendienst.de informieren. Dort präsentieren sich verschiedene Einsatzstellen und bieten freie Plätze an. An den Mühlenkreiskliniken arbeiten derzeit 72 Menschen im Bundesfreiwilligendienst und 30 absolvieren ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ). Der Wirtschaftswissenschaftler Marcel Fratzscher hatte sich im August für ein &bdquo;verpflichtendes soziales Jahr für alle Rentnerinnen und Rentner“ ausgesprochen. Nötig sei aus seiner Sicht die Verhandlung eines neuen Generationenvertrags für Deutschland. Der Vorschlag stieß sofort auf Widerspruch. Auch Klaus Dirting hält von der Idee nichts: &bdquo;Freiwillig sollte freiwillig bleiben.“ Zum Thema: Idee für Rentner-Pflichtjahr stößt auf Kritik

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