Gütersloh. Gut 200 Vertreter aus der ostwestfälischen Gesellschaft und Wirtschaft sind am Donnerstagabend im Miele-Forum in Gütersloh zum traditionellen Grünkohlessen des Unternehmerverbandes Gildenhaus zusammengekommen. Die Motivationen für das Kommen sind unterschiedlich: Den einen geht es um das Essen, den anderen um den Austausch oder den Gastvortrag.
Für diesen Vortrag konnte man in diesem Jahr den gebürtigen Bünder und Chef der Deutschen Bank, Christian Sewing, gewinnen. „In dieser angespannten, volatilen Weltsituation lassen wir uns jetzt die Welt aus Sicht der Banken einordnen“, führt Hausherr und Miele-Geschäftsführer Reinhard Zinkann den Redner Sewing ein.
Lesen Sie auch: Gespräche mit der AfD? OWL-Unternehmer ringen um Umgang mit der Partei
„Wir stehen vor multilateralen Krisen“, beginnt Sewing. „Alles hat Konsequenzen für uns als Wirtschaft – für den Welthandel, von dem wir alle abhängig sind.“ Die deutsche Wirtschaft steht. Diese Situation sei selbst verschuldet. „Der Erfolg in den Zehner-Jahren hat uns satt gemacht. Wir haben uns in der Vorstellung eingerichtet, dass es immer so bleibt. Die schmerzhafte Quittung bekommen wir jetzt. Das neue Jahrzehnt ist von vielen Umbrüchen geprägt.“ Dennoch prognostiziert Sewing ein Wachstum für 2026.
Sewing spricht sich für eine Machermentalität aus
Die Ideen, was man dafür tun muss, liefert er auch: Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz sei eine Maßnahme, die gegen den Fachkräftemangel helfen könnte. Innerhalb Europas müsse zusammengearbeitet werden, mit möglichst wenigen Grenzen. „Deutschland als größte Volkswirtschaft Europas muss bei diesem Unterfangen führen.“ Auch der inzwischen von fast allen Seiten gewünschte Bürokratieabbau ist in Sewings Rede wieder Thema.
Lesen Sie auch: Darum suchen Firmen aus OWL ihre Mitarbeiter jetzt außerhalb Europas
Nicht zum ersten Mal spricht sich Sewing des Weiteren gegen die zunehmende Verkürzung der Arbeitszeit aus. „Wir brauchen wieder eine Machermentalität“, sagt er. „Ich weiß, dass das bei Familienunternehmen verbreitet ist, aber in der Breite ist uns das abhandengekommen.“ Er habe nichts gegen eine „Work-Life-Balance“, aber sie müsse mit einem klaren Leistungsprinzip verbunden sein. „So wie es im Moment in Deutschland läuft, werden wir es uns im Mittelmaß gemütlich machen. Wir müssen jetzt bereit sein, Leistung zu erbringen.“ Dass man in Ostwestfalen dazu bereit ist, zeigt sich an den abschließenden Fragen aus dem Publikum nach konkreten Maßnahmen, bei denen man selber helfen könne.
Zum Hintergrund: Gildenhaus: Wo Unternehmer für Verständigung werben