Chef der Deutschen Bank warnt in Bielefeld vor Wohlstandsverlusten

Bielefeld. Die aktuellen Entwicklungen in China, den USA und einigen anderen Teilen der Welt &bdquo;bedrohen unseren Wohlstand“ in Deutschland und Europa: Mit dieser Warnung hat Christian Sewing, der Vorstandschef der Deutschen Bank, in Bielefeld eine Brandrede gehalten, um die Verantwortlichen in Politik und Wirtschaft zum Kampf gegen den Abstieg zu drängen. &bdquo;Wenn wir uns behaupten wollen, müssen wir die Abhängigkeiten verringern, die uns schwächen: in der Verteidigung, bei Energie, auch in der Medikamentenversorgung und besonders im Technologiebereich.“ Bei fast allen wichtigen Zukunftstechnologien habe Deutschland bereits den Anschluss verloren - vor allem bei der Revolution im Bereich der Künstlichen Intelligenz. Immerhin glaubt der aus Bünde stammende Chef der - nach schwierigen Jahren - weltweit wieder erfolgreichen größten Bank des Landes, &bdquo;dass wir es selbst in der Hand haben, die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft zu stellen“. Notwendig dafür seien &bdquo;mehr Einsatz und Entschlossenheit“. Sewing, der die Bank mit konzernweit fast 90.000 Mitarbeitern seit 2018 führt, diagnostizierte &bdquo;enormen Handlungsdruck“ und riesigen Investitionsbedarf – es gehe um hunderte Milliarden Euro. Martin Wilde, der Chef der Bielefelder Niederlassung der Deutschen Bank, hatte bei der Begrüßung zum Neujahrsempfang betont, dass für viele Firmen die Belastungsgrenze durch Bürokratie, Abgaben und Kontrollen erreicht sei. Produktionsverlagerungen ins Ausland seien daher auch in OWL jetzt an der Tagesordnung, warnte Wilde. Sewing zählt neun konkrete Handlungsfelder auf Sewing sieht für die Politik neun dringende konkrete Handlungsfelder: Die Industrie brauche billigere Energie. Die Bürokratie müsse entschlackt werden. Die Infrastruktur von den Verkehrswegen bis zu den Mobilfunknetzen müsse verbessert werden. Das Arbeitskräftepotenzial müsse erhöht werden durch mehr Frauen in Arbeit, mehr ältere Menschen im Job und mehr Fachkräfte aus dem Ausland. Die Steuern auf Unternehmensgewinne sollten auf 25 Prozent sinken. Und Sewing fordert, Europa müsse seine Verteidigungsfähigkeit stärken, das befördere nebenbei auch technologische Fortschritte. Grundsätzlich müsse Deutschland wieder innovativer werden und die Produktivität erhöhen. Die Chancen der grünen Transformation müssten noch konsequenter genutzt werden. &bdquo;Und wir müssen Europa stärken“, appelliert der 54-jährige Spitzenbanker, der selbst nicht nur Präsident des Bundesverbandes deutscher Banken ist, sondern seit 2023 auch den Europäischen Bankenverband anführt. Überhaupt sieht Sewing die EU weiterhin als Schlüssel, um zwischen den rivalisierenden Großmächten bestehen zu können. Für Unternehmen mache es einen großen Unterschied, ob der Heimatmarkt 450 Millionen oder nur 84 Millionen Menschen zähle. Aber auch politisch sei die EU von zentraler Bedeutung in einer Welt, in der auf der einen Seite China versucht, immer mehr Wirtschaftsbereiche zu dominieren, und wo auf der anderen Seite mit Donald Trump ein neuer US-Präsident in den Startlöchern stehe, &bdquo;der Vorteile für die USA durch mehr Konfrontation statt durch mehr Partnerschaft suchen dürfte“. &bdquo;Goldene Jahre haben uns satt werden lassen“ Donald Trump und die Republikaner hätten künftig eine fast beispiellose Machtfülle und würden die Rolle der USA als militärische und technologische Supermacht weiter stärken wollen - dieses Mal aber &bdquo;mit weniger Rücksicht auf Europa“. Den Bündnispartnern der USA würden umfangreiche Bedingungen gestellt, und Trumps Politik werde dieses Mal durch ein politisch erfahrenes und gut vorbereitetes Team umgesetzt. In dieser Situation werde ein Europa gebraucht, in dem der deutsche Bundeskanzler Führung zeigt, mahnte Sewing mit Blick nach Brüssel und Berlin. Neben politischen Reformen brauche Deutschland obendrein einen Mentalitätswandel. Die &bdquo;goldenen Jahre“ des vergangenen Jahrzehnts &bdquo;haben uns als Gesellschaft zu satt werden lassen“, beklagte der Bank-Manager. &bdquo;Wir haben uns zu sehr auf unseren Erfolgen ausgeruht - und wir haben auch zu wenig gearbeitet.“ 2023 hätten die Deutschen im Durchschnitt nach Abzug von Urlaub und Krankheiten nur 25,8 Stunden gearbeitet, in den USA hingegen 34,5 Stunden und in asiatischen Ländern zum Teil noch länger. Die deutschen Arbeitszeiten seien zu kurz und die Produktivität zu niedrig. Wohlstand in Deutschland schon zurückgefallen Der Wohlstand in Deutschland halte im Vergleich nicht mehr mit. Das deutsche Pro-Kopf-Einkommen erreiche heute nur noch zwei Drittel des US-amerikanischen, während es vor 15 Jahren noch auf Augenhöhe gelegen habe. Die großen globalen Wirtschaftsnationen hätten höhere Wachstumsraten als Deutschland, und selbst in Großbritannien und Japan mit ihren verschiedenen ökonomischen Problemen liege das Wirtschaftswachstum aktuell wohl höher als hierzulande. Die Antwort könne nur sein, &bdquo;dass wir wieder mehr und härter arbeiten“. Dafür brauche es &bdquo;bessere Anreize für Mehrarbeit“. .responsive23-FpN4azlRT1urrT7w-table-einkommensverteilung { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-FpN4azlRT1urrT7w-table-einkommensverteilung { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 350px) { .responsive23-FpN4azlRT1urrT7w-table-einkommensverteilung { padding-top: 142.86%; } } Als Vorbild und Kronzeugin für die Chancen durch Motivation, Engagement und Leidenschaft holte Sewing den früheren deutschen Schwimm-Superstar Franziska van Almsick auf die Bühne, die (wie Sewing selbst) heute im Aufsichtsrat der Stiftung Deutsche Sporthilfe mitwirkt. &bdquo;Talent ist toll“, sagte die heute 46-jährige frühere Weltrekordlerin und vielfache Medaillengewinnerin. Aber für den Erfolg &bdquo;muss man auch etwas tun und an sich arbeiten“, so van Almsick. Das sage sie auch ihren beiden Söhnen. News direkt aufs Smartphone: Hier finden Sie den kostenlosen Whatsapp-Kanal der NW Bielefeld

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