Arbeitslosenzahl steigt

Kein Wachstum in Sicht: OWL-Wirtschaft geht es schlechter als Rest von NRW

Die Konjunkturumfrage der IHK zeigt eine Unzufriedenheit in der Industrie in OWL auf. Das schlägt sich auch in den Beschäftigungszahlen nieder.

Stellten die Ergebnisse der IHK-Konjunkturumfrage vor: Arne Potthoff (v. l.), Petra Pigerl-Radtke und Jörn Wahl-Schwentker. | © Jemima Wittig

Jemima Wittig
13.03.2025 | 13.03.2025, 10:30

Bielefeld. Sie sprechen von einer „Bodenbildung“. Davon, dass sich gerade alles fest trampelt, und meinen damit, dass die Wirtschaft in Ostwestfalen-Lippe auf der Stelle tritt. In der Region ist kein Wachstum in Sicht und die Stimmung verharrt weiter auf dem Tief. Das ist das Ergebnis der Frühjahrskonjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen zu Bielefeld (IHK), das am Mittwoch vorgestellt wurde. 1.836 Unternehmen mit etwa 118.000 Beschäftigten aus den Bereichen Industrie, Handel und Dienstleistungen haben sich daran beteiligt; darunter 312 Industriebetriebe mit rund 61.5000 Beschäftigten.

„Nach zwei Jahren mit schrumpfendem Bruttoinlandsprodukt droht auch für 2025 eine Stagnation oder sogar Rezession“, sagte IHK-Präsident Jörn Wahl-Schwentker. „Wir brauchen ein Sofortprogramm zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit. Eine neue Bundesregierung muss Wirtschaftspolitik zum Topthema machen.“

Aktuell bewerten lediglich 20 Prozent der befragten Unternehmen ihre Geschäftslage als gut - im vergangenen Herbst waren es noch 4,4 Prozent mehr. Dass die Geschäftslage besser wird, erwarten dafür 24 Prozent der Unternehmen. 21,1 Prozent gehen davon aus, dass die Lage sich verschlechtern wird. 95 Prozent der Unternehmen nennen als größte Herausforderung weiterhin die Bürokratie und fordern deren Abbau von der neuen Bundesregierung. „Bürokratie ist ein wachsendes Problem, das den Handlungsspielraum von Unternehmen erheblich einschränkt“, sagt Wahl-Schwentker. „Komplexe Vorschriften und überbordende Dokumentations- sowie Meldepflichten binden Ressourcen, die in der Wertschöpfung fehlen.“

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Effiziente und digitalisierte Bürokratie gefordert

Ende Februar wurde von der Europäischen Kommission ein sogenannter Omnibus-Entwurf zur Entbürokratisierung vorgelegt, wonach weitreichende Vereinfachungen geplant sind. Bei der IHK begrüßt man diesen Aufschlag und fordert eine schnelle und für die Unternehmen spürbare Umsetzung. „Um die Vorteile einer schlanken Bürokratie voll auszunutzen, bedarf es einer zweigleisigen Strategie“, sagt Wahl-Schwentker. „Zum einen muss die Bürokratie grundlegend effizient gestaltet werden, zum zweiten sollten unverzichtbare bürokratische Prozesse konsequent digitalisiert werden.“

Im verarbeitenden Gewerbe wurde im Jahr 2024 ein Umsatz von 46,1 Milliarden Euro gemacht - ein sehr starker Rückgang im Vergleich mit dem Vorjahr um 9,1 Prozent. Dabei gaben die Umsätze im In- und Ausland in etwa gleich stark nach: Die Inlandsumsätze sanken im Jahr 2024 um 8,5 Prozent auf 27,6 Milliarden Euro. Die Auslandsumsätze sanken um 10,1 Prozent auf 18,9 Milliarden Euro. Auch die Exportquote ist zurückgegangen. „Mit diesen Umsatzrückgängen schneidet die Industrie in Ostwestfalen deutlich schwächer ab als die in NRW und in Deutschland. Die Industrie auf Landesebene steht mit einem Minus von 4,2 Prozent besser da als Ostwestfalen“, sagt IHK-Hauptgeschäftsführerin Petra Pigerl-Radtke.

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Beschäftigungszahlen gehen zurück

Das zeigt sich auch bei den Beschäftigungszahlen: Die Zahl der Beschäftigten ist um 0,6 Prozent im Vergleich mit dem Vorjahr auf 171.769 zurückgegangen. Auch die Zahl der Gesamtbeschäftigten ist um 0,2 Prozent zurückgegangen. Besonders betroffen sind die Beschäftigten im verarbeitenden Gewerbe (-4.313) und im Bereich der sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen (-3.463). Einen Rückgang gab es auch in den Bereichen Handel, Instandhaltung und Reparatur von Kfz (-820), im Baugewerbe (-701) und im Bereich Verkehr und Lagerei (-411).

Bei den Arbeitslosenzahlen sei keine Trendwende zu erkennen. In diesem Februar seien in OWL 63.827 Personen arbeitslos gemeldet gewesen. Man habe aber die Hoffnung, dass es keinen weiteren Anstieg gebe. Zum demografischen Wandel komme im nächsten Jahr noch der weggefallene Abijahrgang und damit weniger junge Menschen, die dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen. „Es gibt darum nur Entlassungen, wenn es wirklich nicht anders geht“, ist man sich bei der IHK sicher.

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