"Industrie Zero": Warum OWL ehrgeizig in die Hannover-Messe geht

Bielefeld/Hannover. Ostwestfalen-Lippe geht mit ehrgeizigen Zielen in die wichtigste Industriemesse der Welt. Auf der Hannover-Messe werde sich "unsere Region stärker als jede andere Region in Deutschland präsentieren", versprach Wolfgang Marquardt von der Ostwestfalen-Lippe GmbH während eines Pressegesprächs zur #HM23. Über der Hannover-Messe steht das übergeordnete Ziel, in der industriellen Fertigung klimaschädliche Treibhausgase zu senken und Produkte zu entwickeln, die wenig Energie verbrauchen. Der Weg hin zu jener Klimaneutralität "führt über Hannover", sagte der Vorstandschef der Deutschen Messe AG, Jochen Köckler, auf dem Messegelände der niedersächsischen Landeshauptstadt. Obwohl die Emissionen durch die gestiegenen Energiepreise in der Folge des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine zuletzt eingebrochen sind, weiß Köckler um die Verantwortung der Industrie, wenn es um die Reduzierung von Treibhausgasen geht. Die Messe läuft offiziell von Montag, den 17. April, bis zum Freitag, 21. April. Vor Beginn konnte man jetzt den Eindruck gewinnen, als führe der Weg zur angestrebten klimaneutralen Produktion über Ostwestfalen-Lippe. Unter dem Slogan "Industrie Zero" wirbt die organisierte Wirtschaft dafür, OWL zu einer "Modellregion für nachhaltige Wertschöpfung" zu entwickeln. Günter Korder, Geschäftsführer der It's OWL Clustermanagement GmbH, zeigte sich beim Pressegespräch in Bielefeld "überzeugt, dass nur nachhaltige Unternehmen zukünftig erfolgreich sein können". OWL präsentiert sich auf einem großen Gemeinschaftsstand Eröffnet wird die Hannover-Messe bereits am Sonntagabend, unter anderem von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und dem Präsidenten des diesjährigen Partnerlands Indonesien, Joko Widodo. "Wir rechnen mit mehr als 4.000 Ausstellern", sagte Marie-Theres Wahle, NRW-Beauftragte der Deutschen Messe AG. Zu den Ausstellern gehören große Namen wie Amazon Web Services, Microsoft, Google, SAP, Bosch und Nokia, aber auch mehr als 300 Start-ups. Aus OWL präsentieren sich große Namen des deutschen Mittelstands, von Beckhoff über Phoenix Contact bis zu Weidmüller. Mit Blick auf die Besucherzahl zeigte sich Wahle optimistisch. Den noch von Corona geprägten Vorjahreswert von rund 75.000 wolle die Messe weit übertreffen. "Wir erwarten über 100.000 Besucherinnen und Besucher." Als "Megatrends" der Industrie stellte die NRW-Beauftragte der Deutschen Messe außer der CO2-neutralen Fertigung künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen vor. KI könne gerade in Deutschland helfen, den Fachkräftemangel zu bewältigen. Auf dem OWL-Gemeinschaftsstand (Halle 7, D27), der von der OWL-GmbH, vom OWL Maschinenbau e.V. und von It's OWL organisiert wird, zeigen 35 Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Netzwerke "Lösungen für die Industrie von morgen", wie es ein wenig vage in einer gemeinsamen Pressemitteilung heißt. Diese Industrie von morgen stellt ihre Produkte nicht nur klimaneutral her, sie bringt sie auch klimaneutral in den Handel. Dies sei "das Motto der neuen Zeit", erklärte Korder. "Wir wollen aufzeigen, dass man wirklich nachhaltig wirtschaften kann." Möglichkeiten in einer "Zeit der Stapelkrisen" Neben der Reduzierung von CO2 in der Produktion geht es in Halle 7 der Hannover-Messe um den Einsatz von Brennstoffzellen und Wasserstoff, um intelligentes Energie- und Ressourcenmanagement, um Elektromobilität und zirkuläre Wertschöpfung. Auf eine Jahreszahl für die eigenen Klimaziele hat sich die Wirtschaftsregion Ostwestfalen-Lippe vorerst nicht festgelegt. "Wir stehen ja noch ganz am Anfang", sagte Almut Rademacher, Geschäftsführerin von OWL Maschinenbau. Nordrhein-Westfalens Vizeministerpräsidentin Mona Neubaur, zuständig für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie, sieht ob der Transformation hin zur Klimaneutralität gerade kleine und mittlere Unternehmen vor große Herausforderungen gestellt. Zugleich eröffne der Wandel aber "auch große unternehmerische Chancen", prophezeite die Grünen-Politikerin bei mehreren Gelegenheiten angesichts der aktuellen "Zeit der Stapelkrisen". It's-OWL-Geschäftsführer Korder entgegnete, die Wirtschaftsregion Ostwestfalen-Lippe habe "nicht erst mit den Stapelkrisen angefangen, über Nachhaltigkeit nachzudenken". Von der schwarz-grünen Landesregierung in NRW wünsche er sich jetzt vor allem eine "Ermöglichungskultur", sagte er: "Förderinstrumente, die uns dabei helfen, Projekte schneller auf den Weg zu bringen".

Meistgelesen