Delbrück. Das Paderborner Land und ganz Ostwestfalen-Lippe haben eine große Unternehmerpersönlichkeit verloren. Im Alter von 83 Jahren ist am Mittwoch, 13. August, der Delbrücker Fritz-Wilhelm Pahl, Ehrenpräsident der IHK Ostwestfalen, gestorben. Er führte als geschäftsführender Gesellschafter das Badelemente-Unternehmen Bette über Jahrzehnte und sorgte für dessen Aufstieg. In seiner Ägide vollzog Bette den Wandel von einer kleinen Metallschmiede zum international erfolgreichen Industriebetrieb. Im Nachruf des Unternehmens wird diese Transformation als Pahls „Lebenswerk“ bezeichnet. Delbrücks Bürgermeister Werner Peitz nennt ihn einen „herausragenden Unternehmer“.
Pahl war vor allem überzeugter Delbrücker. Seine Heimatstadt war ihm stets lieber als die Metropolen: „Ich bin dankbar, dass ich heute hier bin. Hier kennt man sich. Hier kann man sich vertrauen. Das ist in den großen Städten schwieriger“, sagte er vor seinem 70. Geburtstag. Pahl machte einst Abitur am Paderborner Theodorianum und studierte Physik und Maschinenbau in München. Geplant war, dass er später das familieneigene Unternehmen übernimmt, eine Gummiwarenfabrik in Dortmund. Seinen ersten Job trat er aber 1968 beim Krauss-Maffei-Konzern in München an.
Zur Übernahme des Familienbetriebs kam es nicht. Nach mehreren Generationswechseln hatte die Pahl-Fabrik in Dortmund keine Zukunft mehr und wurde später aufgelöst. Dafür bekam Pahl die Chance, Verantwortung beim Dusch- und Badewannenhersteller Bette in Delbrück zu übernehmen.
Das Bette-Werk wuchs auf 70.000 Quadratmeter Hallenfläche
Nach seinem Tod heißt es dort, er sei ein „Unternehmer der alten Schule“ gewesen, der jeden Winkel des Werks, alle Prozesse und viele Mitarbeitende persönlich, oft auch deren familiären Hintergrund, kannte. Gleichzeitig habe er es verstanden, Verantwortung abzugeben und Talente zu fördern.
Besonders am Herzen lag dem Grandseigneur der Delbrücker Unternehmerschaft die Modernisierung der Fertigung. Mit dem Umzug an den Rellerbrink im Industriegebiet Delbrück-Ost wuchs das Werk auf heute 70.000 Quadratmeter Hallenfläche und wurde zu einer hochautomatisierten Produktion für Stahlverformung, Emaillierung und Logistik.
Aus dem Rathaus drückt Bürgermeister Peitz „tiefen Respekt“ für den Verstorbenen aus, der sich „in besonderer Weise mit unserer Stadt verbunden fühlte“. Pahl habe „nicht nur die wirtschaftliche Entwicklung nachhaltig geprägt, sondern auch mit unermüdlichem persönlichen Einsatz unsere Vereine unterstützt, Bildungsprojekte gefördert und zahlreiche soziale Initiativen ermöglicht.“ Mit seinem Tod verliere die Stadt „einen großen Freund und verlässlichen Wegbegleiter“.
Peitz: „Sein Wirken und seine Mitmenschlichkeit werden uns weit über sein Lebenswerk hinaus in dankbarer Erinnerung bleiben.“ In Delbrück fördert die „Anneke & Fritz-Wilhelm Pahl Familienstiftung“ seit Jahren Bildung und Erziehung, Kunst und Kultur, die Jugendhilfe sowie mildtätige Zwecke. Für ihr soziales Engagement bekamen Anneke und Fritz-Wilhelm Pahl 2023 die Ehrennadel der Stadt Delbrück in Gold mit Diamant verliehen.
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Ein Kämpfer für die Belange des Mittelstands
Trauer herrscht auch bei der IHK, die der Delbrücker einst als oberster Repräsentant vertrat „Fritz-Wilhelm Pahl war eine der herausragenden Unternehmerpersönlichkeiten der Region. (...) Er trat fortwährend und in vorbildlicher Weise für die Belange der Familienunternehmen und des Mittelstandes ein“, würdigt der aktuelle IHK-Präsident Jörn Wahl-Schwentker die Verdienste des Delbrückers.
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Nach dem gelungenen Generationswechsel 2011/2012 und der Übergabe des Tagesgeschäfts an seinen Sohn Thilo blieb Fritz-Wilhelm Pahl dem Unternehmen als Mitglied des Beirats eng verbunden - stets geprägt von einer vorgelebten „Gelassenheit des Tüchtigen“.

Sein Credo verkündete er gern auch bei öffentlichen Auftritten: „Es macht Spaß, Unternehmer zu sein – besonders in Ostwestfalen, ganz besonders in Delbrück!“ Werte wie Qualität, Innovationskraft, Bodenständigkeit und Verlässlichkeit waren ihm stets besonders wichtig.
IHK Ostwestfalen macht Pahl zum Ehrenpräsidenten
Pahl stand für eine starke mittelständische Wirtschaft und verantwortungsvolles Unternehmertum. Auch deshalb engagierte er sich im Ehrenamt und wirkte von 1994 bis 2002 als Präsident der Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen zu Bielefeld sowie schon vier Jahre zuvor als Vizepräsident. In der Region erwarb er sich den Ruf einer starken Persönlichkeit mit klaren Positionen. Von 1996 bis 2004 war er auch Vorsitzender des Mittelstandsausschusses des Deutschen Industrie- und Handelskammertages.
Mit seinem Ausscheiden aus dem Präsidentenamt machte ihn die IHK 2002 „aufgrund herausragender Verdienste für die regionale Wirtschaft“ zu ihrem Ehrenpräsidenten. Von 2002 bis 2008 war Pahl Vorsitzender der Vereinigung Deutsche Sanitärwirtschaft. In Delbrück zählte er in den 1980er-Jahren zu den Mitbegründern der Delbrücker-Unternehmer-Gruppe und war mehr als 20 Jahre ihr Sprecher. Zudem war Fritz-Wilhelm Pahl 18 Jahre ehrenamtlicher Arbeitsrichter und 16 Jahre ehrenamtlicher Handelsrichter.
IHK-Geschäftsführer Jürgen Behlke, gleichzeitig Leiter der IHK-Zweigstelle Paderborn/Höxter, betont: „Fritz Wilhelm Pahl hat sich im Speziellen für die gewerbliche Wirtschaft im Hochstift eingesetzt. Seine große Persönlichkeit und seine prägenden Leistungen zum Wohle der heimischen Wirtschaft werden in der Erinnerung lebendig bleiben“.