Düsseldorf/Mönchengladbach (dpa). Die Mönchengladbacher Modefirma van Laack hat sich gegen Kritik an der Qualität der 10 Millionen Schutzkittel gewehrt, die das Unternehmen an die Landesregierung geliefert hat. "Es gab insgesamt nur eine einzige Beschwerde", sagte van Laack-Chef Christian von Daniels. Einer Pflegeeinrichtung in Bochum seien die Kittel zu leicht gewesen. "Da haben wir die 5000 Stück sofort gegen ein anderes, schwereres Modell ausgetauscht", sagte von Daniels. Er reagierte damit auf die Uni-Klinik Essen, die die Kittel aussortiert hatte.
Die Uni-Klinik hatte rund 40.000 der Schutzkittel ausgemustert. Die Kittel würden "beim Anziehen schnell reißen", hatte die Klinik am Dienstag auf Anfrage mitgeteilt. Eine hohe Reißfestigkeit sei "kontraproduktiv zur Leichtigkeit und Atmungsaktivität des Materials", erklärte dagegen das Unternehmen. Viele Käufer im medizinischen Sektor beanstandeten zu schwere Kittel, weil die Nutzer darin verstärkt schwitzten. "Deshalb existieren zur jeweiligen Auswahl des Käufers unterschiedliche Materialgewichte", hieß es in der Stellungnahme.
Beschaffung der Kittel am Mittwoch Thema im Landtag
Das Geschäft mit dem Modehersteller van Laack hatte für Debatten gesorgt, da Ministerpräsident Armin Laschets (CDU) Sohn den Kontakt zu der Firma hergestellt hatte. Johannes "Joe" Laschet ist Mode-Blogger und Werbepartner der Firma aus Mönchengladbach. Die Beschaffung der Schutzkittel war am Mittwochnachmittag auch Thema in der Plenarsitzung des Landtags.
Hier warf die SPD-Oppostition der NRW-Landesregierung rechtswidriges Vorgehen bei Aufträgen an die Mode-Firma van Lack vor und sieht nach der Kritik an den Schutzkitteln "45 Millionen Euro in den Sand gesetzt". Der Deal sei laut SPD-Fraktionschef Thomas Kutschaty "ohne Ausschreibung und ohne Angebote lästiger Konkurrenz" besiegelt worden. "Selbst in der größten Not müssen mindestens drei Konkurrenzangebote eingeholt werden", sagte der ehemalige NRW-Justizminister.
"Bei Seidensticker hat kein Ministerpräsident angerufen"
Rund 7.000 Firmen hätten Angebote auf offiziellem Wege eingereicht. Der größte nordrhein-westfälische Textilhersteller Seidensticker habe angeboten, pro Monat 3,5 Millionen Schutzmasken herzustellen. "Bei Seidensticker hat kein Ministerpräsident angerufen", sagte Kutschaty. „Kein Unternehmen darf einen Wettbewerbsvorteil haben, nur weil es über einen exklusiven Zugang zum Regierungschef verfügt."Im konkreten Fall ging es nicht um Masken, sondern 10 Millionen Kittel, die nach Laschets Erstkontakt letztlich bei van Laack bestellt wurden. Das Innenministerium orderte später dann zwei Mal je 1,25 Millionen Masken für die Polizei bei dem Unternehmen aus Mönchengladbach.
CDU-Landtagsfraktionschef Bodo Löttgen nannte Kutschatys Vorwürfe "armselig und kleinteilig". Der Oppositionsführer werfe mit Schmutz um sich, in der Hoffnung, dass etwas hängen bleibe und schrecke dabei auch vor persönlichen Diffamierungen nicht zurück. Kutschaty habe kein Recht, den Ministerpräsidenten zu fragen, mit wem er telefoniere.