Bad Driburg/Hövelhof. Ein hoher Turm mit Riesenrutsche sowie Geräten zum Wippen, Drehen und Balancieren für größere Kinder, ein Schaukelgarten mit zahlreichen Schaukeln, eine große Sandspielanlage für kleine Kinder sowie ein extra Bereich zum Ballspielen für Jugendliche – so sieht die Anlage aus, die auf dem Spielplatz am Sennebusch kürzlich in Herford eröffnet wurde.
Gebaut hat sie die Playparc Allwetter-Freizeitanlagenbau GmbH, ein Spielgerätehersteller aus Bad Driburg. „In unserer Branche gibt es bundesweit bis zu 100 ernstzunehmende Unternehmen. Wir sind mit 50 Beschäftigten ein Familienbetrieb, der seit 1979 im Landkreis Höxter produziert", sagt Geschäftsführer Steffen Strasser. Neben Geräten aus Holz und Metall für Spielplätze und Schulhöfe stellt das Unternehmen auch Outdoorfitnessgeräte für Erwachsene her, die Nachfrage wächst. Die Neuanlage eines Spielplatzes kostet laut Strasser zwischen 50.000 und 200.000 Euro.
Dabei gibt es einen Trend zu aufwendigen Themenspielplätzen, bei denen oft Burgen oder Schiffe im Mittelpunkt stehen. Eine Entwicklung, die Strasser kritisch sieht. „Es sollte nicht zu viel vorgegeben werden, damit Platz für die Phantasie bleibt. Außerdem ist es bedauerlich, wenn kleine Spielplätze zugunsten neuer Spielplätze dichtgemacht werden. Die Wohnortnähe ist wichtig", sagt Strasser. Er weiß aus Erfahrung, dass Kinder gerne klettern, matschen, schaukeln, rutschen und balancieren und den Kontakt untereinander suchen, wenn die Gestaltung des Spielplatzes das fördert.
„Unsere Nutzer sind leider nicht unsere Käufer. Nur manchmal haben Kinder Einfluss", bedauert Strasser und fügt hinzu: „Größere Kinder können beim Spielen Risiken eingehen, wenn es zum Beispiel um das Hochklettern und Herunterspringen geht. Zunehmend erleben wir allerdings, dass ängstliche Eltern die Entschärfung von herausfordernden Geräten verlangen. Das ist nicht im Sinne der Kinder."
"Es muss nicht immer das modernste und teuerste sein"
„Lange Rutschen sind bei Kindern besonders beliebt", sagt Bernd Merten. Sein 20 Mitarbeiter zählender Betrieb aus Hude bei Bremen baut auch Sandkästen, Drehscheiben und Karusselle, Schaukeln und Schwunggeräte. Er kritisiert: „Viele Kinder können nicht mehr schaukeln und richtig in Schwung kommen, weil es oft nur Vogelnestschaukeln zum Rundschaukeln gibt. Eine einfache Schaukel ist für die motorische Entwicklung wichtig. Es muss nicht immer das Modernste und Teuerste sein."
Warum sehen Spielplätze so aus, wie sie aussehen, welche Konzepte und Ideen gab und gibt es in aller Welt – diesen Fragen geht eine Ausstellung unter dem Titel „The Playground Project" im Deutschen Architekturmuseum in Frankfurt/Main noch bis zum 21. Juni nach. Dort können junge Besucher eine Plastikdoppelwippe und ein Plastikkarussell benutzen, während sich ihre Eltern in der Ausstellung über deren Schöpfer, den Wuppertaler Günter Beltzig informieren.
Der heute 78-Jährige gilt als einer der erfahrensten Spielplatz-Designer, der für westdeutsche Spielplätze ganze Rutschberge entwarf und in den 60er Jahren auf Polyester in knalligen Farben als Material setzte. Seit der Ölkrise in den 70ern gewann dann Holz auf den Spielplätzen immer mehr an Bedeutung. In der DDR war dagegen seit Mitte der 60er Jahre überall die Rüsselrutsche zu finden. Über eine kleine Leiter gelangten Kinder auf einen Betonelephanten, über dessen Rüssel sie runterrutschen – diese stabile Konstruktion ist bis heute vielerorts beliebt.