
Bielefeld. Der typische Existenzgründer in OWL ist männlich. Er ist jünger als 40 Jahre. Und er würde es auf jeden Fall wieder tun. Das ist das Ergebnis der Gründerstudie der Commerzbank. Bundesweit hat die Bank 6.000 Personen befragt, die sich in den vergangenen sechs Jahren selbstständig gemacht haben - 150 der Befragten kommen aus Ostwestfalen-Lippe. OWL werde längst bundesweit als Gründerregion wahrgenommen, freut sich Christopher Hellweg, Leiter des Bereichs Unternehmerkunden in der Commerzbank-Niederlassung Bielefeld. "Das haben wir natürlich unter anderem der Founders Foundation in Bielefeld, der Garage 33 in Paderborn und dem Denkwerk in Herford zu verdanken." Aber auch der Erfolg des Spitzenclusters It's OWL habe sich positiv ausgewirkt.
Dabei hat sich die Bank bei der Befragung keineswegs auf hippe Digitalgründungen beschränkt. "Das Spektrum reicht vom Anwalt, der eine eigene Kanzlei eröffnet bis zum Fliesenleger, der sich selbstständig gemacht hat", erklärt Frank Brüggemann, Leiter der Commerzbank in Bielefeld.
Der Gründer ist männlich
Noch immer sind in OWL 80 Prozent aller Gründer männlich, im Deutschland-Schnitt sind es 78 Prozent. Gründer sind außerdem jung, 27 Prozent sind noch nicht 30 Jahre alt, 30 Prozent sind jünger als 40 Jahre. Aber immerhin 18 Prozent derer, die sich selbstständig machen, sind zwischen 50 und 60 Jahre alt. "Das sind diejenigen, die noch einmal etwas Neues machen wollen, die sich neu erfinden. Chancengründer eben", sagt Hellweg. Dass rund 25 Prozent der Gründer einen Universitätsabschluss haben, der Deutschland-Schnitt dagegen bei 36 Prozent liegt, erklärt sich laut Hellweg aus der Struktur der Region. "Das Handwerk spielt hier eine größere Rolle als anderswo."
Der eigene Chef sein
"Der eigene Chef sein" - das ist für knapp die Hälfte der OWL-Gründer das wichtigste Motiv, sich selbstständig zu machen. Das sieht im deutschen Gesamtbild nicht anders aus. Eine OWL-Spezialität ist aber der Antrieb, Arbeitsplätze zu schaffen. Das wollen laut Umfrage in OWL 27 Prozent der Befragten, bundesweit sind es nur 14 Prozent.
Die größte Hürde: Bürokratie
Den Paragrafen-Dschungel, den Wust von Gesetzen, nennen knapp die Hälfte der Gründer als größtes Hemmnis beim Start in die Selbstständigkeit. 29 Prozent der Befragten nennen die Finanzierung als Klippe. "An den Krediten hapert es also nicht", sagt Hellweg. Dennoch liegt OWL hier hinter dem deutschen Gesamtbild zurück, bundesweit haben nur 23 Prozent der Befragten erklärt, am Start seien die Finanzen das Hauptproblem gewesen.
Die Finanzierung
Vier von fünf OWL-Gründern stemmen die Selbstständigkeit allen, 80 Prozent sagen, sie hätten ihr Unternehmen aus Ersparnissen finanziert, 28 Prozent haben einen Bankkredit in Anspruch genommen, bei 18 Prozent der Gründer sind auch Familie und Freunde in die Bresche gesprungen. Dabei ist Gründen offenbar gar nicht so teuer, wie landläufig erwartet. 31 Prozent der Gründer haben mit weniger als 20.000 Euro Startkapital losgelegt, allerdings hata bei der Hälfte der Gründer diese Summe auch nur für die ersten sechs Monate gereicht. "Das ist der Zeitpunkt, zu dem die Gründer häufig eine Fremdfinanzierung in Anspruch nehmen", sagt Brüggemann. Dabei ist bei der ganz überwiegenden Zahl der Gründer die Finanzplanung Chefsache. Neun von zehn Befragten kümmern sich selbst darum.
Der Fachkräftemangel
Die richtigen Mitarbeiter finden - das ist auch für die Neu-Selbstständigen in OWL ein riesiges Problem. 31 Prozent der Gründer empfinden den Fachkräftemangel als größten HEmmschuh für die Weiterentwicklung ihres Unternehmens. Um Trends aufzuspüren, nutzen 72 Proeznt der Gründer in OWL das Internet, aber immerhin 39 Prozent geben an, sich auch über Printmedien zu informieren.
Die richtige Entscheidung
Nur knapp zehn Prozent der Gründer geben an, sich würden sich nicht ein weiteres Mal selbstständig machen. 71 Prozent würden "auf jeden Fall" noch einmal den Weg in die Selbstständigkeit einschlagen. Drei von fünf der Befragten bewerten den Gründungsstandort OWL zudem positiv. Hier ist noch Luft nach oben - auch wenn OWL inzwischen durchaus als Gründer-Region gilt. Denn im Deutschlandweiten Schnitt liegt dieser Wert bei 63 Prozent.