Gerry Weber AG lässt Insolvenzverfahren hinter sich

Halle. Das Insolvenzverfahren für den Modekonzern Gerry Weber ist Geschichte: Das Unternehmen könne mit Beginn des Jahres 2020 einen Neustart einleiten, teilte Vorstandssprecher Johannes Ehling mit. "Das neue Jahr beginnt Gerry Weber wieder als Unternehmen im Normalbetrieb mit einer soliden Kapitalbasis, neuen Eigentümern und mit einem klaren Konzept für die Zukunft", so Ehling. &bdquo;Es war ein Kraftakt aller Beteiligten", betont Unternehmenssprecher Gundolf Moritz. Nun sollen &bdquo;die Finanzberichte sauber aufbereitet und abgearbeitet werden". Die wegen der Insolvenz noch ausstehende Bilanz für das Geschäftsjahr 2017/18 werde bis zum 31. Januar vorgelegt. Auch an dem Prospekt, mit dem die Aktien der drei neuen Anteilseigner – die Investmentfirmen Robus Capital Management, Whitebox Advisors und J.P. Morgan Securities – zum Handel an der Börse zugelassen werden können, werde gearbeitet. Die drei neuen Großaktionäre haben insgesamt bis zu 49,2 Millionen Euro für den Modekonzern bereitgestellt. Der Antrag für ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung war vor fast einem Jahr am 25. Januar 2019 gestellt worden. Ein Ergebnis des Verfahrens war, dass Unternehmensgründer Gerhard Weber, sein Sohn Ralf Weber, die Erben des Mitgründers Udo Hardieck sowie alle anderen Aktionäre ihre Beteiligungen verloren. Andererseits konnte der Kern des Unternehmens mit 3.600 Arbeitsplätzen erhalten werden – Ende Oktober 2014 waren es vor der Übernahme von Hallhuber noch 5.200 Mitarbeiter gewesen. Die Gläubiger hatten dem Insolvenzplan am 18. September zugestimmt. Ungewöhnlich hohe Quoten für die Gläubiger "Ich freue mich sehr, dass Gerry Weber das Verfahren jetzt erfolgreich beenden konnte", erklärte Sachwalter Stefan Meyer. "Besonders hervorzuheben ist, dass die Gläubiger eine überdurchschnittlich hohe Quote erhalten", so der Rechtsanwalt aus Lübbecke (Pluta GmbH). Die Gläubiger könnten auf ihre Forderungen mit ungewöhnlich hohen Befriedigungsquoten von rund 32 Prozent bis zu mehr als 50 Prozent rechnen. Erste Zahlungen an Gläubiger sollen laut Moritz Ende des ersten Quartals 2020 auf dem Konto des Sachwalters eingehen. Die Fremdverbindlichkeiten belaufen sich auf insgesamt 261,4 Millionen Euro. Ob die Finanzgläubiger ihr Geld komplett zurückerhalten, hängt vom Erfolg des Unternehmens ab und auch davon, &bdquo;für welche Option sich die Gläubiger entscheiden", sagt Moritz. Als Großgläubiger gelten Kreditgeber mit einer Summe von mehr als 333.331 Euro. Einige Gläubiger können laut Insolvenzplan anstelle von Bargeldauszahlungen (Wandel-)Schuldverschreibungen erwerben und diese später in Aktien umtauschen. Wie viele Gläubiger das Angebot nutzen, sei noch offen. "Musterbeispiel für gelungene Zusammenarbeit" "Gerry Weber hat wieder eine Zukunft", erklärte auch der ehemalige Generalbevollmächtigte Christian Gerloff. Das Insolvenzverfahren sei "ein Musterbeispiel für das gelungene Zusammenspiel aller Beteiligten in der Eigenverwaltung", so Gerloff. "Nur so war es möglich, ein solch großes und komplexes Verfahren innerhalb nicht einmal eines Jahres zu beenden." Die weit überwiegende Zahl der Arbeitsplätze bei Gerry Weber und der inzwischen verkauften Tochterfirma Hallhuber sei dabei gerettet worden. Allein in Deutschland habe der international aktive Konzern noch rund 200 Filialen, so ein Sprecher. Vor der Übernahme von Hallhuber (2015) hatte die Gerry Weber International AG Ende Oktober 2014 europaweit noch 629 eigene Läden gehabt. Weitere Sanierungsschritte stehen freilich noch aus. Zur Befriedigung der Gläubiger sollen unter anderem das riesige Logistikzentrum im Haller Gewerbepark Ravenna und die restliche Beteiligung an der Modekette Hallhuber verkauft werden.

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