Paderborn

Benteler verkauft seinen Stahlhandel

Das Logo der Benteler Distribution am Zentrallager der Sparte in Duisburg. | © Lars Behrendt & Christopher Raus

Andrea Frühauf
27.08.2019 | 29.08.2019, 12:03

Paderborn. Die Benteler-Gruppe mit Sitz in Salzburg, die ihren Hauptstandort weiterhin in Paderborn hat, trennt sich von ihrem Stahlrohrhandel. Benteler wolle sich künftig stärker auf sein Kerngeschäft, die Automobilsparte, konzentrieren, die rund 80 Prozent des Konzernumsatzes ausmacht, begründete Benteler-Chef Ralf Göttel die „strategische Entscheidung".
Die kleine Sparte Benteler Distribution (1.600 Beschäftigte) wird Ende 2019 an die niederländische Van Leeuwen Pipe and Tube Group verkauft.

Der Vertrag mit dem niederländischen Familienunternehmen sei bereits unterzeichnet, so eine Benteler-Sprecherin. Die Kartellbehörden müssten noch zustimmen.
Die Benteler Distribution hat ihre Zentrale in Düsseldorf. Vier Mitarbeiter arbeiten in Paderborn. Der Umsatz wuchs 2018 um rund sechs Prozent auf 761 Millionen Euro. Die Sparte ist nach der Automotive-Sparte und der Stahlrohrproduktion der kleinste der drei Geschäftsbereiche der Benteler-Gruppe.

Über den Kaufpreis machte der Konzern, der seit Mitte 2018 die Prozesse effizienter macht und Personalkosten durch sozialverträglichen Stellenabbau senkt, keine Angaben. Der Erlös soll für weitere kostenträchtige Investitionen für Zukunftstechnologien der Automobilsparte dienen. Die Autoindustrie steht unter Druck. Der Markt verändere sich. Göttel: „In Zukunft werden wir unser Kerngeschäft weiterentwickeln und durch Lösungen für die Elektromobilität wie das Benteler Electric Drive System ergänzen."

Er betonte: 85 Prozent der Komponenten des Benteler-Portfolios seien von der Antriebsart des Fahrzeugs unabhängig – „kommen also zum Einsatz in Wagen mit Verbrennungsmotor, Hybrid- oder Elektroantrieb" Dies sei eine Riesenchance für Benteler.
Der niederländische Mitbewerber ist bereits ein Kunde von Benteler. Van Leeuwen ist ein weltweit operierendes Handelsunternehmen, das auf Stahlrohre und Rohranwendungen spezialisiert ist.

Das Familienunternehmen mit Sitz in Zwijndrecht wurde 1924 gegründet und ist mit 630 Millionen Euro Umsatz und 1.150 Mitarbeitern etwas kleiner als der Übernahmekandidat. Mit dem Kauf würde sich die Mitarbeiterzahl und der Umsatz von Van Leeuwen mehr als verdoppeln.
Für die Benteler-Sparte Distribution "gibt es derzeit keine Beschäftigungsgarantien", so eine  Benteler-Sprecherin. Allerdings sollen sich beide Unternehmen im internationalen Geschäft ideal ergänzen, wie es heißt.

Während die Benteler-Sparte Stahlhandel mit 50 Standorten in 30 Ländern vor allem in Europa stark vertreten ist, haben die Niederländer mit weltweit gut 40 Standorten ihren Schwerpunkt in Asien, Australien und Nordamerika. Die Übernahme erlaube es Van Leeuwen, seine weltweite Präsenz insbesondere in Deutschland, der Schweiz, Skandinavien und Mitteleuropa deutlich auszubauen, teilte das niederländische Unternehmen mit. Dies trage zur Verbesserung seiner Stellung als führender Lieferant von Rohren und Rohrzubehör in Europa bei.

„Wir freuen uns, unsere neue Kollegen in der Van Leeuwen-Familie begrüßen zu können", erklärte der Vorstandschef Peter Rietberg. Gemeinsam könnten die Unternehmen ihren Kunden eine noch breitere Auswahl an innovativen Produkten und Dienstleistungen anbieten.
Für Benteler Stahl/Rohr soll die verkaufte Sparte ein wichtiger Kunde bleiben. Zudem arbeite man auch mit anderen Handelspartnern zusammen.