Alles eine Frage der Perspektive: Ob die aktuellen Nachrichten rund um die Gerry Weber AG glücklich stimmen oder wütend machen, hängt davon, ob man Gläubiger, Aktionär oder Kunde ist. Mit dem Einstieg der Investoren Robus und Whitebox können die Gläubiger darauf bauen, dass zumindest ein Teil der offenen Rechnungen beglichen werden. Besser als nichts.
Denn nichts – das ist es, was den Aktionären am Ende bleibt. Viele von ihnen haben über Jahre ihre helle Freude an dem Papier gehabt, haben ordentliche Dividenden mitgenommen, Papiere mit Gewinn abgestoßen und möglicherweise geglaubt, das werde immer so weiter gehen. Aber Aktien bergen eben nicht nur Chancen, sondern auch Risiken. Das muss jedem Anleger klar sein. Dass sie heute wütend sind, wird dennoch jeder gut nachvollziehen können. Neue Hoffnung schöpfen Lieferanten und Kundinnen. Denn seit heute ist klar, dass es die Marke Gerry Weber, die ja viele treue Fans hat, weiterhin geben wird. Wenn schon das Tennis-Turnier einen anderen Namen tragen muss, dann bleibt doch wenigstens die Modemarke – und damit ein Stück Ostwestfalen, auf das man stolz sein kann.
Robus kennt sich im Textilmarkt aus
Speziell der Investor Robus ist einer, der sich im Textilmarkt bestens auskennt. Er engagierte sich bei der Rettung des Modelabels Laurel und hat erst kürzlich die Mehrheit an der ehemaligen Gerry-Weber-Tochter Hallhuber übernommen. Auch das klingt vielversprechend. Dennoch sollte man auch nicht vergessen, dass Gerry Weber für Robus und Whitebox ein Invest ist. Sicherlich glauben sie an die Zukunft der Marke, offenbar haben sie Vertrauen in das Management.
Nicht ihr Baby
Aber ihr „Baby", ihre „Schöpfung" ist Gerry Weber nicht. Ihre Entscheidungen werden dementsprechend abgeklärt sein. Aber nicht einmal das muss schaden.
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