Krise bei Unternehmen Gerry Weber im Kreis Gütersloh: Auch Tochtergesellschaft insolvent

Halle/Amsterdam. Bereits vor einigen Tagen hatte die niederländische Tochtergesellschaft von Gerry Weber mit Hauptsitz Amsterdam offiziell um Zahlungsaufschub gebeten. Am Mittwoch (2. April), so teilte ein Sprecher aus den Niederlanden jetzt mit, sei die Gerry Weber Retail B. V. mit ihren 38 Filialen und 175 Beschäftigten schließlich für insolvent erklärt worden. Ebenso wie die 32 Shops und zwölf Outlets in Deutschland sollen auch alle niederländischen Filialen zu den üblichen Geschäftszeiten geöffnet bleiben, soll auch die Belieferung des Großhandels fortgesetzt werden, sollen die Lagerbestände auch während der Insolvenz vorerst noch aufgefüllt werden können. Allein der Onlineshop sei vorübergehend geschlossen, &bdquo;da derzeit keine Transaktionen möglich sind“, berichtet der Sprecher weiter. In Deutschland ist dies mittlerweile seit mehreren Wochen der Fall. Offiziell wird dies mit technischen Problemen erklärt. Hauptgrund ist Krise des Mutterkonzerns aus dem Kreis Gütersloh In den Niederlanden hat das Gericht Marc van Zanten und Marlous de Groot von der Kanzlei CMS zu Insolvenzverwaltern bestellt. Beide blickten nach Aussage des Sprechers optimistisch in die Zukunft: &bdquo;Die Insolvenz bietet die besten Chancen für einen Neustart der Marke“, werden van Zanten und de Groot zitiert, die alle Mitarbeitenden über die Situation informiert hätten. Als Hauptgrund für die Insolvenz werden die finanziellen Schwierigkeiten des deutschen Mutterkonzerns benannt. Gerry Weber Niederlande ist Teil der deutschen Gerry-Weber-Gruppe, die sich aktuell erneut in einer schweren finanziellen Krise befindet. Am Montag, 10. März, hatte das Amtsgericht Bielefeld einem Antrag der Gerry Weber International GmbH auf Insolvenz in Eigenverwaltung zugestimmt. Zwei Wochen später wurden die Anschlussinsolvenzen dreier Tochtergesellschaften von Gerry Weber publik: Betroffen sind die E-Gerry Weber Digital GmbH, die Gerry Weber DE GmbH sowie die Life-Style Fashion GmbH. Lesen Sie auch: Nach Insolvenz von Gerry Weber: Rabattschlacht im Outlet Offenbar gibt es mehrere interessierte Investoren Aktuell läuft ein Investorenprozess für die Gruppe, denn es braucht dringend frisches Geld. Wie ein Sprecher in Deutschland auf Anfrage unserer Zeitung am Donnerstagabend (3. April) erklärte, gebe es &bdquo;mehrere Interessenten, mit denen derzeit gesprochen wird“. Allerdings werde man erst dann dazu kommunizieren, wenn ein Ergebnis vorliege. Marc van Zanten ließ derweil mitteilen, dass das Interesse an der Fortführung der Damenmodekette, auch international, zunehme: &bdquo;Durch die Aufrechterhaltung der Geschäfte erhöhen sich die Chancen, dass Gerry Weber in den Niederlanden weiter bestehen kann.“ Das erste Mal meldete Gerry Weber - damals noch eine Aktiengesellschaft - am 25. Januar 2019 Insolvenz an. Gläubiger verzichteten auf einen großen Teil ihres Geldes zugunsten von Gerry Weber. Auf diese Weise hatte der in den Monaten zuvor entwickelte Insolvenzplan eine Chance, und das Modeunternehmen konnte vor einer Zerschlagung bewahrt werden. Noch 230 Mitarbeiter gehören zur deutschen Holding 2023 geriet Gerry Weber schließlich erneut in Schwierigkeiten, denn nun bekam die Auswirkungen von Konsumflaute, Corona-Pandemie und Ukraine-Krieg auch die Einzelhandelstochter des Unternehmens zu spüren. In der Folge wurde eine erhebliche Verkleinerung des Filialnetzes vorgenommen: Von den 171 eigenen Stores und Outlets der Gerry Weber Retail GmbH wurden 122 geschlossen. Mehr als 500 Beschäftigte, darunter viele in Teilzeit, verloren dadurch ihren Arbeitsplatz. Im Zuge der Sanierung wurde das insolvente Modeunternehmen rund 150 Millionen Euro seiner Schulden los. Während die Aktionäre leer ausgingen, blieben nur bestimmte Forderungen der drei Großaktionäre Robus, Whitebox und J.P. Morgan bestehen. Aktuell sollen laut Aussage eines Unternehmenssprechers noch etwa 230 Beschäftigte zur deutschen Holding gehören. Weltweit ist die Marke an 3.500 Verkaufsstellen in 62 Ländern vertreten.

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