Handgemachte Masken aus Gütersloh

Café Connect in Gütersloh hilft während Corona

Früher war das Café Connect der Gütersloher Diakonie regelmäßig rappelvoll. Seit Corona dürfen die Treffen, Kurse und sonstigen Angebote nur noch in Kleinstgruppen stattfinden. Dennoch ist das Café ein wichtiger sozialer Knotenpunkt.

Endlich wieder dabei: Rahima B. kommt einmal pro Woche mit drei weiteren Frauen ins Café Connect und näht Masken.  | © Tina Gallach

12.08.2020 | 20.08.2020, 16:53

Die Nähmaschine im Café Connect in der Gütersloher Diakonie surrt gleichmäßig, zwei große Umzugskartons voller Stoffe stehen daneben. Hier werden die inzwischen zum Lifestyle dazugehörenden Mund-Nasen-Schutz Masken genäht, Rahima B. ist eine von vier Frauen, die das regelmäßig tun. Bevor sich eine von ihnen an die Maschine setzt, müssen die großen Stoffstücke aber erstmal zugeschnitten werden.

Mund-Nasen-Schutz Masken aus Stoffspenden genäht

„Die Stoffe sind alles Spenden, im Moment haben wir mehr als genug", sagt Bettina Winter und freut sich über die große Spendenbereitschaft der Gütersloher. Sie leitet im Café der Diakonie und des Arbeitskreis Asyl der Evangelischen Kirchengemeinde Gütersloh einige der Gruppen, die sich montags bis freitags treffen. Auch Rahima kommt regelmäßig.
Seit der erste große Lockdown vorüber ist, kann die 36-jährige Afghanin endlich wieder ins Café kommen, sich mit anderen austauschen, ihr Deutsch verbessern, der coronabedingten partiellen Einsamkeit entgegenwirken – und jetzt eben auch: Masken nähen. „Die verkaufen wir dann für einen Euro pro Stück", sagt Bettina Winter und ergänzt: „Das Café und die anderen Angebote hier im Haus sind aber natürlich auch ganz wichtige soziale Knotenpunkte."

Allerdings hat Corona auch die Welt der Diakonie verändert. Wo vorher reger Austausch zwischen Geflüchteten und Güterslohern stattfanden, können heute nur noch wenige Menschen zusammenkommen. „Vor dem Ausbruch der Pandemie waren hier jeden Tag um die 40 Leute – immer full house. Es gab einen Frauentreff, ehrenamtliche Deutschkurse mit Kinderbetreuung oder auch Hausaufgabenhilfe. In der aktuellen Situation sind es nur noch Kleinstgruppen mit vier Besuchern pro Angebot. Wir können aus Sicherheitsgründen einfach nicht mehr hineinlassen."
Wie aber wählt man aus, wer kommen darf, und wer nicht – immerhin ist das Café Connect ja eigentlich für alle da. „Das ist uns sehr schwer gefallen", sagt Bettina Winter. „Mit den Kollegen der Flüchtlingsberatung haben wir viel hin und her überlegt. Am Ende haben wir entschieden, diejenigen einzuladen, die unserer Meinung nach den größten Bedarf haben. Sei es, weil ihr Deutsch nicht so gut ist wie bei anderen, weil sie einsam sind oder weil sie ab und zu einfach mal raus müssen aus dem Trott."

Rahima gehört zu denen, die parallel zum Nähen auch noch ihr Deutsch verbessern wollen. Vor fünf Jahren sei sie nach Deutschland gekommen, erzählt sie, und dass Deutschland ihr Traumland gewesen sei. Eine andere Afghanin aus dem Café unterstützt sie beim Interview, übersetzt bei zu komplexen Fragen – oder zu detaillierte Antworten, die Rahima alleine nicht formulieren kann. Man kennt sich, man mag sich, man hilft sich, wo es geht.

„Wir wussten nicht, ob es klappt, nach Deutschland zu kommen", sagt Rahima und lacht. „Aber dann ist es gut gegangen." Natürlich vermisse sie die Heimat, sagt sie nachdenklich. „Viel Familie ist noch da, jetzt kann man nur telefonieren." Sie ist mit ihrem Mann und ihren damals drei Kindern vor dem Krieg geflüchtet.

Heute sind ihre Jungs 17, 14 und 9. Damals waren sie 12, 9 und 4. Es sei schwer gewesen, mit einer ganzen Familie zu flüchten, nicht zu wissen, wo man landet, ob alles gut geht. Über diese Belastungen müsse man manchmal sprechen. „Jetzt ist aber alles gut." Und inzwischen können sich auch die größeren Kinder mal um die Kleineren kümmern – es ist nämlich vor zwei Jahren noch eins dazu gekommen: eine Tochter, eine echte Gütersloherin.

Café Connect als Ort des Austauschs in Zeiten von Corona

In die Dalkestadt sind sie von der Auffangstation aus verteilt worden. Seitdem ist die Familie damit beschäftigt, hier richtig Fuß zu fassen und sich zu integrieren. Da ist das Café Connect besonders in diesen Corona-Zeiten ein perfekter Ort, um den Anschluss nicht zu verlieren. Das findet auch Rahima B.. Ihr ist es wichtig, andere Leute zu treffen und sich auszutauschen. Schon allein wegen der vier Kinder hat sie nicht immer viel Gelegenheit, mal wegzugehen. Der Lockdown hatte die Situation auch bei ihr verschlimmert.

„So wie Rahima ging es natürlich allen", sagt Bettina Winter. „Nur bedeutet so ein Lockdown für jemanden, der gerade Deutsch lernt, dass erstmal alles auf Eis liegt." Und auch alles, was damit zusammenhängt. Die Jobsuche zum Beispiel, für die man bestimmte Nachweise braucht. Aber auch das soziale Leben bleibt noch mehr auf der Strecke als bei jemandem, der durch Familie, Beruf und Hobbys sehr ins soziale Leben eingebettet ist und die Möglichkeit hat, regelmäßig mit Freunden und Familie zu telefonieren – oder mal kurz vorbeizufahren und mit Abstand im Garten einen Kaffee zu trinken. Bei den meisten Besuchern des Café Connect ist das nicht möglich. Sie sind gerade erst dabei, sich ihr soziales Umfeld aufzubauen.

„Aber jetzt geht es ja zum Glück weiter", sagt Bettina Winter. „Wenn auch langsamer – aber wir sind da!" Die Nähmaschinen sind inzwischen still. Dafür wird jetzt noch ein bisschen Deutsch gelernt.