Verkehr

Radfahrer lieben den Kreis Gütersloh und sind unglücklich in Herford

Sieben der zehn fahrradfreundlichsten Kommunen in OWL liegen im Kreis Gütersloh - mit Rietberg an der Spitze

Die Kahlertstraße in Gütersloh war 2015 die erste Straße, auf der die Stadt Piktogramme auf die Fahrbahn gemalt hat, um die Radfahrer vom danebenliegenden Radweg auf die Straße zu locken. | © Andreas Frücht

Lothar Schmalen
10.04.2019 | 10.04.2019, 17:16

Bielefeld. Vielleicht liegt es an der weitgehend flachen Topographie, vielleicht auch an der Nähe zum traditionell fahrradfreundlichen Münsterland. Vielleicht liegt es an der idyllischen Ems. Auf jeden Fall aber liegt es an der guten Erreichbarkeit der jeweiligen Ortskerne. Denn in dieser Kategorie schneiden die gut platzierten Kommunen im Kreis Gütersloh beim großen Radfahr-Test des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) besonders gut ab.

Das Ergebnis: Unter den Top Ten der insgesamt 25 Städte und 
Gemeinden in Ostwestfalen-Lippe, die beim neuesten Test in die Wertung kamen, sind sieben aus dem „Besten Kreis der Welt", wie der lokale Radiosender den Kreis Gütersloh gerne bezeichnet.

Rietberg toppt Münster

Ganz oben an der Spitze Rietberg mit einer Gesamtnot von 3,1, die übrigens besser als die von Münster ist. In die Phalanx der erfolgreichen Kreis-Gütersloh-Kommunen haben sich lediglich das lippische Lemgo (Gesamtnote von 3,4) auf Platz 2 und Bünde (Gesamtnote 3,5) gemeinsam mit Versmold auf Platz 3 geschoben.

Was macht die gute Bewertung von Rietberg aus? Neben der schon erwähnten guten Erreichbarkeit des Stadtzentrums benoten die Umfrageteilnehmer die Öffnung der Einbahnstraßen für Radfahrer, die Wegweisung, das zügige Vorankommen, wenig Konflikte mit Fußgängern und den Winterdienst auf Radwegen besonders gut.

Schlechter als vier schneidet Rietberg dagegen nur in zwei der insgesamt 27 Kategorien ab: es gibt zu wenig öffentliche Fahrräder, und die Mitnahme in öffentlichen Verkehrsmitteln sei schwierig.

Am schlechtesten schneidet Herford ab

Am schlechtesten unter den 25 OWL-Kommunen schneidet übrigens Herford mit einer Gesamtnote von 4,3 ab. Die Kreisstadt hat sich übrigens im Vergleich zu früheren Umfragen verschlechtert.

Die besonders schlechten Herforder Bewertungen: Falschparkerkontrolle auf Radwegen und die fehlenden öffentlichen Fahrräder. Note 5,1. Auch die Ampelschaltungen für Radfahrer, die Verkehrsführung an Baustellen sowie Breite und Oberfläche der Radwege erhalten jeweils eine sehr schwache 4,9.

Spitzenbewertungen für das Münsterland

Mit den bundesweiten Spitzenwerten allerdings können auch die Kommunen im Kreis Gütersloh und in ganz OWL nicht mithalten. Die besten Bewertungen aller 683 Kommunen des ADFC-Tests erzielten zwei kleine Orte im westlichen Münsterland, Reken (1,97) und Wettringen (1,98).

Es dürfte wohl kein Zufall sein, dass sie unweit der Grenze zum Radfahrer-Paradies Holland gelegen sind.

INFORMATION



Radfahrer in Nordrhein-Westfalen haben ihrem Bundesland für seine Radwege eine Vier gegeben und sind damit unzufriedener als zuvor. Das ergab das neue Ranking des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC). Bei der Umfrage vor zwei Jahren hatte NRW noch eine 3,9 erreicht, wie der ADFC-Landesvorsitzende NRW, Thomas Semmelmann, sagte. Nun erhielt das Land eine 4,1. Münster, das seit sechs Jahren als fahrradfreundlichste Stadt Deutschlands ausgezeichnet wurde, landete dieses Mal nicht auf Platz eins. In der Kategorie der Städte mit 200.000 Einwohnern wurde Münster (Note 3,25) von Karlsruhe (3,15) überholt.