
Rückblick: 2013 ging "Dexter" nach acht Staffeln zu Ende. Fans von der Geschichte rund um Dexter Morgan, der in Miami ein Doppelleben als Polizei-Forensiker und Serienkiller führt und Verbrecher um die Ecke bringt, die der Polizei bis dahin durch die Lappen gegangen sind, waren vom Ausgang mehr als unbefriedigt. Nicht nur starb Serien-Liebling Debra (Jennifer Carpenter), Dexters Schwester. Dexter (Michael C. Hall) schipperte auf seinem Boot einem Sturm entgegen, täuschte damit seinen Tod vor. Währenddessen ließ er seinen kleinen Sohn Harrison einfach bei Freundin Hannah zurück, die sich fortan um ihn kümmern sollte. Ein offenes Ende also, das niemanden richtig glücklich gemacht hat.
Nun ist Dexter in "Dexter: New Blood" (10 Episoden) zurück. Zehn Jahre nach seinem Untertauchen lebt er als Jim Lindsay im verschneiten Städtchen Iron Lake im Bundesstaat New York – ein Ort im Stil von Twin Peaks. Dort arbeitet er bei "Fred’s Fish & Game", einem Geschäft für Outdoor-Artikel, Messer und Waffen. Bei den Bewohnern ist er überaus beliebt, zeigt sich stets hilfsbereit und geht sogar zum Line Dance. Die perfekte Fassade wird dadurch gekrönt, dass er sogar mit Chief-Police-Officer Angela Bishop (Julia Jones) glücklich zusammen ist.
Seinen Trieb zum Töten hat er zehn Jahre lang erfolgreich unterdrückt – das mag auch an seiner Schwester Debra liegen, die natürlich nur noch in seiner Vorstellung existiert und zu einer Art gutem Gewissen wird. Gespielt wird sie abermals von Jennifer Carpenter, die ihrer Rolle mit derben Sprüchen und Kraftausdrücken wieder alle Ehre macht. Sie mahnt Dexter inständig, sich an seine Routinen zu halten und nicht wieder in alte Muster zu verfallen. Schließlich hat er mit seinem Dasein als Serienkiller in Miami auch so manches Unheil heraufbeschworen und geliebte Menschen verloren.
Vater-Sohn-Konflikt bringt neuen Drive
Wie es der Zufall so will, wird Dexter doch wieder zum Killer und macht schnell ein Opfer ausfindig. Was wäre "Dexter" auch ohne Morde? Ein wenig aus der Übung, ist er stark darum bemüht, sein Verbrechen zu vertuschen, tut gleichzeitig aber auch so, als würde er das Polizei-Team rund um seine Freundin tatkräftig bei der Aufklärung des Falles unterstützen. Zusätzlich beschäftigt die Stadt derweil das Verschwinden mehrer Frauen.

Gleichzeitig muss sich Dexter aber auch um seinen Sohn Harrison (Jack Alcott) – mittlerweile ein Teenager - kümmern, der Wind davon bekommen hat, dass sein Vater noch lebt und diesen schließlich aufspürt. Besonders dieser Handlungsstrang ist für den Zuschauer interessant anzusehen. Denn Harrison-Darsteller Jack Alcott macht einen extrem guten Job und verkörpert die Rolle des verletzten Sohnes sehr überzeugend. Gleichzeitig bringt der Vater-Sohn-Konflikt neuen Drive in die Serie: Kann Dexter seiner Vaterrolle gerecht werden und können die beiden eine Beziehung zueinander aufbauen? Kann er sein Doppelleben vor seinem Sohn geheimhalten? Welche Erklärung liefert er ihm? Und vor allem: Wie ist es Harrison in der Vergangenheit ergangen und hat er womöglich wie sein Vater ein paar innere Dämonen? Ebensolche Fragen treiben den Zuschauer zum Weitergucken an.
Während das Setting, das Vater-Sohn-Gespann, Schwester Debra und der typischerweise in Dexter-Marnier angelegte schwarze Humor zu überzeugen wissen, bleiben die neuen Nebencharaktere in den ersten vier Folgen zumeist blass. Das liegt vor allem daran, dass sie oftmals wirklich immer nur kurz am Rand auftauchen und ihnen auch kein wirklicher Hintergrund gegeben wird. Denkt man an frühere Dexter-Staffeln, waren die dortigen Nebencharaktere oftmals deutlich stärker, ihnen wurde mehr Handlungsspielraum und Charme einverleibt. Das bleibt hier auf der Strecke – wobei sich daran natürlich im Laufe der nächsten sechs Folgen auch noch etwas ändern kann.
Spannend – vor allem für Fans
Lohnt sich das Einschalten? Fazit: Ja, für Fans auf jeden Fall. Es ist nach all den Jahren spannend zu sehen, was aus Serienkiller Dexter geworden ist, den man zuvor schon über acht Staffeln verfolgt hat. Showrunner Clyde Phillips, der verantwortlich für die ersten vier Staffeln der Originalserie war und nun für "Dexter: New Blood" zurückgekehrt ist, gibt der Serie mit dem Vater-Sohn-Konflikt zwischen Dexter und Harrison einen neuen Drive. Pluspunkt auch: Zum Glück wurde Debra – wenn auch nur als Gedankenkonstrukt in Dexters Vorstellung – zurückgebracht. Allerdings: "Dexter"-Neulingen sei geraten, vorab die ersten acht Staffeln der Originalserie zu schauen, um die ganze Komplexität der Figuren und der Handlung nachvollziehen zu können. Es gibt zwar auch zahlreiche Anspielungen auf Vergangenes, aber um die volle Tiefe zu begreifen, sollte man ganz am Anfang starten.
"Dexter: New Blood" ist als Mini-Serie konzipiert. Ob Fans und Zuschauer damit wirklich eine Wiedergutmachung für das verhunzte Serien-Finale bekommen, können erst die weiteren sechs Folgen zeigen. Die Serie startet am Montag, 22. November, bei Sky. Die Folgen werden immer montags um 21.15 Uhr bei Sky Atlantic gezeigt.