
Das Leben von Joe Goldberg (Penn Badgley) steht in der dritten Staffel der Netflix-Thriller-Serie Kopf: Im wohlhabenden Vorstädtchen Madre Linda kann er sich mit den versnobten Bewohnern nur schwer anfreunden. Zu allem Überfluss steckt er unglücklich in der Ehe mit Love (Victoria Pedretti) fest und findet sich in seiner neuen Rolle als Vater eines Sohnes - eigentlich hatte er sich eine Tochter gewünscht – anfangs schwer zurecht. Als er zunehmend ein Auge auf die attraktive Nachbarin Natalie Engler (Michaela McManus) wirft und Love davon Wind bekommt, nimmt eine mörderische Ehekrise ihren Lauf.
Die dritte Staffel bringt vor allem frischen Wind. Denn: Es wird nicht wieder die komplette Staffel über die typische "You"-Leier abgezogen. Anders als in den vorigen Staffeln, in denen Joe ein Auge auf eine attraktive Frau wirft, diese insgeheim stalkt und sich in ihr Herz schleicht, wird das Ganze diesmal relativ schnell unterbrochen. Schließlich ist Joe jetzt mit Love verheiratet.
Das sorgt für einen interessanten Twist. Denn der Zuschauer weiß: Love – ähnlich wie Joe – schreckt vor nichts zurück und tötet im Ernstfall. Andererseits weiß der Zuschauer auch: Joe liebt Love nicht. Wird er seine Frau und die Mutter seines Kindes also einfach töten? Genau die Frage, worin die Ehekrise der beiden münden könnte, lässt den Zuschauer immer weiter schauen und setzt das Spannungslevel von Anfang an recht hoch.
Gesteigert wird das noch im weiteren Verlauf der Staffel. Denn plötzlich hat der Nachbarsjunge Theo Engler (Dylan Arnold), der Stiefsohn von Natalie, ein Auge auf Love geworfen. Kann sich Love seinem jugendlichen Charme entziehen oder springt sie darauf an? Ist sie dann besser als ihr Ehemann? Währenddessen geht Joe des Öfteren in die örtliche Bibliothek. Dort trifft er auf die hübsche Marienne (Tati Gabrielle). Sie kämpft um das Sorgerecht für ihre Tochter und kann sich Joes Charme nicht entziehen. Ein Fehler?
Hauptdarsteller überzeugen
Der Plot an sich – die Ehekrise von Joe und Love und deren mörderischer Trieb – sorgt für ordentlich Spannung. Den beiden Hauptdarstellern gelingt es, ihre Rollen perfekt zu verkörpern. Penn Badgley fällt als Joe wieder in altbekannte Stalker-Muster zurück. Hierbei schafft er einmal mehr den Spagat zwischen Creepyness und Sympathie. Auch die Konfliktfrage wie die Bindung zum Kind und das scheinbare Wahren der Ehe mit Love verkörpert der Schauspieler überzeugend.
Victoria Pedretti steigert sich im Vergleich zur zweiten Staffel schauspielerisch noch einmal deutlich. Sie verleiht Love mehr Tiefe. Die Liebe zu Joe, ihre Eifersucht, ihre Verzweiflung und der Wunsch, an der zum Scheitern verurteilten Ehe festzuhalten, verkörpert sie glaubhaft.
Das Einzige, was an der dritten Staffel nervt, sind die weiteren Vorstadt-Bewohner, darunter eine oberflächliche Mama-Bloggerin und ihr betont maskuliner Ehemann. Die Charaktere sind natürlich bewusst überzeichnet und sollen gewisse Komik reinbringen. In vielen Situationen agieren sie aber so bescheuert, dass man nur noch mit den Augen rollen kann. Beispielsweise dann, als sie Joe und Love vorschlagen, ihre Ehe doch zu öffnen und einen gemeinsamen Swinger-Abend veranstalten wollen. Das wird wieder dermaßen überspitzt, dass es lächerlich wirkt. So haben die beiden angeblich nicht nur schon jedes Pärchen in der Stadt zum Partnertausch gebracht, sondern bringen gleich auch eine XXXL-Tasche voller Sex-Spielzeug mit ins Haus Quinn-Goldberg und haben einen ganzen Koffer voller Stimulanzien dabei.
Welcher Gesamteindruck bleibt?
Fans der Serie kommen auch mit der dritten Staffel wieder voll und ganz auf ihre Kosten. Es wird gewohnt blutig. Die Ehekrise von Joe und Love bildet den Hauptkonflikt und verleiht dem Ganzen neuen Pfiff.
Die dritte Staffel von "You” ist seit dem 15. Oktober auf Netflix zu sehen. Die gute Nachricht zum Schluss: Der Streaming-Riese hat bereits eine vierte Staffel angekündigt.