
„Frage nicht, was dein Land für dich tun kann – frage, was du für dein Land tun kannst.“ Dieses Zitat wird dem damaligen US-Präsidenten John F. Kennedy zugeschrieben. Auch wenn die Worte inzwischen etwas abgedroschen anmuten, haben sie ihre Bedeutung nicht verloren. Mitglieder einer Gemeinschaft (hier eines Staates) sollten nicht nur egoistisch an sich selbst denken, sondern sich zum Wohl dieser Gemeinschaft einsetzen. Das tun in Deutschland Millionen Menschen auf vielfältige Weise.
Einer besonderen Gruppe dieser Menschen hat der Bundestag nun besondere Aufmerksamkeit zuteilwerden lassen. Den Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr hat er nun einen Veteranentag „spendiert“. Ein wichtiges Zeichen von Anerkennung und Wertschätzung für Menschen, die ihre Gesundheit und gar ihr Leben für die Sicherheit der Menschen in diesem Land riskieren.
Es geht dabei nicht um Heldenverehrung oder Kriegsleistungen. Glorifizierung von Armee und Krieg gehört in Deutschland zum Glück der Vergangenheit an. Es geht dabei um die Einsicht, dass ohne Bundeswehr und Wehrhaftigkeit Frieden und Freiheit des liberalen Rechtsstaates und seiner Bürgerinnen und Bürger in Gefahr sind. Das hat uns der brutale Überfall Russlands auf die Ukraine böse vor Augen geführt. Ohne diesen Überfall hätte es diesen Veteranentag am 15. Juni nicht gegeben.
In Deutschland wurde immer skeptisch auf Bundeswehr, Waffen und Krieg geblickt. Öffentliche Gelöbnisse waren selbst im Kalten Krieg hochumstritten. Wehrdienstleistende und noch stärker Zeitsoldaten mussten sich in Debatten ähnlich rechtfertigen wie Zivildienstleistende für ihre Verweigerung des Wehrdienstes (womit Letztere auch ihrer Gemeinschaft dienten). Zu groß war und ist die Last des verbrecherischen Angriffs Deutschlands mit seiner Wehrmacht auf zahlreiche Nachbarländer 1939 und später.
Zu groß auch die daraus resultierende berechtigte Sehnsucht nach Frieden. Daraus entstanden die Bundeswehr als Parlamentsarmee zur Verteidigung und die Wehrpflicht. Etwa zehn Millionen Männer haben die Bundeswehr als Wehrpflichtige kennengelernt, auch wenn die Zeit etwas wie ein Jugendcamp wirkte und nichts mit einem Auslandseinsatz wie in Afghanistan oder Mali zu tun hatte. Deshalb war das Aussetzen der Wehrpflicht und damit einhergehend des Zivildienstes ein Fehler.
Ein netter Veteranentag ist es noch nicht. Er reicht angesichts der sich weiter entwickelnden Geschichte nicht. Denen an Leib und Seele bei Einsätzen Verwundeten muss konkret schneller und einfacher geholfen und ein allgemeiner Dienst an und für Deutschland geschaffen werden.