„Wir nehmen die Bedrohung sehr ernst“: Die Kriegsgefahr ist in OWL angekommen

Bielefeld/Augustdorf. Die Bundeswehr in OWL wird komplett umstrukturiert. Damit kommt die vom damaligen Bundeskanzler Olaf Scholz ausgerufene Zeitenwende in der Region an. Erste Auswirkungen des Überfalls Putins auf die Ukraine am 22. Februar 2022 spüren damit vor allem die Soldatinnen und Soldaten in der Region. Auch die Menschen in der Region wird das Thema über die Frage Wehrpflicht und Bereitschaft zum Einsatz für Deutschland erreichen. Der Militärhistoriker und Bundeswehrexperte Sönke Neitzel stellt für die kommenden drei Jahre fest, dass sie über Krieg und Frieden in Europa entscheiden könnten. Neitzel: &bdquo;Das sind die gefährlichsten Jahre. Russland rüstet massiv auf, hat 1,2 Millionen Soldaten unter Waffen. China könnte bei einem Angriff auf Taiwan Russland auffordern, die Nato militärisch in Europa abzulenken. Und solange Trump Präsident in den USA ist, kann Putin hoffen, dass sich die USA zum Beispiel bei einem Angriff auf das Baltikum heraushalten.“ Da ist man schnell in Augustdorf, dem Standort der Panzerbrigade 21. Denn die hat bereits mehrfach in Litauen geübt, also im Baltikum. Und sie hat ukrainische Soldaten ausgebildet. &bdquo;Für die Panzerbrigade 21 hat sich 2023 alles und ganz grundlegend geändert“, sagt Till Hey. Der Hauptmann und Presseoffizier berichtet, dass aus Augustdorf bereits dreimal eine Volltruppe mit 900 Fahrzeugen und 3.000 Soldatinnen und Soldaten nach Litauen verlegt worden sei zu gemeinsamen Manövern mit Polen und Litauern. &bdquo;Die Menschen in OWL haben das nur an den Staus auf der A2 Richtung Osten gemerkt, wenn wir unterwegs waren.“ Gefragt sind robuste und schnelle Kräfte Dabei sind die Soldaten nicht mehr mit schweren Panzern unterwegs wie einst, als man davon ausging, die Freiheit Europas an der innerdeutschen Grenze verteidigen zu müssen. Oder als man in Afghanistan unterwegs war. Hauptmann Hey: &bdquo;Wir brauchen jetzt beides: robuste und gleichzeitig schnell verlegbare Kräfte – im Zweifel bis an die Nato-Ostflanke.“ Es handelt sich um leichteres Gerät, das mitunter aus gepanzerten Transportfahrzeugen, drei Jägerbataillonen und weiteren unterstützenden Bataillonen – zum Beispiel für Logistik, Aufklärung und Pionieren zur Minenräumung besteht. Das Artillerie-Bataillon 215 werde im Oktober neu aufgestellt. Lesen Sie auch: Panzerkonvois auf der A 2 auf der Rückkehr aus Litauen Alles, um die nach Putins Überfall auf die Ukraine festgestellte &bdquo;Kräftelücke“ zu schließen. Jetzt geht es für die Augustdorfer auch darum, die Logistik zu stärken und sanitätsdienstliche Unterstützung für die Kampftruppen zu bieten. Binnen vierer Tage war man in Litauen. Bei Soldaten und Soldatinnen sind neue Fähigkeiten gefragt Das hat drastische Folgen für die Truppe. Hey: &bdquo;Wir nehmen die Bedrohung sehr ernst. Den Rekruten wird nachdrücklich klargemacht, wofür sie einstehen müssen. Das ist kein Pfadfindercamp. Diese Veränderung ist für uns sehr konkret spürbar. Die Kriegsmöglichkeit ist real“, mit allen Konsequenzen bis hin zum Verlust des eigenen Lebens. Es seien ganz neue Fähigkeiten gefragt. &bdquo;Jeder Soldat muss den Einsatz und die Abwehr von Drohnen beherrschen“, forderte jüngst der designierte Inspekteur des Heeres, Generalmajor Christian Freuding. Diese Veränderung sieht auch Militärexperte Sönke Neitzel. Denn: &bdquo;Anders als zu Zeiten des Nato-Doppelbeschlusses gibt es wirklich eine Kriegsgefahr“, sagte er am Wochenende in einem Interview. Und es sei angesichts dessen bedenklich, dass es ein Volk von 82 Millionen nicht schaffe, eine Wehrpflicht einzuführen. Ohne Wehrpflicht sei es nicht möglich, die Bundeswehr zur stärksten Armee in Europa zu machen, wie es Bundeskanzler Friedrich Merz angekündigt hat. Denn man brauche nicht 80.000 Männer und Frauen zusätzlich unter Waffen, sondern 110.000, weil zu viele aktive Soldaten in den Ämtern und Stäben eingesetzt seien, nicht in den Kampftruppen. Und man müsse die gut ausbilden und nicht als Heimatschutztruppe verstehen, weshalb der Wehrdienst zwölf Monate umfassen müsse. Interessant zu lesen: Streit um Bundeswehr an den Schulen Das sieht Hauptmann Hey wohl ähnlich, wenn man mit ihm diskutiert. Nur sieht der die Panzerbrigade 21 schon auf einem guten Weg, was Neitzel für die Bundeswehr insgesamt bestreitet: &bdquo;Bei dem jetzigen Tempo wird die Bundeswehr 20 Jahre brauchen, um kriegstüchtig zu werden.“ Der 58-Jährige wäre übrigens bereit, selber zur Waffe zu greifen. Sagt er. Kommentar: Eine starke Verteidigung schützt vor Krieg und Erpressung

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