„Künstler besser langfristig fördern“

Bielefeld. Den anhaltenden ostwestfälischen Regensommer, der auch das nicht ganz dichte Holzhaus von Sou Fujimoto vor der Bielefelder Kunsthalle wässert, nimmt Nadine Droste mit einem Lächeln. &bdquo;Ich bin in Flensburg geboren und habe zuletzt in Hamburg gearbeitet, da weiß ich, was Regen ist", sagt die Direktorin des Kunstvereins Bielefeld, die denselbigen seit März 2019 leitet und sich in der Region wohlfühlt. &bdquo;Bielefeld und die Region haben kulturell viel zu bieten und zudem viel Potenzial. Deshalb bin ich gerne hier", sagt die 37-Jährige im dritten Mittagsgespräch über die Lage der OWL-Kultur in Zeiten der Corona-Pandemie. "Es war schrecklich, als wir unser komplettes Programm stoppen mussten" Eben die treibt auch Droste um. &bdquo;Es war einfach nur schrecklich, als wir mitten in unserer Frühjahrsausstellung unser komplettes Programm stoppen mussten", sagt sie auf die Frage nach dem negativsten Erlebnis in den Wochen seit dem Lockdown. &bdquo;Doch wir hatten auch Glück", betont sie, &bdquo;denn wir hatten als nächstes Projekt eine Ausstellung zum Thema digitale Bildproduktion mit sechs internationalen Künstlern inklusive Ausstellungsraum in Peking geplant, die sich hervorragend ins Netz verlagern ließ, da wir eh eine digitale Plattform geplant hatten", erzählt sie. Aber ihnen sei in Zusammenarbeit mit Studierenden des Bielefelder FH-Studiengangs &bdquo;Digital Media and Experiment" auch schnell klar geworden, &bdquo;dass wir nicht einfach die geplante Ausstellung eins zu eins ins Netz transferieren konnten". "Wir werden keinen rein digitalen Kunstverein schaffen" Man habe stattdessen eine völlig neu für das Internet aufbereitete Ausstellung geschaffen, die auf der neuen digitalen Ausstellungsplattform des Kunstvereins (www.kunstverein-bielefeld.online) noch bis zum 31. August zu erleben sei. Für die Zukunft des Kunstvereins Bielefeld, einem der größten im Land, ist Droste trotz der Pandemie nicht bange. &bdquo;Unsere Mitglieder, die Förderer und Spender haben uns toll unterstützt und weitere Unterstützung zugesagt", sagt sie. Sorge mache ihr hingegen, &bdquo;dass erste Stiftungen bereits signalisiert haben, dieses Jahr keine Förderanträge anzunehmen." Gerade diese Mittel aber seien wichtig für die Arbeit nicht nur des Kunstvereins Bielefeld. Ein Kulturgipfel könnte beim Kulturbüro OWL angebunden werden Nicht nur aus diesem Grund kann auch sie der in den beiden vorangegangenen Holzhausgesprächen geäußerten Idee eines OWL-Kulturgipfels etwas abgewinnen. &bdquo;Erfahrungen aus der Pandemie-Zeit auszutauschen, nach neuen Lösungen zu suchen und die Kunst und Kultur in OWL für die Zukunft sicherer aufzustellen, ist eine wichtige Aufgabe", betont Droste und verweist auf das Kulturbüro OWL, angesiedelt bei der OWL Marketing GmbH, &bdquo;das ja regelmäßig Kulturkonferenzen veranstaltet". Dort könnte der Gipfel angebunden werden. "Die Menschen sehnen sich wieder nach Kultur" In Bielefeld sollte das Thema Neustart der Kultur in der Corona-Zeit zum Bestandteil bei der Erarbeitung des neuen Kulturentwicklungsplans werden, schlägt sie vor und ist überzeugt, &bdquo;dass die so vielfältige Szene vor Ort sicherlich auch wichtige Impulse geben wird". In Sachen Zukunft hält Droste ebenfalls eine verbesserte finanzielle Absicherung von Künstlern für wichtig. Doch beim Thema bedingungsloses Grundeinkommen für Künstler, wie es der Musikrat unter anderen fordert, ist die Direktorin, die nicht nur in Hamburg, sondern auch in Frankfurt gearbeitet hat, eher zurückhaltend. &bdquo;Das Thema müsste man wohl eher für die gesamte Gesellschaft debattieren, nicht nur für den Kulturbereich", wendet sie ein und empfiehlt Politik und Verwaltungen einen Blick nach Skandinavien, in die Niederlande oder die Schweiz. &bdquo;Es gibt dort ganz andere Förder- und Stipendienprogramme für Künstlerinnen und Künstler, die auf Jahre hin ausgelegt sind, so dass die Geförderten viel mehr Sicherheit haben und nicht von Förderung zu Förderung eilen müssen. Wie wäre es zum Beispiel mit einem OWL-Stipendiumsprogramm?" "Die Kultur wird in OWL wieder auf die Beine kommen" Dass die Kultur in OWL wieder auf die Beine kommen wird, daran zweifelt Droste nicht. &bdquo;Es ist doch förmlich zu spüren, wie die Menschen sich wieder nach Kultur sehnen. Und die Szene selbst steckt so voller Ideen, dass ich guten Mutes bin, dass das wieder etwas wird." Und der Kunstverein? Der werde nach der rein digitalen Schau wieder eine analoge Ausstellung präsentieren – &bdquo;klassisch mit Malerei", wie Droste schon mal verrät. Am 10. Juli sind Christian Schütte und Inka Stückemann vom Freizeit- und Kulturzentrum Neue Schmiede, Bethel, zu Gast im Mittagsgespräch.

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