Kunst und Kultur in Paderborn

Tarotkarten, Latex und Frottee: Diese Paderbornerin macht Kunst zum Anfassen

Kunst ohne Barrieren in Paderborn: Die diesjährige Preisträgerin des Dr.-Käthe-Sander-Wietfeld-Förderpreises Imke Ruhrmann schafft mit ihrer Ausstellung ein inklusives Angebot für alle. Dafür nutzt sie besonderes Material.

Imke Ruhrmann ist die diesjährige Preisträgerin des Dr.-Käthe-Sander-Wietfeld-Förderpreises in Paderborn. | © Danielle Dörsing

Danielle Dörsing
04.04.2025 | 04.04.2025, 12:41

Paderborn. Kunstwerke dürfen normalerweise eigentlich nicht berührt werden - besonders nicht die, die von der Vorsitzenden des Paderborner Kunstvereins als „abgefahren, neu und fantasievoll“ beschrieben werden. Bei Imke Ruhrmann sieht das jedoch ganz anders aus.

Die diesjährige Preisträgerin des Dr.-Käthe-Sander-Wietfeld-Förderpreises macht mit ihrer Ausstellung „ist offen“ ganz bewusst vieles anders. Was ihre Installationen jedoch eint: Die Namen. Und: die fröhliche Aufforderung, sich zwischen Kuschelwürfeln, Latexwänden und einem übergroßen Pausenbrot aus Stoff einfach mal bewusst niederzulassen.

Der Förderpreis wird seit 2003 alle zwei Jahre vom Kunstverein sowie von der Uni Paderborn an besonders kreative Studierende der Uni vergeben. Die prämierten Künstlerinnen und Künstler werden durch Professoren und Professorinnen der Universität Paderborn vorgeschlagen: „Paderborn ist sehr weit weg von den künstlerischen Zentren wie Berlin, Hamburg oder Düsseldorf. Doch gerade junge Kunstschaffende bringen Trends und frischen Wind aus der Universität mit“, sagt Alexandra Sucrow, Vorsitzende des Paderborner Kunstvereins. „Die Künstlerinnen und Künstler stehen viel weniger unter gesellschaftlichem Druck. Hier geht es nicht darum, ob sich etwas gut verkauft, sondern wie eine Person die eigene Fantasie beschreibt“, erläutert sie.

Newsletter
Aus dem Kreis Paderborn
Wöchentliche News direkt aus der Redaktion Paderborn.

Mehr junge Kunst und Kultur in Paderborn: Aktzeichnen in Paderborn: Auch die Teilnehmerinnen lassen Hüllen fallen

Fotostrecke


6 Bilder
"ist offen" von Imke Ruhrmann im Kunstverein Paderborn

Gewinnerkunst im Paderborner Kunstverein ausgestellt

Das Preisgeld über 2.500 Euro stellen der Kunstverein und die Uni Paderborn in gleichen Teilen zur Verfügung: „Das Geld wird für einen Katalog eingesetzt – das ist die Eintrittskarte, damit sich Kunstschaffende für Ausstellungen bewerben können“, erläutert Sucrow weiter. Darüber hinaus darf die Gewinnerin oder der Gewinner in den Räumlichkeiten des Kunstvereines ausstellen: „Wir haben im Jahr circa 100 Bewerbungen für drei Ausstellungen. Einer dieser Plätze geht an die Preisträgerin“, fügt sie hinzu.

Nominiert wurde Imke Ruhrmann von ihrer Professorin Carina Pauls an der Universität Paderborn. Dort studierte die 26-Jährige den Bachelorstudiengang Kunst und Kunstvermittlung sowie Medienwissenschaften. Mittlerweile setzt sie ihr Studium mit einem transdisziplinären Master in Künste und Gegenwartskulturen an der Universität Hildesheim fort.

Die Installationen, die nun im Kunstverein gezeigt werden, sind in großen Teilen ebenfalls an der Universität Paderborn entstanden: „Ich starte eigentlich immer mit einer Frage, deshalb heißen meine Werke auch alle `Antwort’“, erklärt die 26-Jährige. „Wie fühle ich mich? Was kann das Material? Wo spüre ich was? Kunstschaffen bedeutet, auf mich und meinen Körper zu hören“, so Imke Ruhrman weiter. „Ist offen“ sei dabei ganz wörtlich gemeint: „Ich habe keine Deutungshoheit oder gebe den Gästinnen und Gästen etwas vor. Ganz im Gegenteil: Es geht mir darum, dass die Menschen auf ihre ganz persönliche Weise für sich etwas mitnehmen“, erklärt die Künstlerin, die auch als Bildhauerin und Kunstvermittlerin tätig ist.

Weitere kreative Köpfe der Uni Paderborn: Ausstellung in der Universität: Paderborner Studierende präsentieren ihre Kunstwerke

Berühren der Paderborner Kunstwerke ist ausdrücklich erlaubt

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Wir bieten an dieser Stelle weitere externe Informationen zu dem Artikel an. Mit einem Klick können Sie sich diese anzeigen lassen und auch wieder ausblenden.
Wenn Sie sich externe Inhalte anzeigen lassen, erklären Sie sich damit ein-verstanden, dass personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden.
Weitere Hinweise dazu finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Dafür bräuchten Besucherinnen und Besucher nur die Sinne, die ihnen zur Verfügung stehen: „Egal ob Tasten, Hören oder Sehen - mein Ansatz ist inklusiv. Ich wünsche mir Kunst, die niederschwellig ist und an der so viele Menschen wie möglich teilhaben können“, berichtet Imke Ruhrman. Deshalb habe sie nicht nur Material und Textilien verwendet, bei denen man keine Angst haben muss, etwas kaputtzumachen, sondern auch extra kleine Leitfäden und Hilfestellungen entworfen.

Das „Body Tarot“ soll beispielsweise dabei helfen, dass Zusammenspiel von Emotionen und Körper besser zu verstehen. Und auch das „Leitfaden Tarot“ soll Gästinnen und Gäste dabei unterstützen, ihren Blick auf die eigene Wahrnehmung zu schärfen oder sogar mit anderen in den Austausch zu kommen: „Alles kann, nichts muss. Es ist einfach ein offenes Angebot“, so die Künstlerin lächelnd.

Die Ausstellung ist bis einschließlich Sonntag, 4. Mai zu sehen. Besucherinnen und Besucher haben die Möglichkeit, die Werke in den Räumen des Kunstvereins Paderborn, Kamp 13, mittwochs bis freitags und am Sonntag von 15 bis 18 Uhr sowie samstags von 10 bis 14 Uhr zu besichtigen. Der Eintritt ist frei.

Führungen durch die Ausstellung mit der Künstlerin finden jeweils am Samstag, 5. April, sowie Samstag, 3. Mai, von 13.30 bis 15 Uhr statt. Am Sonntag, 6. April, bietet Imke Ruhmann zwischen 9 und 15 Uhr einen kostlosen Workshop zum Thema Klangkunst an. Zur Ausstellung gibt es darüber hinaus am Donnerstag, 24. April, von 17.30 bis 19 Uhr, auch eine eigene Ausgabe des „Kunstgenuss“. Mehr zu Imke Ruhrmann finden Interessierte unter www.imkeruhrmann.de und auf ihrem Instagram-Account „@imke_voidmother“.

Mehr zum Paderborner Kunstverein: Raum und Realität neu inszeniert: Fotografische Durchbrüche im Kunstverein Paderborn