Statistik

Wasserverbrauch: Viele Kreise in OWL gehören zu den sparsamsten in NRW

Worauf Verbraucher im Alltag achten sollten

28.12.2015 | 28.12.2015, 18:31

Ob im Kochtopf oder in der Badewanne – rein statistisch gesehen verbraucht jeder OWL-Einwohner täglich Dutzende Liter Trinkwasser. Auch bei der Toilettenspülung kommt in Deutschland Trinkwasser zum Einsatz. In den meisten anderen Ländern ist das alles andere als selbstverständlich. Der höchste Wasserverbrauch wird nach Angaben der Stadtwerke Bielefeld Jahr für Jahr an den Tagen mit sommerlichen Temperaturen (jedoch nicht unbedingt im Sommer!) registriert. Am wenigsten Wasser wird hingegen immer zum Jahreswechsel verwendet. Für diese Tendenz im Verbraucherverhalten gibt es laut Stadtwerke-Pressesprecherin Birgit Jahnke keine genaue Erklärung. Warum sinkt der Pro-Kopf-Verbrauch in der Region? Wie wichtig ist ein sparsamer Umgang mit Trinkwasser für die Umwelt? Und worauf sollten die Verbraucher im Alltag achten? Die wichtigsten Fakten zum Thema Wasserverbrauch in Ostwestfalen-Lippe.

Bewusster Umgang mit Wasser

In Bielefeld ist der durchschnittliche Trinkwasserverbrauch seit 1995 um 15,8 Liter pro Tag und Einwohner gesunken und lag 2013 bei 116,2 Litern. Damit befindet sich die Stadt aktuell auf dem 6. Platz in der Liste der Kreise und kreisfreien Städte in NRW mit dem niedrigsten Pro-Kopf-Verbrauch. „In den vergangenen Jahren haben wir keine Kampagne durchgeführt mit dem Ziel, den Trinkwasserverbrauch zu senken", sagt Birgit Jahnke von den Stadtwerken Bielefeld. „Vermutlich ist der sparsame Umgang mit Energieressourcen in OWL eine Mentalitätsfrage."

Der Kreis Lippe belegt in der oben genannten Liste den dritten Platz. Direkt danach kommen die Kreise Höxter und Herford (Platz 4 und Platz 5). Der Kreis Paderborn hingegen ist laut IT NRW mit einem täglichen Pro-Kopf-Verbrauch von 134,4 Litern auf dem 34. von 53 Plätzen gelandet. „Die Ermittlungsmethoden spielen in der Statistik eine entscheidende Rolle", sagt Michael Bernemann, technischer Leiter der Wasserwerke Paderborn. Nach seinen Angaben lag der tägliche Trinkwasserverbrauch in Paderborn und in den Kommunen Bad Lippspringe und Borchen, die die Wasserwerke Paderborn versorgen, 2014 bei rund 123 Litern pro Tag und Einwohner. „Dabei ist der Trinkwasserverbrauch auf dem Land in der Regel geringer als in der Stadt", sagt Bernemann, „denn dort haben die Menschen mehr Möglichkeiten, Wasser aus Brunnen zu nutzen oder Regenwasser aufzufangen und beispielsweise für die Gartenbewässerung zu verwenden."

Die Grafik zeigt, wie sich der Trinkwasserverbrauch in OWL entwickelt hat. Verglichen werden dabei der tägliche Pro-Kopf-Verbrauch in Litern aus den Jahren 1995 und 2013. Streichen Sie über die Balken der Grafik, um die genauen Verbrauchswerte zu lesen:

Verbrauchertipps

„Ohne Bewegung bleibt das Wasser in der Rohrleitung nicht lange frisch und kann aufkeimen", sagt Michael Bernemann von den Wasserwerken Paderborn. Daher sei ein bewusster Umgang mit Trinkwasser viel sinnvoller als der Wunsch, Wasser zu sparen. Bettina Willner von der Bielefelder Beratungsstelle der Verbraucherzentrale NRW gibt dazu folgende Tipps:

>Putzwasser gehört in die Toilette, nicht in den Straßengully. Denn oft sind die Gullys nur an die Regenwasserkanalisation angeschlossen, so dass das Wasser von dort aus ungeklärt in Flüssen landet.

>Speisereste, Öle, Fette, Hygieneartikel, Farbenreste und Medikamente gehören nicht in die Toilette, sondern in den Restmüll oder sind sogar Sondermüll.

>Ein Ölwechsel beim Auto sollte nur in der Werkstatt erfolgen. Auch das Autowaschen am Straßenrand ist längst tabu. Denn der ölige, rußige und eventuell schwermetallhaltige Schmutz gefährdet Boden und Grundwasser.

Haushaltsgeräte

Moderne Haushaltstechnik hat wesentlich dazu beigetragen, dass der Trinkwasserverbrauch in den letzten 20 Jahren stark gesunken ist. Laut Reinhild Portmann von Miele ist der Wasserverbrauch bei den Waschmaschinen in der Zeit von 1990 bis 2012 um fast 50 Prozent und bei den Geschirrspülmaschinen um fast 60 Prozent gesunken. In den modernen Geschirrspülern beispielsweise wird das Wasser im Spülraum so verteilt, dass es wechselseitig entweder durch den mittleren oder den oberen und unteren Sprüharm geleitet wird. Neue Reinigungsmittel erlauben es wiederum, mit wenig Wasser die Wäsche gleichmäßig zu durchfeuchten, so dass die Waschmaschinen im Endeffekt weniger Wasser pro Waschgang verbrauchen.

Naturschutz

Wie wichtig ist ein sparsamer Umgang mit Trinkwasser für die Umwelt? „Relativ unwichtig", sagt Jens Korff vom Verein Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Regionalgruppe Detmold. „Die Trinkwasserentnahme in Deutschland stellt kein akutes Naturschutzproblem dar. Das wäre anders, der Trinkwasserbedarf stark steigen und dafür eine neue Talsperre gebaut würde. Talsperren sind natürlich ein gravierender Eingriff in Natur und Landschaft. Aber in Deutschland sind alle Talsperren, die man fürs Trinkwasser braucht, längst gebaut." Ein gravierendes Umweltproblem in Deutschland sei hingegen der hohe Nitrateintrag aus der Landwirtschaft ins Grundwasser und in die Bäche. Ursache sei vor allem die industrielle Tiermast mit ihren Güllefluten, so Korff. „Das Nitrat verseucht das Grundwasser und muss mit hohem Aufwand aus dem Trinkwasser entfernt werden, weil es gesundheitsschädlich ist."