Vauß-Hof im Kreis Paderborn erzeugt Öko-Strom mit innovativem Solar-Zaun

Salzkotten. Eine Kuh, die auf einer Photovoltaik-Anlage grast? Was im ersten Moment wenig kompatibel klingt, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als innovative Energiegewinnungsstrategie: Durch eine Kooperation mit der Biohaus-Stiftung und dem Energieversorger Westfalen Weser möchte die solidarische Landwirtschaft des Vauß-Hofes (SoLawi) zukünftig Elektrizität selbst erzeugen. Das Besondere: Während Photovoltaik-Module normalerweise horizontal verlegt werden, setzt der Vauß-Hof auf eine vertikale Lösung. Auf dem Acker an der Scharmeder Straße zieht sich ein 60 Meter langer Zaun Richtung Horizont: &bdquo;Die Module sind alle gebraucht und bekommen bei uns ein zweites Leben als Agri-PV-Zaun, aus dem wir dann eigenen Strom gewinnen“, erklärt Landwirt und Genossenschaftsvorsitzender Marius Pötting bei einem gemeinsamen Termin auf dem Acker. &bdquo;Wir möchten so unter anderem den Betrieb unserer Kühl- und Gewächshäuser unterstützen und unsere Pumpen für die Bewässerung unserer Pflanzen betreiben – und unsere Jungpflanzen vor den Weidetieren schützen“, fährt er mit einem Zwinkern fort. Während er erzählt, kommen immer mehr Kühe an das skurril-wirkende Bauwerk und fangen an, in der Sonne zu grasen. Weitere Hintergründe zu Solar in Paderborn: Strom für 680 Haushalte: Planung für Solarpark in Schloß Neuhaus kommt gut an Kreislaufwirtschaft als Ziel der SoLawi im Kreis Paderborn Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an Ein Beitrag geteilt von SoLawi VaussHof (@solawivausshof) Die Weiterverwendung sei nachhaltig, schone kostbare Ressourcen, spare Finanzmittel und ermögliche dem hochwertig produzierten Material ein zweites Leben: &bdquo;Bei selbst erzeugten Strom sparen wir jährlich Kosten ein. Bislang mussten wir circa 3.000 Euro an Stromkosten aufwenden, auch weil wir ab Mitte 2021 das zweite Kühlhaus zusätzlich in Betrieb genommen haben“, so Andreas Watzek. Gleichzeitig sei das eigenständige Erzeugen von Energie ein logischer Schritt für die SoLawi: &bdquo;Auch bei der Gewinnung von Energie ist unser Anspruch, nicht nur Ressourcen zu schonen, sondern auch lokal, solidarisch und eigenverantwortlich zu agieren. Das PV-Projekt ist aus unserer Perspektive ein weiteres, wichtiges Puzzleteil in unserem Kreislaufgedanken“, ergänzt Marius Pötting. Die Solidarische Landwirtschaft entstand 2016 als gemeinnützige Genossenschaft. Ziel sei es, zu einem nachhaltigem Klima- und Umweltschutz und zur Bewusstseinsbildung zu motivieren: &bdquo;Wir verfolgen eine nachhaltige und regenerative Wirtschaftsweise, verwenden ausschließlich samenfeste Gemüsesorten, nutzen gebrauchte Maschinen und Baumaterialien und setzen auf sparsamen Wasserverbrauch“, erklärt Marius Pötting. Inzwischen werde die Genossenschaft von über 350 Mitgliedern rund um Paderborn getragen und versorge wöchentlich und ganzjährig 130 Familien. Mehr zur Solidarischen Landwirtschaft in Salzkotten: Viel Publikum beim Apfelfest auf dem Vauß-Hof in Scharmede Paderborner Biohaus-Stiftung fördert Energieversorgung in der Ukraine Inspiriert sei die Kooperation durch die Arbeit der Biohaus-Stiftung in der Ukraine: &bdquo;Die Stiftung sammelt gebrauchte PV-Module und liefert sie als Hilfsgüter, um beispielsweise die Energieversorgung von Krankenhäusern zu sichern. So ist die Idee entstanden, ein ähnliches Projekt auch in Salzkotten zu starten“, erläutert Willi Ernst, Vorsitzender der Biohaus-Stiftung und Solar-Experte. Die Module stammen größtenteils aus dem deutschsprachigen Raum: &bdquo;Die Recycling-Prozesse für Photovoltaik-Anlagen sind noch nicht so weit fortgeschritten, dass gut funktionierende Zyklen flächendeckend implementiert worden sind. Wir zeigen, dass es anders gehen kann“, erklärt er. Die Platten seien weiterhin funktionstüchtig, allein der Output sei über die Zeit etwas geringer geworden: &bdquo;Messungen haben ergeben, dass die Module selbst nach 20-jähriger Benutzung noch bis zu 95 Prozent Leistung bringen können, trotzdem lohnt es aus wirtschaftlicher Perspektive mehr, die Objekte auszutauschen, um sich so beispielsweise weitere Vergütungen zu sichern“, erläutert Andreas Watzek von der SoLawi. So hilft die Biohaus-Stiftung in der Ukraine: Biohaus-Stiftung aus Paderborn bringt Solarstrom für Krankenhäuser in die Ukraine Paderborner Kooperation wirbt für mehr Nachhaltigkeit in der Solarbranche Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an Ein Beitrag geteilt von Westfalen Weser (@westfalenweser) Für viele Nutzerinnen und Nutzer rechne es sich deshalb, eine alte, noch funktionsfähige Anlage durch eine neuere, stärkere zu ersetzen: &bdquo;Ökologisch gesehen ist es eine Katastrophe, diese Module wegzuwerfen. Nur weil etwas wirtschaftlich lohnenswert ist, bedeutet das jedoch nicht automatisch, dass es sich dabei um den richtigen beziehungsweise sinnvollen Weg handelt. Hier setzen wir an,“ ergänzt Genossenschaftsmitglied Ulrich Büse. Unterstützt wurde das gesamte Projekt darüber hinaus auch vom Netzbetreiber Westfalen Weser: &bdquo;Vergangenen Sommer haben zehn Azubis des zweiten Lehrjahres einen ganzen Tag lang mehr als 300 Module gesichtet und sie auf mögliches Leistungspotenzial geprüft. Zusätzlich haben die Teams beschädigte Kabel ausgetauscht und kleine Reparaturarbeiten vorgenommen“, berichtet Andreas Watzek. Fünf Prozent der Module seien dann in die Verwertung gewandert, der Rest wurde an passende Aluminium-Schienen montiert: &bdquo;Auch die sind komplett recycelt und bekommen bei uns ein zweites Leben“, ergänzt Marius Pötting. Insgesamt habe die PV-Anlage zwar weniger Ertrag als bei herkömmlicher Platzierung, dies sei für die SoLawi jedoch nicht ausschlaggebend: &bdquo;Darauf kommt es für uns nicht an. Dadurch, dass wir durch die Zaunfläche eine Mehrfachnutzung der Fläche und Ressourcen haben, definieren wir Ertrag für uns persönlich anders“, so der Landwirt. Weitere Informationen zu Solar in OWL: Netzengpässe durch Solar-Boom: Das sollten Verbraucher wissen Recycling von PV-Modulen: Eine Chance für Paderborner Vereine Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an Ein Beitrag geteilt von SoLawi VaussHof (@solawivausshof) Die Genossenschaft plane, den Zaun weiter auszubauen: &bdquo;Mit gebrauchten Batterien wollen wir überschüssigen Strom speichern. Perspektivisch könnten dann Ladesäulen für E-Bikes und Elektroautos aufgestellt sowie Maschinen und Gartengeräte mit Akkus betrieben werden, die wir selbst laden“, so Andreas Watzek. Auch die Einspeisung ins öffentliche Netz sei möglich. Für Ulrich Büse hat das Projekt einen klaren Vorbildcharakter: &bdquo;Natürlich braucht es die entsprechende Manpower, die in unserem Fall nur über den Verein beziehungsweise die Kooperationen lösbar ist“, so das Genossenschaftsmitglied. Trotzdem sehe er viele Anknüpfungspunkte, die die Grundidee auch für andere Institutionen umsetzbar machen: &bdquo;Gebrauchte PV-Module zu recyceln und sie beispielsweise auf ein Vereinsheim zu implementieren, ist auch für Sport- oder Schützenvereine möglich“, erklärt er. Und auch darüber hinaus sehen die Projektteilnehmenden eine hohe Anschlussfähigkeit in vielen Lebensbereichen: &bdquo;Egal ob an einem Lärmschutzwall an der Autobahn oder an anderen Frei- und Zaunflächen – es gibt so viele Möglichkeiten, in die Höhe zu montieren, statt nur auf die Vertikale zu setzen“, bekräftigt Büse. Mehr zum Thema Nachhaltigkeit in Paderborn: &bdquo;Omas for Future“: Können Paderborner Baby-Boomer die Zukunft retten, Frau Weimann?

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