Häkeln und der Glaube geben Salzkottenerin ein Jahrhundert lang Halt

Salzkotten. Dora Micke feiert am 11. Januar das, was nur wenigen Menschen vergönnt ist. Sie begeht ihren 100. Geburtstag. Ein Jahrhundert, in dem sie Freude ebenso wie Leid erfahren hat, ihr aber die Ordensschwestern in Salzkotten und ihre Handarbeiten immer Halt gegeben haben. Topflappen, Handyhüllen zum Umhängen und Quadrate für Patchworkdecken liegen vor ihr auf dem Tisch. Dora Micke zeigt mit Stolz, mit welchen handwerklichen Fähigkeiten sie trotz ihres Handicaps aufwarten kann, denn all diese Dinge sind mit viel Liebe und Geschick von ihr gehäkelt worden - ganz sorgfältig und nahezu perfekt. &bdquo;Akkurat muss es schon sein. Darauf lege ich sehr viel wert“, betont sie. Wie das mit nur einem Arm geht, zeigt sie gleich anschaulich: Die Box mit dem Häkelgarn liegt auf ihrem Schoß, das zu bearbeitende Stück klemmt sie unter ihren Stumpf des linken amputierten Armes und mit ihrer rechten Hand beginnt sie zu häkeln. &bdquo;Ganz einfach“, lächelt sie und erzählt: &bdquo;Mit einer kleinen Tasche für Taschentücher hat es hier in St. Clara angefangen. Da brauchte jemand etwas, damit die Packung nicht immer rumliegt und mitgenommen werden konnte. Daraus entstanden ist dann die Handytasche. Schade ist nur, dass ich das Band zum Umhängen nicht selbst festnähen kann.“ Nach der Geburt musste der linke Arm amputiert werden Seit ihrer Geburt geht sie durch die Amputation des linken Armes mit einer Körperbehinderung durchs Leben. Früh verstarb ihre Mutter und so fand sie schon als 14-Jährige im Jahr 1939 den Weg ins Josefshaus Lipperode. Hier wurden bereits seit 1921 aus christlichem Engagement körperbehinderte, junge Mädchen durch eine qualifizierte Ausbildung durch Ordensschwestern, durch die Franziskanerinnen aus Salzkotten, auf das Leben vorbereitet. Ebenso Micke, die hier den Beruf der Stickerin erlernte. In den Wirrungen der NS-Zeit schloss sie ihre Ausbildung 1942 sehr erfolgreich ab, wurde anschließend als Mitarbeiterin übernommen und unterstützte fortan die Ordensschwestern bei der Ausbildung der jugendlichen Bewohnerinnen. Auch nach Eintritt in den Ruhestand und dem Weggang der Salzkottener Ordensschwestern blieb sie im Josefshaus Lipperode wohnen. &bdquo;84 Jahre war Lipperode mein Zuhause“, erzählt sie ein bisschen mit Wehmut. Sie pflegte ihre vielfältigen Beziehungen und Freundschaften im Ort. Dabei ging sie immer mit großem Eifer ihrem Hobby nach und saß Tag für Tag in ihrem kleinen Nähzimmer, um wertvolle Handarbeiten für die verschiedenen Basare herzustellen. Das Nähen hatte sie sich, mit Unterstützung, selbst beigebracht. Ihre kreativen Arbeiten waren im weiten Umkreis bekannt und begehrt. Die beträchtlichen Erlöse spendete sie immer an den Freundes- und Fördererverein für das Josefshaus und somit den Bewohnern des Hauses. Im Altenheim kümmert sie sich auch gerne um andere Mitbewohner Seit Oktober 2022 wohnt sie nun im Altenheim St. Clara in Salzkotten. Durch einen Sturz, anschließende Krankenhausaufenthalte und erhöhten Pflegebedarf ist sie inzwischen auf einen Rollstuhl angewiesen und dies war in Lipperode nicht mehr zu leisten. In der ersten Zeit habe sie ein bisschen mit der neuen Situation gehadert, aber dank ihres starken Willens, vielen aufmunternden Worten und letztendlich durch die wiederaufgenommenen Häkelarbeiten habe sie sich in ihrem neuen Heim gut eingewöhnt. Da sie in ihrem Leben sehr von den Ordensschwestern des Franziskanerordens geprägt worden ist, ist es ihr wichtig, ihren Glauben zu leben. Wann immer es möglich ist, nimmt sie im Seniorenhaus an den Gottesdiensten teil oder verfolgt die Übertragung am Bildschirm in ihrem Zimmer. Ebenso möchte sie nicht auf das tägliche Rosenkranzgebet zusammen mit den Ordensschwestern und anderen Mitbewohnern verzichten. Wenn sie nicht gerade Besuch im Altenheim erhält, kümmert sie sich auch gerne um andere Mitbewohner und trifft sich mit diesen, um sich zu unterhalten. Oder sie macht sich das Radio an und häkelt mit einer erstaunlichen Fertigkeit eben diese kleinen Geschenke. Ihren Ehrentag wird Dora Micke mit Freunden und Bekannten mit einem Dankgottesdienst um 13 Uhr in der Mutterhauskirche begehen. Anschließend gibt es einen Empfang und Kaffeetrinken in der Cafeteria des Altenheims St. Clara.

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