"Hinters Licht geführt worden": Senioren verlieren in Salzkotten ihr Zuhause

Salzkotten. Die Entscheidung kommt kurzfristig und sie löst mindestens Verwunderung bei noch zehn Bewohnern und ganz sicher viel Stress bei Angehörigen aus: Die Salzkottener Senioreneinrichtung &bdquo;Marienheim“ an der Paderborner Straße schließt überraschend zum 31. Dezember. Entsprechende Informationen der Neuen Westfälischen bestätigt der Geschäftsführer der Marienheim gGmbH, André Dieks. Öffentlich gemacht wurde der Entschluss Ende Oktober im Heimbeirat, am 2. November wurden die Angehörigen informiert. Die Einrichtung mit 32 Plätzen hätte renoviert werden müssen und wäre selbst dann nicht mehr rentabel zu betreiben – überdies sei die Personalakquise schwierig, begründet Dieks. Er sagt: &bdquo;Es ist ein schwerer Schritt, wenn wir für Menschen das Zuhause schließen müssen.“ Das Marienheim zählt zum &bdquo;Verbund katholische Altenhilfe Paderborn“ (VkA), der 26 Einrichtungen in Westfalen betreibt und sich im Leitbild auf die christlichen Werte bezieht. Als reichlich unchristlich empfinden nun aber manche Angehörige die Kurzfristigkeit der Schließungs-Entscheidung. Eine Familie, die der Redaktion bekannt ist, aber anonym bleiben möchte, ist sauer, dass kurz vor der Adventszeit eine solch unbesinnliche Botschaft ins Haus geflattert ist. Sie hatte den Pflegeplatz bewusst ausgewählt, weil die Wohnung ein separates Schlafzimmer und damit trotz des Heimcharakters auch noch Gemütlichkeit bot. Nun steht unmissverständlich der Auszug bevor. Nach Dieks Angaben seien bis Mittwoch noch neun Menschen ohne Anschlussunterkunft gewesen, am Donnerstag noch fünf. Mehrere Bewohner zogen zuletzt aus Das Aus für das Marienheim hatte sich nach Außen nur zart angekündigt. Über die vergangenen Monate sei die Bewohnerzahl aus Personalgründen bereits reduziert worden, bestätigt Dieks, gleichzeitig habe es intern Überlegungen für andere Nutzungskonzepte als Senioreneinrichtung gegeben: &bdquo;Sie ließen sich aber nicht realisieren.“ Wie es mit dem Gebäude weitergeht, stehe noch nicht fest. Über die vergangenen Monate verließen Bewohnerinnen und Bewohner das Haus, die obere Etage wurde leer. Einige zogen in den benachbarten Neubau &bdquo;Marienheim Pflege + Wohnen“, andere fanden anderswo Plätze. Dieks sieht sich und sein Haus in der Pflicht und der Verantwortung, &bdquo;allen verbliebenen Bewohnerinnen und Bewohnern, ein adäquates Angebot zu machen“. Er führe Gespräche und es würden &bdquo;individuelle Lösungen“ für die Familien gesucht. Während manche Angehörigen jetzt mit Wut im Bauch und unter großem Druck andere Einrichtungen abtelefonieren, gibt Dieks zu: &bdquo;Ich verstehe, dass die Familien unsere Ankündigung als kurzfristig empfinden und wir haben auch Verständnis für den Unmut.“ Am Entschluss ändert das aber nichts. Ein Platz auf der Warteliste als "das Höchste der Gefühle" Bei manchen Bewohnern macht sich vor allem Sorge breit: Die Familie, die anonym bleiben möchte, berichtet davon, dass ihr Liebster täglich anruft, um sich zu erkundigen, ob schon ein neuer Platz gefunden sei. &bdquo;Aber so einfach geht das in der nächsten Umgebung nicht. Das bekommen wir jetzt mit. Wenn wir irgendwo anrufen, ist oft ein Platz auf der Warteliste das Höchste der Gefühle“, heißt es von den Angehörigen. Der VkA als Träger betreibt direkt neben dem nun schließenden Marienheim einen Neubau mit dem Namen &bdquo;Marienheim Pflege + Wohnen“. Er löste im April 2022 das Clara-Pfänder-Haus ab, das auf der gegenüberliegenden Straßenseite zuletzt auch von der VkA als Senioreneinrichtung betrieben worden war. Dieses Haus war vor seiner Nutzung für die Senioren eines der Krankenhäuser in der Sälzerstadt. Da die Betriebserlaubnis für das Clara-Pfänder-Haus auslief, baute der VkA neu. Zur Eröffnung des Baus, der zwischen dem alten Marienheim und dem Mutterhaus der Franziskanerinnen liegt, segnete Weihbischof Manfred Grothe Haus und Menschen. Die Einrichtung bietet 44 Plätze für Pflegebedürftige sowie fünf barrierefreie Wohnungen. Aktuell gelte dort, dass die Bewohner des alten Marienheims bei den Neuaufnahmen Priorität vor externen Senioren genössen, erklärt Dieks. Die Ungewissheit lässt jedoch Angehörige sauer zurück. Manche vermuten, dass der VkA schon lange von der Schließung wusste. Sie glauben: &bdquo;Wir sind hinters Licht geführt worden – und das ist absolut nicht christlich.“

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