Analyse überrascht Experten: Kokain hinterlässt deutliche Spuren im Paderborner Abwasser

Paderborn. Drogenkonsum hinterlässt Spuren – auch im Abwasser. Den wachsenden Paderborner Kokainmarkt haben die Neue Westfälische und Radio Hochstift in einer gemeinsamen Recherche und mit einer Themenwoche aufgegriffen. Exklusiv für diese Recherche fand in Paderborn eine Premiere statt: Der Stadtentwässerungsbetrieb Paderborn (Steb) beauftragte ein Drogenmonitoring des Abwassers. Jetzt stehen die Ergebnisse fest. Im Paderborner Klärwerk wurde am Wochenende rund um den 1. Mai eine sogenannte 72-Stunden-Mischprobe entnommen. Diese wurde anschließend in ein Labor nach Peine geschickt. Von dort ging die Reise weiter in ein spezialisiertes Sub-Labor in Frankreich. Die Ergebnisse überraschen die Experten. So lief das Abwasser-Monitoring in Paderborn Drei bis vier Badewannen an Abwasser fließen jede Sekunde ins Klärwerk. Es kommt aus Paderborn inklusive aller Ortsteile, erklärt Daniel Plath, Abteilungsleiter des Klärbetriebs beim Steb. Abwasser verrät eine Menge. Es kann zeigen, was die Paderborner gegessen haben und Krankheiten nachweisen. Es zeigt aber auch, welche Drogen in Paderborn konsumiert wurden. Aus den rund drei Litern der 72-Stunden-Mischprobe im Mai wurde unter anderem die Substanz Benzoylecgonin herausgefiltert. Es ist das Haupt-Abbauprodukt von Kokain und ist im Abwasser stabil messbar. Plath betont aber auch: &bdquo;In diesem Fall bleibt es bei einer Stichprobe. Man bräuchte Proben von allen Wochentagen und von verschiedenen Jahreszeiten, um Rückschlüsse ziehen zu können, die repräsentativ sind.“ Die Mischprobe am Wochenende zu nehmen, habe der Steb bewusst entschieden: &bdquo;Das war ein verlängertes Maiwochenende, wo man schon mal eher vermutet, dass auch einige Partys in der Stadt gefeiert werden.“ Mehr zu diesem Thema: Kokain-Konsum in Paderborn auf Rekordhoch: So viel verdient ein Dealer an Koks Das Ergebnis für Paderborn Im Schnitt fanden sich pro 1.000 Einwohner pro Tag 560 Milligramm des Hauptabbauprodukts von Kokain im Urin. Umgerechnet entspricht das laut Plath ungefähr 32 Kilogramm Kokain pro Jahr, die im Abwasser landen. Knapp 800 Menschen konsumieren nach Auswertung der Abwassermonitoring-Stichprobe in Paderborn täglich Kokain. Die Zahl sei jedoch mit Vorsicht zu bewerten, sagt Rolf Vogel, Amtsarzt im Gesundheitsamt des Kreises Paderborn. Sie gilt nur, wenn alle Konsumentinnen und Konsumenten die gleiche Menge zu sich nehmen. Alle Artikel zur Themenwoche Kokain: Unser Fokus auf den Kreis Paderborn Einordnung des Gesundheitsamtes im Kreis Paderborn Rolf Vogel gehört auch zu den Ärzten, die eine medizinische Sprechstunde in Paderborn für Obdachlose anbieten. Dort sei der wachsende Kokainkonsum ebenfalls ein Thema, da es eine große Schnittmenge zwischen Drogenkonsumenten und Obdachlosen gibt. Das Ergebnis des Abwasser-Monitorings überrascht Rolf Vogel. Die Zahlen seien vergleichbar mit anderen Großstädten im nord- und westdeutschen Raum. &bdquo;Ich hatte mich noch der Illusion hingegeben, dass Paderborn vielleicht noch ein bisschen geschützter oder mehr ein Ort der Seligen ist.“ Mit Blick auf die Werte sei jedoch nicht bestreitbar, dass Paderborn einen relevanten Kokainkonsum hat, der mit Hannover und Dortmund vergleichbar ist. Vogel schlussfolgert: &bdquo;Wir sind also eine ganz normale Großstadt mit den ganz normalen Problemen, die andere Großstädte in unserem Bereich haben. Da wäre es wünschenswert, dass wir mehr in die Prävention und in die Aufklärung einsteigen.“ Andere Großstädte kontrollieren ihr Abwasser regelmäßig auf Drogen. Europaweit machen laut Vogel 127 Städte mit. Sie kontrollieren – unter anderem die Substanz Benzoylecgonin – nach einem einheitlichen Prüfprotokoll. Zudem wird die Probe-Entnahme nicht nur ein Mal gemacht, sondern standardmäßig einmal im Jahr. Lesen Sie mehr: Zwei Paderborner über ihren Kokain-Konsum: &bdquo;Ein Albtraum, aus dem ich aufwachen möchte“

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