Paderborner Traditionsgeschäft feiert Jubiläum: Betten Wegener wird 175 Jahre

Paderborn. Etwa ein Drittel seiner Zeit verbringt der Mensch im Bett. Das sind aufs Leben gerechnet etliche Jahre. Seit vielen Jahren eine feste Adresse für alles rund ums Schlafen ist in Paderborn Betten Wegener. Das Fachgeschäft feiert in Kürze ein seltenes Jubiläum: 175 Jahre. Den besten Überblick über die Unternehmensgeschichte hat Günter Roggel. Der 72-Jährige ist Vermieter, sein Großvater sowie seine Tante haben den Laden einst geführt. Gegründet wurde er im Jahr 1850 als Betten-, Aussteuer- und Möbelgeschäft mit dem Firmenschild &bdquo;Brüning und Cramer“ am Kettenplatz, sagt Roggel, der zu seiner Familie im Stadt- und Kreisarchiv recherchiert hat. Kettenplatz – kein Begriff? Es ist der heutige Marienplatz. Da der Gründer nur zwei Jahre später starb, übernahm dessen Sohn Friedrich Brüning und blieb ab 1858 und nach dem Ausscheiden des Teilhabers Cramer alleiniger Inhaber. 1893 übernahm dann der langjährige Angestellte Hermann Schräder die Firma, der zugleich die Möbelabteilung aufgab. Seit dieser Zeit ist es ein Fachgeschäft ausschließlich für Betten und Aussteuergegenstände. Ein Durchbruch – und das Paderborner Geschäft blüht auf Ein wichtiger Schritt folgte zum 1. August 1902: Das Geschäft zog um in den Schildern 11. Knapp fünf Jahre später, am 1. Oktober 1907, kaufte es Franz Wegener, der Großvater von Günter Roggel, von der Witwe des zuvor gestorbenen Inhabers Schräder. Etwa 20 Jahre später wurde die Ladenfläche zu klein und das Nachbarhaus Schildern 13 hinzugekauft. Mit einem Durchbruch wurde das Geschäft vergrößert und modern umgebaut. &bdquo;Das Geschäft blühte auf“, sagt Roggel. Nach Franz Wegeners Tod im Jahr 1936 wurde seine Frau Mathilde Unternehmenschefin. Ihr Sohn Hans, der das Geschäft hätte übernehmen sollen, starb 1942 als Soldat im Krieg. Auch das Geschäft selbst wurde im Krieg – wie ein Großteil Paderborns – in zwei Etappen getroffen. Seltenes Jubiläum: Firma Budde aus Paderborn feiert 275-jähriges Bestehen Nach Kriegsende wurde zunächst ein Ausweichlager an der Kasseler Straße bezogen, bis Ende 1948 der Verkauf im Schildern wieder aufgenommen werden konnte. Noch in Trümmern wohlgemerkt. Ein Neubau, bei dem Kriegshäftlinge mithalfen, entstand in den Jahren 1948 bis 1955. Dabei wurde zunächst das Erdgeschoss fertiggestellt, das im August 1950 zum Verkaufsraum wurde. Später leitete Margarete Rehmann – Schwester von Hans Wegener – das Geschäft. Ihr beiseite stand dabei ihre Schwester Ria Wegener. Wegener steht in Paderborn dran, ist aber nicht mehr drin Zur Geschichte des Unternehmens gehört aber auch, dass der Name Wegener zwar seit ganz vielen Jahren am Geschäft steht, dies aber bereits ab August 1974 nicht mehr von der Familie Wegener betrieben wird. Es hatte sich einfach keine Nachfolge gefunden, sagt Roggel. Er selbst habe zwar kurz überlegt, das Geschäft zu übernehmen, sich dann aber dagegen entschieden. Er wisse auch nicht, ob es ihm gelungen wäre, das Geschäft in die heutige Zeit zu führen. Stattdessen wurde er Lehrer und unterrichtete vor allem am Warburger Hüffertgymnasium. So erfolgte die Übergabe an das Bettenhaus Arthur Korten in Bochum. Am 1. September 1987 wurde das Paderborner Geschäft dann durch den Unternehmer Rüdiger Baretti aus Gütersloh übernommen, der die Fläche noch einmal erweiterte. Bis heute ist Betten Wegener ein Teil von Baretti. Die Firma hatte etwa zeitgleich mit dem Geschäft im Schildern mehrere Bettenhäuser in der Region übernommen und vereint unter ihrem Dach heute sieben Standorte, die fortlaufend modernisiert werden. Jahrelange Entwicklung: Schwierige Zeiten für Fachgeschäfte in der Paderborner Innenstadt 1988 gab es in Paderborn den ersten Umbau, bei dem der komplette Eingangsbereich umgestaltet wurde, sagt Baretti-Prokurist Michael Reinsch. Seitdem wurde das Geschäft immer wieder zeitgemäß umgebaut. Zuletzt modernisiert wurde vor zwei Jahren die Fassade – mit einem Schaufenster im wahren Wortsinn, das den Blick in den Laden ermöglicht. Im Paderborner Fachgeschäft gibt es hochwertige Waren Wie Reinsch sagt, heißt keines der sieben Häuser Baretti. &bdquo;Es gibt aber Baretti-Kollektionen. Dabei habe man sich beim Bettenhaus Wegener – wie auch bei den anderen sechs Standorten – &bdquo;irgendwann im hochpreisigen Bereich positioniert“. Für dieses hochwertige Segment gebe es auch einen Markt. Die einzelnen Standorte haben jedoch Besonderheiten. In Paderborn zählt etwa Tischwäsche zum Sortiment. Also Tischdecken. In dem etwa 260 Quadratmeter großen Paderborner Fachgeschäft verkaufen insgesamt sechs Mitarbeitende Bettwaren, Schlafsysteme und Heimtextilien. Bis vor zwölf Jahren stand hier auch noch eine Bettenreinigungsmaschine – mittlerweile hat Baretti nur noch ein Exemplar davon in Gütersloh. Was es aber auch in Paderborn noch gibt, ist die Sonderanfertigung für Wunschmaße von Betten oder Kissen und auch Spezialfüllungen. &bdquo;Das wird noch gerne in Anspruch genommen“, sagt Hausleiterin Cornelia Höveken, die hier seit bald 40 Jahren tätig ist. Erst Stammgast, jetzt Chefin: Besonderes Geschäft in Paderborn hat neue Gastgeberin Wegener ist heute das letzte Bettenfachgeschäft in der Paderborner City. &bdquo;Ich glaube schon, dass ein solches Fachgeschäft eine Zukunft hat“, sagt Reinsch. Die Kunden kommen laut Hausleiterin Höveken nicht nur aus Paderborn, sondern auch aus dem Sauerland oder den Nachbarkreisen Soest, Höxter und Lippe angefahren. Die weiteste Lieferung geht aus Paderborn in die USA Die weiteste Lieferung mit eigenem Personal ging an jemanden aus Paderborn, der etwas für seine Ferienwohnung am Timmendorfer Strand an der Ostsee bestellt hatte. Per Versand ging Bettwäsche auch schon in die USA: an eine aus Paderborn stammende Familie, die in Utah lebt – und an eine Kundin in Texas.

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